Stadt Lünen will Mietflächen reduzieren Mehr Home Office und „Desk sharing“ in der Verwaltung

Stadt will Mietflächen reduzieren: Raumplanung baut auf Beschäftigte
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Der Stadt Lünen steht das Wasser finanziell bis zum Hals. Die Geldnot ist mittlerweile so groß, dass Stadtkämmerer Dr. André Jethon Ende August dieses Jahres die Reißleine zog und eine Haushaltssperre verhängte. Dadurch erhält das von der Verwaltungsspitze bereits im Frühjahr 2023 angedachte Thema „Flächenmanagement und Standortstrategie“ neuen Schwung. Im Kern geht es darum, von der Stadt Lünen angemietete Objekte zur Erfüllung diverser Dienstleistungen effektiver zu nutzen. Dadurch sollen Miet- und Sachaufwendungen reduziert werden. Im günstigsten Fall sollen Mietflächen ganz aufgegeben werden.

Das geht aus einer Vorlage der Verwaltung für die kommende Sitzung des Betriebsausschusses „Zentrale Gebäudebewirtschaftung Lünen“ (ZGL) hervor. Die Sitzung ist öffentlich und findet am Donnerstag (19. September) im Rathaus in der Lüner City statt. Beginn ist um 17 Uhr. Wie es in der Vorlage weiter heißt, nutzt die Verwaltung in unterschiedlichen Objekten auf dem gesamten Stadtgebiet Büro- und Verwaltungsflächen. Dazu zählen folgende Objekte:

  • Willy-Brandt-Platz 1 (Rathaus)
  • Willy-Brandt-Platz 5 (Technisches Rathaus)
  • Franz-Goormann-Straße 2 (Bücherei, Volkshochschule, Jugendhilfe und Förderung)
  • Pfarrer-Bremer-Straße 16 (Schule und Sport, Rechnungsprüfung)
  • Mauerstraße 95 (Ausweichfläche Team Projektmanagement und Digitalisierung)
  • Kurt Schumacher-Straße 50 (Lükaz, Musikschule)
  • Marktstraße 2a (Ordnungspartner, Mitmach-Raum)
  • Paul-Bonnermann-Straße 12 (Integrierte Sozialplanung und Teilhabe)
  • Kupferstraße 60 (Hauptfeuerwache)
  • Schwansbeller Weg 32 (Museum)

„Perspektivisch“ werden von der Verwaltung noch die - sich in der Fertigstellung befindlichen - Standorte Gartenstraße/Persiluhrpassage (Bücherei) und Graf-Adolf-Straße (Museum) genannt. Für die aufgelisteten Standorte mit einer Gesamtmiet-Fläche von rund 21.300 Quadratmeter fallen jedes Jahr für Kaltmieten und Betriebskosten rund 2,5 Millionen Euro an.

Kämmerer Dr. André Jethon hatte Ende August eine Haushaltssperre für die Stadt Lünen verhängt.
Kämmerer Dr. André Jethon hatte Ende August eine Haushaltssperre für die Stadt Lünen verhängt. © Rottgardt/Golz (A)

Erste Erfolge

Erste Teilziele zur Reduzierung von angemieteten Flächen seien bereits erreicht worden, schreibt die Verwaltung:

  • Danach ist der Mietvertrag für die Mauerstraße 95 für Ende September 2024 aufgekündigt worden: „Die elf Mitarbeitenden werden Büros im Rathaus - in unmittelbarer Nähe des zugehörigen Fachbereiches - beziehen.“
  • „Für die Briefwahl (Europawahl) konnten in diesem Jahr bürgernahe Büros im Erdgeschoss des Rathauses genutzt werden. Durch Mobile Arbeit und Desksharing wurden im Rathaus und Technischen Rathaus freie Kapazitäten geschaffen, um die beschriebenen Bereiche im Rathaus freizuziehen.“
  • „Im Vergleich zum 30. Juni 2023 und dem 30. Juni 2024 hat sich die Anzahl der Mitarbeitenden um 23 Personen erhöht. Die Arbeitsplätze konnten in den Bestandsobjekten zur Verfügung gestellt werden. Eine Anmietung von zusätzlichen Flächen war nicht notwendig.“
  • Für Kaltmiete und Betriebskosten fielen für die Mauerstraße 95 (97 Quadratmeter) pro Jahr rund 13.400 Euro an.

Technisches Rathaus

Grundsätzlich sollen durch den Aufbau eines strategischen Raummanagements den Angaben zufolge klare Zuständigkeiten festgelegt werden, soll die Büroflächennutzung optimiert werden, soll die Auslastung der Arbeitsplätze und Besprechungsräume erhöht werden, soll unter Berücksichtigung der Dezernatsstrukturen die bestmögliche interdisziplinäre Zusammenarbeit erreicht werden: „Perspektivisch“, heißt es in der Vorlage könne durch die mögliche Beendigung von Anmietungen ein kleiner Beitrag zur Haushalskonsolidierung erreicht werden. Wobei nach aktuellem Stand eine Frage offen bleibt: „Heute kann noch nicht seriös abgeschätzt werden, ob langfristig durch andere Arbeitsformen oder durch Stellenreduzierungen auch eine Aufgabe des technischen Rathauses irgendwann möglich sein wird.“

Mobiles Arbeiten

Die von der Verwaltung geplante Reduzierung angemieteter Flächen baut auf Veränderungen des Arbeitsalltags der Mitarbeiter auf. Dabei stechen zwei Punkte und der Verwaltungsüberschrift „Möglichkeiten zur Zielerreichung“ hervor:

  • Mobile Arbeit: „Bereits seit einigen Jahren gehört das mobile Arbeiten für viele Beschäftigte zum Arbeitsalltag. Die Dienstvereinbarung zur Mobilen Arbeit ist im Juni 2024 in Kraft getreten und setzt somit einheitliche und transparente Rahmenbedingungen für viele Beschäftigte.“
  • „Bei der Mobilen Arbeit werden zugewiesene Tätigkeiten losgelöst vom Büroarbeitsplatz erbracht.“
  • „Die Dienstvereinbarung greift Elemente beziehungsweise notwendige Aspekte des Strategischen Raummanagements mit auf. Durch die Unterzeichnung der Dienstvereinbarung zeigen die Mitarbeitenden ihre Bereitschaft zur Flexibilität, da mit der Mobilen Arbeit - an einem oder an
    mehreren Tagen pro Woche - der persönliche Arbeitsplatz, anderen Kollegen zur Verfügung gestellt wird.“
  • Desk Sharing: Das bedeute, heißt es in der Vorlage, dass Büroarbeitsplätze den einzelnen Beschäftigten nicht fest zugeordnet sind und Beschäftigte sich einen freien Büroarbeitsplatz innerhalb ihrer Organisationseinheit auswählen können: „Der Entwurf einer Dienstvereinbarung Desk Sharing ist durch die Projektgruppe verfasst worden und im August 2024 zur ersten Einsicht an die Projektauftraggeber übergeben worden.“

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