Die UEFA Fußball-Meisterschaft bringt im Juni zahlreiche Fans aus ganz Europa nach Deutschland. Dortmund wird sechs Spiele beherbergen, darunter ein Halbfinale. Seit Deutschland im Dezember als Gastgeber ausgewählt wurde, steigen die Unterkunftskosten stark an, auch über die Stadtgrenzen Dortmunds hinaus – und damit auch in Schwerte.
Hotelpreise Schwerte: Steigerung bis zu 200 Prozent
Insgesamt ist die Situation hier vor Ort lange nicht so dramatisch wie im Raum Dortmund. So berichteten mehrere der Schwerter Hoteliers, dass sich das Maß an Anfragen noch bedeckt halten würde. Da der Ticketverkauf der sogenannten „K.O.-Phase“ aber auch erst noch ansteht, könnte sich das schnell ändern.
Dennoch ist die Preiserhöhung bereits zum jetzigen Zeitpunkt deutlich spürbar. Man kann im Durchschnitt von einer Steigerung von mindestens 150 Prozent bis 200 Prozent ausgehen, vereinzelt noch höher.
Ein kurzer Blick auf Booking.com (offizieller Partner der UEFA) bestätigt dies ebenfalls (Stand 26.3.; Hinweis der Red.: Die Preise können sich noch stetig verändern). Die katholische Akademie Schwerte bietet beispielsweise während der EM vom 28. bis 30. Juni ein Zimmer für zwei Personen für 869 Euro an, während es im April nur 224 Euro kostet.
Dreifache Preissteigerung
Möchte man jedoch zentraler gelegen sein, ändert sich die Situation. Das Hotel Reichshof in der Bahnhofstraße verlangt im Mai (24. bis 26.5.) 268 Euro für ein Wochenende zu zweit, aber mit Beginn des Fußball-Spektakels steigt der Preis auf 988 Euro (14. bis 16. Juni), eine Steigerung um mehr als das dreifache. Auf direkte Nachfrage unserer Redaktion, warum sich der Preis so stark erhöht, wollte man nicht antworten.

Viele Betreiber von Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen in Schwerte sind noch unentschlossen, wie sie auf das Mega-Event reagieren sollen. Gegenseitige Absprachen und das Entwickeln gemeinsamer Strategien sollen die Lösung sein. Der Blick nach Dortmund habe das wohl klargemacht, wie uns vonseiten des Schwerter Stadtmarketings berichtet wurde. Anfragen für den Zeitraum der Europa-Meisterschaft habe man nämlich schon viele bekommen, bestätigte zum Beispiel die Inhaberin des Hotels Hiddemann, Ljubica Tunjic.
Auch auf Airbnb, wo privat Zimmer online angeboten werden, ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Dort steigen die Kosten bis jetzt für eine Nacht um knapp 50 bis 100 Prozent. So kostet die Ferienwohnung „Ruhrtal living“ beispielsweise anstatt 80 Euro zur EM 150 Euro. Oder ein „Stilvolles Privatzimmer in Schwerte-Westhofen“ kostet nicht mehr 37 Euro pro Nacht, sondern 70 Euro während der EM.
Ausnahmen machen die Regel: So sagte zum Beispiel Ostentor-Inhaber Dennis Halas, da man mit 13 Zimmern ohnehin nur über geringe Kapazitäten verfüge und die Treue gegenüber der Stammkundschaft Priorität habe, dass die Preise auch mit Ankunft der EM unverändert bleiben sollen.
Preisentwicklung Dortmund
Im Raum Dortmund scheint diese Entwicklung weitaus drastischer zu verlaufen, wie der kurze Blick auf Booking.com bestätigt. Hotelpreise sind im Durchschnitt um das Fünf- bis Siebenfache gestiegen, teilweise um mehr als das Zehnfache. Zum Beispiel kostet ein Hotelzimmer beim Basecamp Hotel Dortmund für zwei Personen und zwei Nächte am ersten Wochenende der Meisterschaft (14. bis 16. Juni) in der Dortmunder Stadtmitte 1105 Euro. Eine Woche davor kostet dasselbe Zimmer im gleichen Rahmen nur 178 Euro. Und das ist kein Einzelfall. Ein Spitzenreiter stellt beispielsweise das Hotel LivInn dar, hier kostet ein Zimmer für ein Wochenende im April 172 Euro, hingegen am ersten EM-Wochenende 2042 Euro.
Perspektivwechsel Hoteliers
Die Hotelbranche hat während der Corona-Krise stark gelitten. Sowohl private als auch geschäftliche Reisen fielen weitgehend weg. Leere Zimmer und steigende Kosten für Hygienemaßnahmen haben einige Hoteliers in den Bankrott getrieben. Eine starke Anpassungsfähigkeit an verschiedene Events, die sich ganz unterschiedlich auf die Hotels auswirken können, ist mittlerweile überlebenswichtig geworden.
„Funflation“ ist ein Begriff, der beschreibt, wie ein Event die lokalen Preise in die Höhe treibt. Das ist den Hoteliers lange nicht mehr fremd. Die Anpassung der Preise an Events, Feiertage aber auch Krisen ist notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ganz offensichtlich werden die Preisgrenzen schmerzlich für diejenigen ausgereizt, die auf die Zimmer angewiesen sind. Nicht nur Fußball-Fans, sondern insbesondere die Stammkundschaft (im Ruhrgebiet vor allem Monteure) leiden unter den extremen Preisen.