Streit um Assistenzhund im Kino Besucherin beklagt „diskriminierendes“ Verhalten

Streit um Hund im Kino: Besucherin findet Diskussion „diskriminierend“
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Aufregung im Kino in Lüdinghausen: Am Montagabend (9. Oktober) gab es offensichtlich eine intensive Diskussion an der Kasse. Das geht aus dem Statement des Cinemotion in den Netzwerken Facebook und Instagram am Tag danach hervor, das zahlreiche Kommentare nach sich zog.

„Heute wurden wir von einer Besucherin auf deren Instagram Account erwähnt, die mit ihrem Assistenzhund gestern unser Kino besuchte. Leider wurden von ihr die Geschehnisse alles andere als korrekt wiedergegeben, sodass wir uns hierzu einmal äußern möchten, um kein falsches Bild abzugeben“, schreibt das Kino einleitend. Was war passiert? Lisa Garber aus Herten, die bei Instagram unter dem Namen „moodysmelody“ mehr als 30.000 Follower hat (Moody ist der Name ihrer Assistenzhündin) wollte sich den Film „Wochenendrebellen“ anschauen. In dem Film geht es um die Erfahrungen eines autistischen Jungen, der mit seinem Vater zahlreiche Fußballstadien in Deutschland besucht. Auch die Besucherin lebt mit Autismus, der Hund hilft ihr bei der Bewältigung des Alltags.

Im Cinemotion in Lüdinghausen kam es zum Streit.
Im Cinemotion in Lüdinghausen kam es zum Streit. © Bastian Becker

Diskussion um Tierwohl

Aus ihrer Sicht stand einem gemeinsamen Kinobesuch (zusammen mit einer Freundin) nichts im Wege, weil Moody für diese Situationen ausgebildet ist. „Im Vorfeld haben wir beim Kino angerufen und Moody angekündigt. Auf Nachfrage war dies selbstverständlich“, schreibt die Besitzerin am Tag nach dem Kinoerlebnis bei Instagram. Das war allerdings vor Ort keineswegs der Fall. „Das, was folgte, war wirklich unmöglich und absolut diskriminierend“, so Lisa Garber. Ein Kinomitarbeiter (nach ihren Angaben der Chef des Kinos) habe ihr in aus ihrer Sicht abfälligem Ton erklärt, dass ein Kinobesuch dem Hund schade und Tierquälerei sei. Alle Versuche einer Erklärung scheiterten, denn sie sei gar nicht zu Wort gekommen. Den Besuch des Kinos habe man ihr allerdings nicht verwehrt. Moody, die nach Angaben ihrer Halterin einen Gehörschutz trug, habe während der Komödie auf einer Decke gelegen und friedlich geschlafen.

Das Kino bewertet die Situation anders, wie aus der Stellungnahme hervorgeht. „Besonders die lautstarken Auseinandersetzungen und die immer wiederkehrende Stadionatmosphäre innerhalb des Filmes sind unserer Meinung nach akustisch zu belastend für das Tier. Das Tierwohl war der Besucherin allerdings vollkommen egal. Das müsse der Hund aushalten“, teilt Cinemotion als Antwort auf die Kritik der Besucherin mit. „Wir finden es schade, dass hier seitens des Gastes nicht weiter als an das eigene Wohl gedacht wurde“, verdeutlicht das Kino seinen Standpunkt in der Diskussion.

Im Film "Wochenendrebellen" geht es um einen autistischen Jungen und seinen Alltag unter anderem mit seinem Vater.
Im Film „Wochenendrebellen" geht es um einen autistischen Jungen und seinen Alltag unter anderem mit seinem Vater. © picture alliance/dpa/Leonine

Kritik an Kino-Statement

Assistenzhunde werden allerdings sorgfältig geprüft und ausgebildet, im Team zwischen Mensch und Hund achten beide genau auf die gegenseitigen Bedürfnisse. „Wer Lisa kennt, weiß, dass sie Moody nichts zumuten würde, was sie stresst. Der Vorwurf der Tierquälerei ist deshalb einfach völlig falsch“, erklärt Felix Gorny (Partner der 27-Jährigen, die selbst nicht mit Fremden telefoniert) im Gespräch mit der Redaktion. Den Film habe sie wegen der Thematik bewusst ausgesucht und für lautere Stellen den Gehörschutz eingepackt. Die Zutrittsrechte für auf einen Assistenzhund angewiesene Menschen sind unter anderem im Teilhabestärkungsgesetz und der Assistenzhundeverordnung geregelt. Rechtlich kann man dem Hund den Besuch eigentlich nicht verwehren. Normalerweise könne Lisa Garber mit Barrieren in ihrem Alltag ziemlich gut umgehen. „Aber das war jetzt einfach zu viel“, begründet ihr Partner die öffentliche Kritik seiner Freundin an der Vorgehensweise des Kinos. Er gehe davon aus, dass sie noch einige Tage mit der Situation zu kämpfen hat. Die Aussagen des Kinos vor Ort und im Netz zeigen für ihn: „Da hat jemand das Thema Inklusion nicht verstanden.“ Um mehr Verständnis für das Leben mit Autismus zu schaffen, informiert Lisa Garber bei Instagram regelmäßig über ihre Erfahrungen mit Hündin Moody.

Die Reaktionen auf das Instagram-Statement des Lüdinghauser Kinos fallen deutlich negativ aus. „So eine Unterstellung der Hundehalterin gegenüber ist wirklich eine Frechheit“, schreibt eine Nutzerin. Mehrere andere kritisieren die Unkenntnis gegenüber der speziellen Ausbildung von Assistenzhunden und deren Bedeutung. Unter anderem meldet sich auch der lokale Landtagsabgeordnete Dennis Sonne zu Wort und schreibt: „Die Kundin ist auf ihr Hilfsmittel angewiesen, um teilzuhaben! (...) Ob der Hund damit klarkommt oder nicht, hat der Kinobetreiber auch gar nicht zu entscheiden. Die Kundin wird ihren Assistenzhund besser kennen als sonst jemand.“

Lisa Garber hat dem Lüdinghauser Kino ein Aufklärungsgespräch gemeinsam mit einer lokalen Assistenzhundeschule angeboten, wenn dieses sich dazu bereit erklärt.

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