Er war da natürlich viel „am Planen dran“. Aber dass „Bang Boom Bang“ ein solches Phänomen werden würde, hätte Peter Thorwarth selbst nicht geahnt. Das hat der Unnaer Regisseur dieses Jahr im Gespräch mit unserer Redaktion verraten. Die Gangsterkomödie, die Thorwarth als sein Leinwanddebüt in und um Unna drehte, hat Kultstatus – inzwischen seit 25 Jahren.
Noch immer läuft der Film regelmäßig im Bochumer UCI. Ab und an bietet ein Filmfreund Touren zu den Drehorten an. Vor allem aber hat „Bang Boom Bang“ einen Platz im kollektiven Gedächtnis einer ganzen Region erlangt. Es ist ein Film zum Mitsprechen, selbst für diejenigen, die ihn seit Jahren nicht gesehen haben.
Was den Mythos um „Bang Boom Bang“ ausmacht, lässt sich erklären – wenn auch nur teilweise.
Bang Boom Bang ist vor allem ein regionales Phänomen
Peter Thorwarth stammt aus Unna und hat die Geschichte von Keek und Kalle ganz bewusst in seiner Heimatstadt angesiedelt. Er hatte das Empfinden, dass sich der Film in Deutschland zu sehr vom Publikum entferne, erklärte er in der Rückschau. Also siedelte Thorwarth seine groteske Story nicht etwa im schicken Großstadtmilieu Münchens an, sondern im Ruhrgebiet, wo die Menschen derb und offen sind. Außerdem seien es viele Erfahrungen aus seiner Jugend gewesen, die als geballte Inspiration erst in sein Drehbuch und dann in den Film eingeflossen waren.
Seine Figuren haben etwas Karikaturenhaftes und gerade für Außenstehende mögen sie arg überzeichnet wirken. Aber wer im Revier oder seinen Randgebieten aufgewachsen ist, der fühlt sich von ihnen unwillkürlich erinnert an Menschen, die ihm wirklich einmal begegnet sind. Der prollige Kalle, der kauzige Schlucke und der schmierige Kampmann – Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind wahrscheinlich.

Einige Anspielungen im Film entdecken eher Insider. Andere sind offensichtlicher: Als Kampmann Junior seinen BMW zertrümmert vom Einschlag des gestohlenen Firmentresors vorfindet, will er gleich den Pianka anrufen, um sich den neuen Z3 bestellen zu lassen – ein Hinweis auf Manfred Pianka, unter dessen Namen die Automarke seinerzeit in Unna vertreten war.
Die Premiere in Höhmanns Filmcenter war wie ein Klassentreffen
Peter Thorwarth drehte nicht nur an Schauplätzen in und um Unna, er band auch viele Einheimische als Komparsen mit ein. Allein bei der Fußball-Szene am Hertinger Tor sollen etwa 400 Statisten vor Ort gewesen sein. Gefühlt kann jeder Unnaer von den Dreharbeiten erzählen. Oder er kann von jemandem erzählen, der von den Dreharbeiten erzählen kann. Zur Premiere in Höhmanns Kino an der Massener Straße waren die Mitwirkenden eingeladen. Es war wie ein Klassentreffen, bei dem man in Erinnerungen an die letzte Klassenfahrt schwelgen konnte.

