Türkspor Dortmund erlebt eine turbulente Transfer-Schlussphase. Drei Spieler haben den Verein kurzfristig verlassen. Ein vierter könnte folgen. Ein Spieler berichtet von fehlendem Vertrag und Gehalt. Es gibt aber auch einen bekannten Neuzugang.
Am Dienstagabend verkündete Dino Dzaferoski, Sportlicher Leiter beim TuS Bövinghausen, die Verpflichtung von Ilker Algan. Der Mittelfeldspieler verlässt Türkspor nach nur einem guten halben Jahr wieder.
Ilker Algan wechselt von Türkspor Dortmund zum TuS Bövinghausen
Einen Tag später äußerte sich Algan gegenüber unserer Redaktion zu dem Wechsel. Am Freitag habe er ein längeres Gespräch mit Türkspor-Trainer Sebastian Tyrala geführt. Dessen Botschaft: Türkspor wolle den 26-Jährigen nicht behalten.
„Für mich war da klar: Ich werde auf jeden Fall gehen“, so Algan, der am Sonntag noch zu seinem ersten Regionalliga-Einsatz kam. Er kritisiert die TSD-Vereinsführung für deren Verhalten.
Ilker Algan: „Volles Gehalt nicht bekommen“
„Es ist das Geschäft. Aber so fand ich das nicht korrekt. Dass der Vorstand keine Eier hat, mir das selber zu sagen, darüber war ich schon ein bisschen sauer.“ Die Entscheidung, dass Algan den Verein noch verlassen solle, habe nicht Trainer Tyrala getroffen.
Wie Algan sagt, habe er noch keinen Vertrag für die aktuelle Saison besessen. „Mein volles Gehalt habe ich auch nicht bekommen“, so Algan. Ihm würden „ein, zwei“ Gehälter aus der Vorsaison fehlen.

„Ilker hat das sportlich hingenommen. Wir wünschen ihn alles Gute. Wir verlieren mit ihm einen Spieler, der menschlich gut reingepasst hat. Aber Ilker muss spielen“, sagt Bülent Kara, Sportlicher Leiter bei Türkspor.
Eine Schulterverletzung hatte Algan ausgebremst. Zu dessen Aussagen, ihm würden ein Vertrag und Gehälter fehlen, wollte sich Kara nicht äußern. Alles sei mit Algan besprochen, so der Sportliche Leiter.
Migel-Max Schmeling wechselt zu Westfalia Herne
Ähnlich, aber weniger konkret als Algan, äußert sich Migel-Max Schmeling. Den Flügelspieler hatte Türkspor erst im Sommer verpflichtet. In den ersten drei Regionalliga-Partien hatte Schmeling in der Startelf gestanden.
Er wechselt nun zu Westfalia Herne. Marcus Piossek, Sportlicher Leiter des Westfalenligisten, bestätigte den Transfer am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion. Schmeling wirkte schon am Dienstagabend im Testspiel gegen den FC 96 Recklinghausen (10:2) mit.
Migel-Max Schmeling äußert sich vielsagend
„Ich hatte mir die letzten sieben bis acht Tage Gedanken gemacht, weil man als Spieler ja auch mitbekommt, ob es gerade rund läuft im Verein“, so Schmeling vielsagend.
Schon vor wenigen Wochen machten sich Ömür Turhan, der noch amtierende Präsident, und Dr. Akin Kara, sein Vorgänger und designierter Nachfolger, gegenseitig öffentlich Vorwürfe.

