218 Unfälle hat es in Selm im vergangenen Jahr gegeben. Nicht immer wurden dabei auch die zuständigen Polizeibeamten hinzugerufen. In der aktuellen Unfallstatistik zeigt sich, dass die Beteiligten in fast 64 Prozent der registrierten Fälle eine Unfallflucht begangen haben (138 von 218 Unfällen). Unter der Kategorie „Unfallflucht mit Personenschaden“ führt die zuständige Kreispolizei Unna sechs Delikte auf, fünf Fälle weniger als noch in 2023. Deutlich öfter ist es zu Unfallfluchten mit Sachschaden an den beteiligten Fahrzeugen gekommen, hier gab es 2024 insgesamt 132 Fälle. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein prozentualer Rückgang von 19,5 Prozent (-32 Fälle).
Dass in Selm der Anteil der Unfallfluchten an der Gesamtzahl der Unfälle so hoch ist, ist kein Phänomen nur für das vergangene Jahr. 2023 lag der entsprechende Wert bei 65,5 Prozent und 2021 sogar bei 69,5 Prozent. Bei der Vorstellung der Unfallzahlen für den Kreis Unna (ohne Lünen) fand Thomas Röwekamp, Leiter des Verkehrsdienstes der Polizei, klare Worte für das Verhalten der Menschen, die sich unerlaubt vom Unfallort entfernen. „Ich habe dafür überhaupt kein Verständnis. Es ist schändlich, einfach wegzufahren.“
Sachschäden kaum aufgeklärt
Der Geschädigte bleibe zudem auf seinem Schaden sitzen. Auch, weil die Täterinnen und Täter nur selten von der Polizei gefasst werden. Die Aufklärungsquote betrug vergangenes Jahr in Selm bei Unfallfluchten mit Sachschaden gerade einmal 37,12 Prozent. Sprich: Nur etwas mehr als jeder dritte Fall wurde aufgeklärt. Hier zeigt sich im Vergleich zu 2023 lediglich eine minimale Verbesserung (+2,97 Prozent). Ganz anders in 2021: Da konnte genau die Hälfte aller Verursacher ermittelt werden (63 von 126).
Ein wenig besser sah es 2024 bei den Ermittlungen aus, die sich auf Unfallfluchten mit Personenschaden konzertiert haben. Von den vier Delikten wurden sechs Fälle aufgeklärt - macht eine Quote von 66,7 Prozent. Schaut man sich die Daten zu 2023 an, ist das eine deutliche Verbesserung, da lag der Wert nämlich nur bei 27,3 Prozent (drei von elf Fällen). Nimmt man für 2024 beide Deliktarten zusammen, ergibt sich eine Aufklärungsquote von 38,4 Prozent (53 von 138 Fällen).
Im gesamten Kreis Unna haben sich vergangenes Jahr 2631 Unfallfluchten (mit Personenschaden und Sachschaden) ereignet und damit nur etwas mehr als 2023. Da wurden von den Polizeibehörden in Unna und in Dortmund (zuständig für Lünen) insgesamt 2615 Fälle registriert. „Verkehrsunfallflucht hat sich wohl zu einem Kavaliersdelikt gemausert“, kommentierte Thomas Röwekamp die Statistik während der Vorstellung vergangene Woche. Dabei müssen die Verursacher teilweise mit harten Konsequenzen rechnen.
Diese sind abhängig vom Schaden und ob Menschen bei dem Unfall verletzt wurden. Bei einer Schadenshöhe von unter 1300 Euro wird in der Regel eine Geldstrafe sowie zwei Punkte in Flensburg verhängt. Übersteigt der Schaden diese Summe, kann zu der Geldstrafe auch die Entziehung der Fahrerlaubnis kommen. Zudem muss der Verursacher mit drei Punkten rechnen. Bei Personenschaden gibt es eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe sowie drei Punkte. Auch hier wird in der Regel die Fahrerlaubnis eingezogen.