Ungefähr 50 Besucher trotzen dem Dauerregen, der auch das Schalker Vereinsgelände in ein sehr ungemütliches Terrain verwandelt. Weil die Trainingseinheit am Mittwoch einem Gewitter zum Opfer gefallen und zahlreiche Fans vergebens angereist waren, hat Schalke auch das Training am Donnerstag öffentlich und damit für Zuschauer zugänglich gemacht.
Diskussionen am Rande der Bande
Es ist der Tag danach: Am Mittwoch hatte Schalke bekannt gegeben, dass sich die Wege des Vereins und von Trainer Kees van Wonderen am Saisonende trennen werden. Und während der Niederländer gemeinsam mit seinem Assistenten Robert Molenaar, für den dann ebenfalls Schicht auf Schalke sein wird, unverdrossen Kommandos auf den Rasen des Parkstadions Richtung der Spieler schickt, wird am Rande der Bande über das vorzeitige „Aus“ für van Wonderen diskutiert.
„Menschlich ein Verlust...“
Die großen Emotionen bleiben dabei aus, daran, dass Trainer auf Schalke ihre Verträge nicht erfüllen, hat man sich längst gewöhnt - der letzte dieser Art war Huub Stevens, dessen erste Amtszeit nach sechs Jahren „ordnungsgemäß“ im Jahr 2002 endete. Kees van Wonderen hat es am Saisonende gerade mal auf ein dreiviertel Jahr gebracht, und die große Trauer über seinen vorzeitigen Weggang bricht hier rund um den Trainingsplatz und auch in den „sozialen Netzwerken“ nicht aus: „Menschlich ist es ein Verlust, aber sportlich ist die Entscheidung nachvollziehbar“, lautet der Tenor zusammengefasst.
„... sportlich nachvollziehbar“
„Er ist mir sehr sympathisch. Aber wenn man mal ganz ehrlich ist: Er wird mit Schalke zwar den Klassenerhalt schaffen. Aber viel mehr dann eben auch nicht. Unterm Strich ist mir das zu wenig“, sagt beispielsweise Schalke-Fan Robert aus Bottrop, der nun viel mehr gespannt auf den Trainer ist, den die Königsblauen als Nachfolger präsentieren: „Es wäre aus meiner Sicht schon wünschenswert, wenn es hier mal wieder einer länger als ein knappes Jahr schaffen würde...“

„Ein anderes Profil“
Aber welche Art Trainer suchen die Königsblauen überhaupt? Auf jeden Fall „ein anderes Profil“, wie Kees van Wonderen in seinem Gespräch mit Sportvorstand Frank Baumann und Sportdirektor Youri Mulder erfahren musste. Der Verein ist dabei, eine „DNA“ für neue Spieler zu entwickeln: Sie sollen mutig sein, zielstrebig im Spiel nach vorn und fix bei der Balleroberung.
Auch in „Rot“ erkennbar sein
Diese „DNA“ müsste dann natürlich auch der neue Trainer forcieren, der eine ganz klare Handschrift haben soll. Schalke müsse auch dann erkennbar sein, wenn die Mannschaft rote Leibchen ohne aufgedruckte Spielernamen tragen würde. Was einen eigenen Spielstil betrifft, fallen einem da spontan Namen wie Tim Walter (Ex-HSV), Christian Titz (Magdeburg), Lukas Kwasniok (er wird Paderborn verlassen) oder auch Horst Steffen ein, der mit „Underdog“ Elversberg die Zweite Liga aufmischt.
Braucht S04 nur neuen Trainer?
Man wolle sich, so Youri Mulder, mit der Trainersuche Zeit lassen. Aber die könnte schon bald drängen: Denn zu dem neuen Trainer und der gewünschten DNA bräuchte Schalke dann ja auch noch die passenden Spieler.
Van Wonderen will „genießen“
Kees van Wonderen will seine letzten vier Spiele mit Schalke (in Kaiserslautern, gegen Paderborn, in Düsseldorf, gegen Elversberg) jedenfalls „noch genießen“. Auch bei der Pressekonferenz am Freitag möchte Kees van Wonderen eigentlich nur Fragen zum Spiel in Kaiserslautern beantworten. Niemand soll ihm vorwerfen, er wäre nicht bis zum Schluss bei der Sache. Zu den 40 Punkten, die er mit Schalke erreichen will, fehlen ja auch noch zwei Zähler.