Demnach sollen Türkspor-Spieler wahlweise noch auf Gehälter der Vorsaison warten oder keinen gültigen Vertrag für die aktuelle Spielzeit besitzen. Einige Spieler sollen deshalb sogar einmalig das Training bestreikt haben.
Schmeling und der Sportliche Leiter, Bülent Kara, hätten schließlich zeitgleich das Gespräch zueinander gesucht. „Wenn man vor der Saison etwas festhält und dann Bedenken äußert, ob alles eingehalten wird, dann machen wir es lieber so, dass man sich einen neuen Verein sucht. Es sind ein, zwei Sachen vorgefallen, die ich nicht unterstütze“, sagt Schmeling. Konkreter wird er auf Nachfrage nicht.
Türkspor Dortmund muss hohe Stadionmiete zahlen
Lediglich: „Wenn viel Etat für die Stadionmiete draufgeht, ist das okay. Ich hoffe, den Verein auch finanziell ein bisschen zu entlasten. Ich habe das für mich geklärt, damit ich Ruhe habe.“
Türkspor Dortmund muss einen fünfstelligen Betrag pro Heimspiel an die Stadt Velbert zahlen, um in der dortigen IMS Arena spielen zu können. Die eigentliche Heimspielstätte, das Ischelandstadion in Hagen, steht wegen Baumaßnahmen aktuell noch nicht zur Verfügung.
Türkspor Dortmund: „Da entsteht als Spieler natürlich Unruhe“
Als er gehört habe, dass Schmeling in Kontakt mit Westfalia Herne stünde, habe sich Türkspor gesprächsbereit gezeigt, so Bülent Kara. „Wir legen in unserer Situation keinem Spieler Steine in den Weg. Wir brauchen Spieler, die richtig Bock haben. Es ist Abstiegskampf.“
Der Sportliche Leiter Türkspors zeigte dennoch Verständnis für die Entscheidung Schmelings. „Da entsteht als Spieler natürlich Unruhe. Wenn er es hier als etwas schwierig sieht, ist das seine Sichtweise. Wir haben aber auch genug Spieler, die das nicht so sehen. Er hat sportlich eine Entscheidung für sich getroffen. Wir haben uns bis zum Schluss super verstanden“, sagt Kara mit Blick auf den anstehenden erneuten Vorstandswechsel und den sieglosen Saisonstart.

Kara bestätigte auf Nachfrage unserer Redaktion einen weiteren Abgang. Außenverteidiger Kerem Sengün, im Sommer 2023 gekommen, wird nicht mehr für TSD spielen. Der Kader des Regionalligisten sei mit drei linksfüßigen Außenverteidigern zu breit besetzt.
„Kerem hat eine überragende Leistung in der letzten Saison gezeigt. Er ist ein super Junge und hat verstanden, dass es für ihn weiterhin schwer wird. Kerem wird seinen Weg gehen“, so Bülent Kara.
Türkspor Dortmund: Auch Rafael Camprobin kann gehen
Der Sportliche Leiter erklärte, dass auch Rafael Camprobin den Klub verlassen könne. Der 23-jährige Angreifer war erst im Sommer verpflichtet worden.
„Für ihn wird es schwierig. Sein Spielstil hat zu unserem nicht richtig gepasst. Wenn er eine Mannschaft findet, gehen wir getrennte Wege. Wir sind optimistisch, dass es die beste Lösung ist“, sagt Kara. Camprobins Berater, Ex-BVB-Profi Giovanni Federico, hatte gegenüber unserer Redaktion bestätigt, dass sich sein Schützling Gedanken über seine Zukunft mache. „Wir sind für alle Wege offen“, so Federico.

Bülent Kara verkündete neben den Abgängen aber auch einen Neuzugang. Von Westfalia Herne stößt Stürmer Bernad Gllogjani zu Türkspor. Der 27-Jährige spielte schon 81 Mal in der Oberliga und erzielte dabei 15 Tore.
Nach einer starken Landesliga-Saison beim TuS Hannibal zog es den in Dortmund bekannten Stürmer im Sommer zur Westfalia. Dort habe Gllogjani am Montag um Vertragsauflösung gebeten, erklärt Hernes Sportlicher Leiter Marcus Piossek.
Türkspor Dortmund verpflichtet Bernad Gllogjani
Bereits am Dienstag trainierte Gllogjani bei TSD mit. „Er ist ein Top-Stürmer. Bernad bringt Erfahrung und Körper mit. Er ist ein Stürmer, der nicht viele Chancen braucht“, sagt Bülent Kara.
Das Transferfenster ist in der Regionalliga West noch bis Freitag geöffnet. Bis dahin wird es bei Türkspor noch reichlich Bewegung geben. Kara sagt: „Wir werden weiter Spieler suchen, die in unser System passen. Da sind wir mit Basti (Trainer Sebastian Tyrala, Anm. d. Red.) und dem Vorstand akribisch am Arbeiten. In den nächsten 48 Stunden wird noch was passieren.“