Bei diesem Radsportfestival waren viele Nationalitäten vertreten. Leider wird das Osterradrennen nicht mehr durchgeführt. Das letzte Radrennen fand 1998 statt.
Eine harte Etappe unter anderem durch Holzwickede und Unna
Die erste Ausgabe fand 1973 statt und der Deutsche Wilfried Trott gewann. Seitdem bis 1998 haben viele Nationalitäten versucht, zu gewinnen. Länder wie die Niederlande, Russland und Norwegen waren stark vertreten.
Von der Rennleitung wurde eine anspruchsvolle Strecke erstellt. Nicht weniger als 180 Kilometer wurden geradelt und den Radsportlern blieb nur ein Tag, um den begehrten Titel zu erringen. Die Route startete in Unna und führte dann über Heeren-Werve – Lenningsen – Westhemmerde – Bausenhagen – Ostbüren – Hohenheide – Frömern – Billmerich – Holzwickeder und endete dann wieder in Unna am Kreishaus. Hier standen meist noch zwei Extra-Runden an.

Godert de Leeuw, ein 57-jähriger Niederländer aus dem Dorf Ermelo, gewann diesen Wettbewerb knapp, was niemand erwartet hatte. „Gänsehaut ist das einzig richtige Wort, das mir durch den Kopf ging. Ein so großes Rennen gegen so große Namen zu gewinnen, das war mein Durchbruch“, sagt der ehemalige Radprofi.
Der Niederländer, der heute als Risikomanager für Versicherungen durchs Leben geht, war sicher nicht der Favorit. „Ich bin dann unter anderem gegen Frank Augustin aus Hannover angetreten, der vor dem Osterradrennen an der Rad-WM teilgenommen hatte. Dank der guten Taktik unseres Teams GIANT konnte ich ihn kurz vor dem Ziel schlagen“, so der Ermeloer.
Godert de Leeuw in Höchstform bei deutschen Radrennen
Und so kam es, dass ein Niederländer als Sieger aus dem Wettstreit hervorging. „Ich hatte gerade einen Sprint beendet und war außer Atem, aber dann sah ich unseren Teamleiter zur Bank gehen und das war ein Zeichen, dass das Ende nahte. Ich begann aufzuholen und traf auf Frank Augustin. Ich hatte zeitweise nur einen Vorsprung von etwa zehn Sekunden, was zum Teil meinem Teamkollegen Jürgen Gilsing zu verdanken war. Ich schob mein Rad nach vorne und war im Ziel“, sagte der 57-Jährige.
Es war zu einem besonderen Abschluss gekommen. „Mein Teammanager sagte: Herzlichen Glückwunsch, du bist Zweiter geworden. Das hat mich wirklich überrascht, denn ich dachte, ich wäre Erster geworden. Ich musste 12 bis 13 Minuten warten, und dann sahen wir das Ergebnis des Fotofinishs. Ich hatte Recht und hatte gewonnen. Es ist bizarr, was einem in diesem Moment durch den Kopf geht“, sagt der Radrennfahrer.
De Leeuw, was auf Deutsch „Der Löwe“ bedeutet, äußerte sich sehr positiv über die Fahrradkultur in Deutschland dieser Zeit. Das sind wunderschöne Gegenden in Deutschland, insbesondere in der Gegend um Unna. „Ich habe mich darauf gefreut, in Deutschland Rad zu fahren“, erklärt der ehemalige niederländische Radrennfahrer.
Auch in deutschen Rennen kam der aktuelle Mannschaftsbetreuer des Fußballvereins DVS‘33 Ermelo zu seiner vollen Leistung. „Ich mochte die deutschen Rennen. Es gab immer viele Anstiege und schöne offene Abschnitte. Es war eine Freude, durch diese Gegenden zu radeln. Meine Spezialität waren auch solche Eintagesrennen“, sagt der 57-Jährige.

Godert de Leeuw konnte als aufmerksamer Radfahrer beschrieben werden, der sich in hervorragender Verfassung befand und zudem ein guter Teamplayer war. „Beim Anstieg in Unna mussten alle erstmal Luft holen, aber dann konnte ich mich von der Mittelgruppe absetzen“, erzählt der Niederländer stolz.
Das Osterradrennen in Unna war stets gut besucht
„Der Löwe“ hat sich bei diesen Wettbewerben stets mit großem Lob umgesehen. „Es sind viele Leute zum Zuschauen nach Unna gekommen. Das gibt mir einen riesigen Schub. Die Stimmung ist super. Ich war voll in meinem Element“, sagt der Ex-Profi.
Als krönender Abschluss durfte Godert de Leeuw seinen wohlverdienten Preis in der Sporthalle in Unna abholen. „Es waren rund 120 Radfahrer am Start und begonnen wurde mit Platz 30. Dann wurde mein Name als Nummer eins aufgerufen und dieser Moment war wirklich der schönste in meiner Radsportkarriere. Gänsehaut pur“, sagt der Einwohner von Ermelo.
Godert de Leeuw nahm anschließend an zahlreichen Radturnieren in Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Frankreich teil. Zwischendurch fuhr der Niederländer auch für das niederländische Team Foreldorado-Golff, bevor er seine Profikarriere bei Giant, dem Team, für das er 1993 beim Osterradrennen fuhr, beendete.
Heute fährt der 57-Jährige hauptsächlich zum Spaß Rad und unternimmt Vergnügungsfahrten mit seinem Zwillingsbruder Jan (ebenfalls Radprofi). Ob er mit seinem Bruder noch einmal eine Tour in der Stadt Unna unternehmen wird, lässt er offen.