Im Jahr 2019 entschied sich der Schwerter Triathlet Vincent Bartscher seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Seitdem verdient der 30-Jährige sein Geld mit dem Triathlon-Sport. Bei einem Triathlon wird traditionell geschwommen, Rad gefahren und am Ende gelaufen. Spezialisiert ist Vincent Bartschaer dabei auf die Langdistanz und nimmt somit regelmäßig an Ironman-Wettbewerben teil. Das heißt für den Schwerter Sportler: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und 42,195 Kilometer - also einen Marathon - laufen.
Während im Fußball die Champions League die Königsklasse ist, träumen viele Triathleten von der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii. Diesen Traum hat sich Vincent Bartscher am 26. Oktober erfüllt, als er in Kailua-Kona antrat.
Probleme bei der Qualifikation
Der Weg dahin lief nicht wie geplant. Bartscher plante die Qualifikation für die Langdistanz-WM bereits im April dieses Jahres bei einem Ironman in Texas. „Ich hatte mir vorher einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Die Zeit hat nicht für die Qualifikation gereicht“, berichtet er. Also war Umplanen angesagt.
Über einen Wettbewerb in Australien - dem Land, wo Bartscher auch einst studierte - qualifizierte sich der Schwerter schlussendlich für die Königsklasse „am Geburtsort des Triathlon“, wie er selbst sagt. Kostenpunkt für die Reisen zu den Qualifikationsrennen und der Wettkampfvorbereitung: rund 10.000 Euro. Vincent Bartscher wird wie viele Top-Athleten von Partnern unterstützt.

12 Tage vor Wettbewerbsstart reiste Bartscher in die Vereinigten Staaten. Mit dabei waren seine Eltern, die ein paar Tage später nachreisten. „Ich konnte mich gut akklimatisieren. Man sagt, dass man pro Stunde Zeitverschiebung einen Tag braucht. Das Training wird in dieser Phase langsam heruntergefahren, aber der Körper muss wachgehalten werden. Es ist aber auch jeden Tag Programm vor Ort“, erklärt der Schwerter.
Denn der Ironman auf Hawaii ist ein absolutes Event, wie man es aus den USA kennt. „Diese Begeisterung vor Ort befeuert einen. Es ist wie eine große Klassenfahrt. Dort wird dieses Dorf, welches kleiner ist als Schwerte, von so vielen Athleten überfallen, das ist Wahnsinn“, schwärmt Bartscher. Auch Partys, wie sonst nur beim Super Bowl, sind an der Tagesordnung.
Quallen-Probleme beim Schwimmen
Los ging es für Vincent Bartscher und die anderen Triathleten dann mit dem schwimmen. „Ohne Neoprenanzug, denn das Wasser ist wärmer als im Stadtbad“, erklärt er. Ungefähr 27 Grad hat das Meer auf Hawaii. Die Kulisse dort? Einzigartig.
„Es ist kristallklares Wasser. Beim Luftholen siehst du Delfine, Schildkröten und bunte Fische, wie man sie nur aus ‚Findet Nemo‘ kennt“, berichtet der 30-Jährige. Doch auch Quallen haben den Athleten zu schaffen gemacht. „Einige mussten aussteigen. Auch ich habe mich in der Wechselzone kurz behandeln lassen“, erklärt Bartscher.

Dann ging es für den Schwerter aufs Rad. „Der Asphalt und die Strecke waren gut. Ich habe wegen der guten Stimmung vor Ort ein bisschen mehr getreten als ich sollte. Es ging dann irgendwann 20 Kilometer bergauf. Aber dann wieder herunterzufahren mit 60-70 km/h, ist richtig geil“, sagt Vincent Bartscher.
Ungefähr viereinhalb bis fünf Stunden saß der 30-Jährige dann auf dem Rad. Nach 180 Kilometer auf zwei Rädern und bereits zuvor über einer Stunde Schwimmen stand noch der Marathon an. „Nach einer so langen Zeit auf dem Fahrrad, freut man sich schon fast darauf - auch wenn es komisch klingt“, lacht Vincent Bartscher.
Ab einem gewissen Punkt sei der Sport, den der Schwerter seit nun fünf Jahren professionell und beruflich betreibt, auch reine Kopfsache. „Man muss sich das mental schönreden, denn anstrengend ist es immer gleich“, sagt er.
Lauf auf dem Highway in „der prallen Sonne“
Die Weltmeisterschaft auf Hawaii ist nicht nur wegen ihrer Stimmung und dem Event etwas Besonderes. Die Strecke ist gnadenlos, weiß Bartscher. „Der Lauf ist unglaublich hart. Du läufst eigentlich nur auf dem Highway - in der prallen Sonne“, berichtet der 30-Jährige.
Berüchtigt ist dabei ein sieben Kilometer langer Teilabschnitt, der sich „Energy Lab“ nennt. Inmitten der Lavafelder Hawaiis sind keine Fotografen, Fans oder sonstige Leute. Die Sportler sind auf sich allein gestellt. „Eine Stelle, wo Athleten brechen können“, sagt Bartscher. Im Training habe er das „Energy Lab“ gemieden. „Ich wollte mir die Erfahrung für den Wettkampf bewahren“, sagt er.

Mit Rechenspielen bei den verschiedenen Kilometermarken hält sich Vincent Bartscher während eines fast zehnstündigen Wettkampfs bei Laune, erklärt er. Denn Kopfhörer oder ähnliches sind meistens verboten. „Man ist auch irgendwann in einem Flow, denn einem tut ja gerade alles weh“, sagt Bartscher lachend.
Doch auch diese Hürde meisterte Vincent Bartscher und kam auf dem 102. Rang nach neun Stunden und glatten 46 Minuten im Ziel an. „Ich wollte alles mitnehmen, was geht. Doch der olympische Gedanke stand im Vordergrund: ‚Dabei sein ist alles‘“, sagt Bartscher einige Wochen nach dem Wettkampf.
Die lange Vorbereitung und das Training auf Lanzarote, „dem perfekten Ort dafür“, haben sich bezahlt gemacht. Am Abend des Wettkampfes kamen die letzten Finisher gegen 23-24 Uhr im Ziel an. „Die waren teilweise über 80 Jahre alt. Mein lieber Scholli, das ist der Wahnsinn. Das ist das Schöne am Triathlon, alle gehören zusammen - Profis, Jung und Alt. Es herrscht ein großer gegenseitiger Respekt“, sagt Bartscher.

Doch Zeit zum Füße hochlegen ist nicht. Im Dezember steht noch die Weltmeisterschaft in der Halbdistanz für Vincent Bartscher an. Dafür geht es am 15. Dezember auf Neuseeland an den Start. Diesmal mit dabei ist seine Freundin, die seinen Hawaii-Auftritt in ihrer WG auf dem Fernseher verfolgte.
Für viele sei das Rennen auf Hawaii alle zwei Jahre der große Antrieb, beim Triathlon am Ball zu bleiben. Ganz so weit würde Vincent Bartscher zwar nicht gehen, doch er könne sich eine erneute Teilnahme durchaus vorstellen. Beim nächsten Mal dann auch mit ambitionierteren Zielen.