Viele Zitate sind in den Sprachgebrauch übergegangen
Das starke Lokalkolorit mag den Legendenstatus in der Region erklären. Doch inzwischen gibt es beispielsweise einen „Bang-Boom-Bang-Zitate-Thread“ auf der Internetseite des SV Werder Bremen (!). Peter Thorwarth muss auch losgelöst von seiner regionalen Einbettung vieles richtig gemacht haben.
Die Zitate sind ein Thema für sich. Etliche Seiten im Netz listen die besten von ihnen für den Schnellzugriff auf. Viele von ihnen sind in den Sprachgebrauch übergegangen. „Ich bin da gerade was am Planen dran“ ist inzwischen Bürosprache im Ruhrgebiet. „90 Minuten Hardcore, echte Gefühle“, haben sich Fußballfangruppen auch abseits der Revierclubs zu eigen gemacht. Und selbst auf der Pferderennbahn ist es eine Binsenweisheit: Setze niemals auf Horst.
Wie der Neuling Peter Thorwarth an die großen Stars gekommen ist
Erstaunlich wirkt auf den ersten Blick, welches Staraufgebot der beim Dreh gerade erst 27-jährige Thorwarth bei seinem Leinwanddebüt aufbieten konnte. Martin Semmelrogge, Diether Krebs, Ralf Richter, Oliver Korittke, Alexandra Neldel, Willi Thomczyk, Hilmi Sözer und in sehr kleinen Rollen auch Til Schweiger und Ingolf Lück – Thorwarth gewann eine bunte Mischung aus anerkannten Darstellern und zur damaligen Zeit angesagten Durchstartern. Und für die allermeisten Rollen fand er Besetzungen, die man sich passender nicht hätte vorstellen können. Besser, als es der Bang-Boom-Bang-Cast getan hat, hätte man Kalle, Keek, Schlucke, Kampmann und Co. nicht darstellen können.
Wie es Peter Thorwarth gelungen ist, eine solche Besetzung hinzubekommen, schildert er in der Rückschau mit reichlich Understatement. Diether Krebs, Ralf Richter und Willi Thomczyk hatten schon an der Kurzfilmfassung von „Was nicht passt, wird passend gemacht“ mitgewirkt. Mit ihrer Zusage für „Bang Boom Bang“ sei das Casting dann zum Selbstläufer geworden. Ralf Richter und Martin Semmelrogge sind privat befreundet. Die beiden Skater, die in einer Szene Keeks grünen Ford Taunus demolieren, sind im echten Leben die Söhne der beiden.

Was Thorwarth dabei unterschlägt, dürfte aber auch ein gewisses Talent sein, mit Menschen in Kontakt zu kommen und dabei Glückstreffer zu landen. Für einen Nachdreh zur Fußballszene mit Til Schweiger, der wegen eines Wintereinbruchs im beheizten Münchener Olympiastadion stattfand, fand sich ein lokales Fußballtalent, das sich dann als Schlagzeuger der „Sportfreunde Stiller“ entpuppte.
Den Soundtrack des Films dominieren die H-Blockx, weil Thorwarth dessen Frontmann Henning Wehland bei einem Ärzte-Konzert in Unna erkannt und angesprochen hat.
Dass Keek und Andy im Film den Song „Mit 18“ von Marius Müller-Westernhagen singen dürfen, hängt ebenfalls mit den Überzeugungskünsten Peter Thorwarths zusammen. Westernhagen hatte bis dahin noch nie einen Titel für einen Film freigegeben, in dem er nicht selbst mitgespielt hat. Thorwarth erhielt die Zusage auf einer Party binnen fünf Minuten.
Kinogala „25 Jahre Bang Boom Bang“ in Unna
Das Unerklärliche
Rezepte, die bei „Bang Boom Bang“ funktioniert haben, wendete Thorwarth auch bei den anderen beiden Filmen seiner „Unna-Trilogie“ an. Die Kinofassung von „Was nicht passt, wird passend gemacht“ war kommerziell sogar erfolgreicher. Und doch kommen die Komödie aus dem Bauarbeitermilieu und das in der Schickeria angesiedelte „Goldene Zeiten“ nicht an den Charme von „Bang Boom Bang“ heran.
Thorwarth selbst hat einige Vermutungen, woran es gelegen haben könnte. „Was nicht passt...“ habe er eher auf Druck der Produktionsfirma und vermutlich auch etwas uninspiriert gedreht, räumt er ein. In „Bang Boom Bang“ stecke dagegen die geballte Inspiration seiner Jugendjahre.
Und: Während vor der Kamera Routiniers standen, bestand das Team durchweg aus jungen Leuten, die sehr ambitioniert gewesen seien. „Da waren keine alten Hasen dran, die das einfach so heruntergedreht hätten“, erklärt Thorwarth. Reproduzieren lässt sich ein Erfolg wie der von „Bang Boom Bang“ auch damit nicht. Der Film ist einfach ein Phänomen – für seinen Macher selbst unfassbar. Das 25. Jubiläum wurde in Unna im August 2024 mit einer Kinogala groß gefeiert – mehr Artikel und Videos rund um den Film unter hellwegeranzeiger.de/bangboombang.
Hinweis der Redaktion: Dieser zuerst am 9. August veröffentlichte Artikel ist im Rahmen des Jahresrückblicks 2024 erneut erschienen.

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Video: Die Bang-Boom-Bang-Gala im „Re-Live“: Roter Teppich und ein grüner Taunus