Ludger Trepper (64), bis Juni Fachdezernent für Jugend und Soziales bei der Stadt Lünen, ist lieber für etwas, als dass er Dinge verhindert. Er schätzt den Diskurs, das leidenschaftliche Streiten – mit Respekt und Selbstkritik. Und er mag Menschen, für und mit denen er gearbeitet hat. Diese Haltung prägte das Berufsleben des Sozialpädagogen, der im Rathaus eine ungewöhnliche Karriere machte.
Vier Bürgermeister erlebte er in seiner 40-jährigen Amtszeit, die im Jugendzentrum Lünen-Süd begann und auf dem Chefsessel der sozialen Verantwortlichkeit für die Menschen in Lünen endete. Zwischendurch führte er 1992 mit Trillerpfeife den größten öffentlichen Streik nach 20 Jahren in Lünen an. Zehn Tage lang ging im Rathaus nichts mehr. Verhandeln, Zusammenhalt wahren, Ärger in der Bevölkerung aushalten – für Ludger Trepper, den jungen Vorsitzenden der ÖTV-Ortsgruppe Lünen, war das ein ständiges Lernen und Erfahrungen sammeln.
Das ist es geblieben, bis er Mitte des Jahres in den Ruhestand ging. Zum Abschied spielt die Band der Jugendamtsleiter NRW, zu der auch Gitarrist Ludger Trepper gehörte. Sie sang das Brings-Lied „Superjeile Zick“, was super geile Zeit heißt. So hat sie Ludger Trepper empfunden, die Zeit im Rathaus. Es sei ihm schwergefallen, aufzuhören.

Mittwochs in Lünen
Jeden Mittwoch kommt der Ruheständler Ludger Trepper mit dem Rad aus Werne nach Lünen. Hier hat er viele Kontakte. Freundschaften sind entstanden. Als „geschenkte Zeit“ bezeichnet er seinen neuen Lebensabschnitt, in dem er sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe Werne einbringen will. Musik
soll eine stärkere Rolle spielen. Ludger Trepper ist Vater eines Sohnes und hat zwei Enkelkinder.
Wie Prozesse in der Verwaltung funktionieren, das lernte er in seiner Zeit von 1993 bis 2002 als freigestellter Personalrat und ab 1996 als dessen Vorsitzender. Er war für die Interessen von damals 1400 Beschäftigten zuständig, von der Reinigungsfrau bis zum Ingenieur. „Ich musste verstehen, was sie tun“, sagt er. Zu der Zeit wurden der kommunale Schlachthof und das Parkhaus am Marktplatz privatisiert. Die Kantine in der 14. Etage des Rathauses musste aufgegeben werden. „Das hat richtig wehgetan“, erinnert er sich heute. Die schwierigste Phase sei die Privatisierung der Wirtschaftsbetriebe Lünen und der Bäderbetriebe gewesen, wo es um Überleitungsverträge der Beschäftigten ging. Trepper blieb seinem Credo treu, immer im Interesse einer Entwicklung mitzuwirken.
2002 wurde er mit 42 Jahren Fachbereichsleiter. Seine erste Aufgabe war es, Kitas zu schließen. Heute unvorstellbar. Während seiner letzten Amtsjahre ging die Entwicklung in die umgekehrte Richtung: Ludger Trepper trieb den Bau vieler Kitas voran. Der Bedarf ist gestiegen.
2006 sorgte das Mutter-Papier, benannt nach dem gleichnamigen Sparkommissar, für die Schließung der Jugendzentren. Entwicklung gestalten, statt blockieren, auch hier galt für Ludger Trepper diese Maxime. Es entstanden Streetwork und Angebote im Lüner Aktion- und Kulturzentrum (Lükaz). 2010 wurde der Fachbereich um Sozialamt, Ausländerbehörde, Schuldnerberatung sowie den Behinderten- und Seniorenbereich erweitert. Die Führungsaufgaben des Fachdezernenten wurden strategischer. „Ich konnte mich gut auf meine Leute verlassen“, sagt er.
Dezentrale Unterbringung

Strukturen verändern, damit Perspektiven besser werden, das war Ludger Trepper für den Sozialbereich wichtig. Beim Thema Kinderschutz baute er den Pflegekinderdienst aus, um eine familienähnliche Begleitung zu ermöglichen. 2014 brachte er ein Konzept für Zugewanderte auf den Weg, das Wohnen in unterschiedlichen Stadtteilen vorsieht. Das war hilfreich, als 2015 über 1000 Geflüchtete nach Lünen kamen und 2022 über 1000 Menschen aus der Ukraine untergebracht werden mussten. Als besonderes Projekt nennt Ludger Trepper die Unterkunft in Horstmar, die sich gut in die Nachbarschaft eingegliedert habe.
Jetzt hat für ihn ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Der Bezug zu Lünen bleibt.