Wie gut schmeckt das Trinkwasser in Werne? Expertin Pauline Schulte macht den Test

Heimisches Trinkwasser scheut keinen Vergleich zu teurem Mineralwasser
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Hahn aufdrehen und Wasser fürs Blumengießen oder Putzen zapfen. Das kennt wohl jeder. Aber wie steht es mit dem Nass aus dem Wasserhahn als Genussmittel? Schließlich heißt es ja „Trinkwasser“. Dass man das ständig verfügbare Nass sorglos trinken kann, ist wohl den meisten klar. Aber schmeckt es auch? Das wollten wir von einer ausgebildeten Geschmacks-Expertin wissen.

Pauline Schulte ist 28 Jahre alt und gleich doppelt gebildet in Sachen flüssigem Genussmittel. Sie hat einerseits Weinbau und Önologie mit Abschluss studiert und dann noch in Köln die Ausbildung zur Sommeliere drangehangen. Als im Juni 2020 der Werner Getränke-Lieferant Bispinghoff eine eigene Weinhandlung, die „Weingefährten“, eröffnete, war Pauline Schulte einen Monat später als Geschäftsführerin an Bord.

Pauline Schulte wechselt an diesem Mittwochvormittag vom Weinlokal zum benachbarten Getränkehandel und kehrt mit einem Arm voller Wasserflaschen zurück. Staatlich Fachinger, Gerolsteiner, Baron von Westfalen und Forstetal - alles stille Wasser aus der Flasche mit den unterschiedlichsten Zusammensetzungen von Mineral- und weiteren Stoffen. Wie schlägt sich das im Vergleich dazu spottbillige Leitungswasser aus Werne?

Expertin Pauline Schulte (28) holt die Flaschen mit dem Vergleichswasser.
Expertin Pauline Schulte (28) holt die Flaschen mit dem Vergleichswasser. © Jörg Heckenkamp

Vier gegen das Leitungswasser

Vorab aber die Frage nach der Quelle: Denn wo kommt es eigentlich her, unser Nass? Bis zum Hahn hat es einen weiten Weg hinter sich. Und zwar aus zwei Regionen. Das Werner Fluidum ist laut Versorger Gelsenwasser ein Mischwasser aus dem Sauerland (Entnahmestelle Halingen) sowie aus Echthausen bei Wickede an der Ruhr. Beide Stellen liefern Wasser aus der Ruhr.

„Genau gesagt, ist das Uferfiltrat. Das Wasser versickert im Boden, wird hochgepumpt und entsprechend aufbereitet“, sagt André Ziegert von Gelsenwasser auf Anfrage. Dann wird es durch zwei große Leitungen Richtung Münsterland gepumpt. „Je nach Wasserbedarf in Werne wird mal mehr aus der einen, mal mehr aus der anderen Leitung gezapft.“ Dieses Mischwasser ist, im Gegensatz zu anderen Regionen, sehr weich.

Pauline Schulte bezeichnet es in ihrem Geschmackstest als „samtig und überhaupt nicht bitter“. Der Geruch sei „neutral, natürlich.“ Was man von den anderen Kandidaten nicht immer behaupten kann. Gerade beim teuren Staatlich Fachingen macht die Expertin einen „leicht unangenehmen Geruch“ aus. „Es schmeckt salzig, das ist nicht so meins.“ Obwohl es als still in den Handel kommt, „hat es etwas natürliche Kohlensäure und schmeckt im Abgang etwas schal und alt.“ Also kein Konkurrent fürs Gezapfte.

Fazit der Expertin: Das Werner Trinkwasser kann gut gegen verschiedene Flaschen-Wasser mithalten.
Fazit der Expertin: Das Werner Trinkwasser kann gut gegen verschiedene Flaschen-Wasser mithalten. © Jörg Heckenkamp

„Kann gut mithalten“

Die anderen Essenzen munden der Testerin besser. Angetan war sie etwa von Gerolsteiner, das „frisch und samtig“ schmecke. Und von Baron von Westfalen, das „irgendwie frisch und spritzig“ daherkommt, „obwohl es keine Kohlensäure hat“. Und wo ordnet sie das Leitungswasser ein? Eine Rangfolge gibt es nicht. „Aber das Leitungswasser in Werne kann schon gut mithalten“, sagt sie. Wenn man aber eine höhere Mineralisierung wünsche, müsse man zum Mineralwasser aus der Flasche greifen.

Während Pauline Schulte also das Wasser an ihrem Arbeitsplatz gut mundet, sieht es an ihrem Wohnort Münster anders aus. „Dort trinke ich kein Leitungswasser, das schmeckt mir nicht“, sagt sie. Wohingegen es bei ihren Eltern in Billerbeck wieder „besser schmeckt“. So unterschiedlich kann das Kraneberger sein. Apropos Unterschied: Die größte Differenz zwischen Leitungs- und gekauftem Mineralwasser dürfte beim Preis liegen. Wenn man für eine Flasche Wasser einen Euro ansetzt, „dann bekommt man dafür bei uns 500 Liter Wasser in bester Qualität“, sagt Gelsenwasser-Mann Ziegert.

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