Wasserwehr Buddenburg in Lünen WWF schlägt in Fallstudie Rückbau vor

Wasserwehr Buddenburg: WWF schlägt in Fallstudie Rückbau vor
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In Deutschland unterbrechen mehr als 200.000 Querbauwerke, darunter Wehre, Abstürze und Sohlschwellen, die natürliche Dynamik der Gewässer. Das berichtet der WWF Deutschland in einem am Freitag (13. Dezember) erscheinenden Bericht zu freifließenden Flüssen und Querbauwerken. Auch das Wasserwehr Buddenburg in Lünen ist eins davon.

Querbauwerke werden oft aufgrund verschiedener, wirtschaftlicher Gründe gebaut. Da sie aber quer zur Fließrichtung von Gewässern stehen, beeinflussen sie direkt Flüsse und ihr Ökosystem.

Solche Gewässerunterbrechungen führen demnach laut der WWF-Stiftung zu einer Verschlechterung des ökologischen Zustands der Flüsse und verhindern, dass wandernde Fischarten zu ihren Laichgebieten gelangen können. Zudem werden die Flüsse von ihren Auen entkoppelt, was in Hochwassersituationen potenziell gefährlich für Anwohner werden kann.

Mögliche Lösung zur Besserung

Laut WWF-Bericht könnten allerdings mit Eingriffen bedeutende ökologische Verbesserungen erzielt werden. Dafür hat die Stiftung 16 Querbauwerke in Deutschland identifiziert, deren Rückbau über 400 Kilometer Flusslauf „befreien“ und so den natürlichen Zustand der Gewässer wiederherstellen könnte. Unter diesen Bauwerken befindet sich auch das Wehr Buddenburg an der Lippe. Dieses sei eines der „Rückbaukandidaten mit großem und sehr großem Potenzial“, so steht es im Bericht.

Ein Fluss. Links und rechts sind Bäume und Gebüsche.
Die Lippe, an dem das Wehr Buddenburg liegt, entspringt am Südrand des Teutoburger Waldes und mündet nach 220 Kilometern bei Wesel in den Rhein. © Günther Goldstein

Der Bericht unterstreicht die Bedeutung solcher Maßnahmen für den Schutz und die Revitalisierung deutscher Flusslandschaften. Die WWF-Stiftung wünsche sich eine Besserung der Situation. Ob ein Rückbau des Wasserwehrs Buddenburg aktuell in Planung ist, konnte der Lippeverband am Mittwoch auf Anfrage der Redaktion nicht sagen, hat für die nächsten Tage aber eine Antwort angekündigt.

Wehr Buddenburg sei nicht nötig

Das Wehr Buddenburg wurde ursprünglich errichtet, um ein nahegelegenes Kraftwerk in Lünen mit Kühlwasser zu versorgen. Das Kraftwerk, welches Energie aus Steinkohle produzierte, wurde Ende 2018 stillgelegt. Infolgedessen sei das Wehr nicht mehr notwendig. Das berichtete der WWF und stützte sich dabei auf verschiedene Quellen.

Die Stilllegung des Kraftwerks Lünen und der damit verbundene potenzielle Rückbau des Wehres Buddenburg biete laut des WWF eine Chance für die Wiederherstellung der ökologischen Funktionalität dieses Abschnitts der Lippe. Zwar beherberge die Anlage in Lünen eine Fischaufstiegsanlage, jedoch ermöglicht diese nur ausgewählten Arten den Aufstieg, was dazu führe, dass bestimmte Fischarten keine gesunden Populationen bilden könnten.

Das Wehr Buddenburg selbst liegt in zwei geschützten Gebieten: dem FFH-Gebiet und dem Naturschutzgebiet „Lippeaue von Lünen bis Schleuse Horst“. Das Naturschutzgebiet umfasst etwa 217 Hektar und ist ein bedeutendes Überwinterungsgebiet für Gänse. Auch Aale, Flussneunauge oder Uferschwalbe halten sich unter anderem in diesen Gebieten auf.

Überlegung zu Rückbauten seit 2023

Bereits im März 2023 gab es Überlegungen zum Rückbau oder zur Umnutzung von Wasserwehren in Lünen, Werne und Selm/Waltrop. Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft/Lippeverband, betonte Anfang vergangenen Jahres, dass das Land NRW, der Lippeverband und andere Akteure im Rahmen des „Programms Lebendige Lippe“ und weiterer Maßnahmen erhebliche Summen für die wasserwirtschaftlich-ökologische Entwicklung der Lippe investieren. Dennoch wurde der geforderte gute ökologische Zustand gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie nicht erreicht, hauptsächlich wegen der fehlenden Durchgängigkeit an acht Wehranlagen zwischen Dahl und Hamm-Uentrop.

Im März 2023 hieß es, dass geprüft werden würde, ob auf einer Strecke von etwa 40 Kilometern eine frei fließende Lippe realisiert werden könnte, was jedoch komplex sei und Zeit beanspruche. Die Entscheidung hierüber liege letztendlich beim Land NRW.