© Dieter Düwel
Viele Radtouren führen durch Castrop-Rauxel und bringen den Radlern Natur und Sehenswürdigkeiten näher. Wir haben die „Grüne Acht“ getestet und machen Vorschläge für weitere Touren.
Dieser Radtouren-Tipp erschien zum ersten Mal im Frühjahr 2019 bei uns. Die kulinarischen Hinweise sind möglicherweise nicht aktuell. Informieren Sie sich bitte individuell auf den Internetseiten der Anbieter.
Kein Zweifel, Fahrradtouren erfreuen sich seit einigen Jahren steigender Beliebtheit. Städte, Regionen oder einfach die Natur zu genießen, ist mit dem Fahrrad erheblich stressfreier als mit dem Auto möglich. Wer Fahrrad fährt, kann sich immer die landschaftlich reizvollsten Strecken aussuchen. Aber auch Städte und ihre Besonderheiten kann man auf dem Sattel aus einer ganz anderen Perspektive kennenlernen.
Häufig entdeckt man in Seitenstraßen und versteckten Winkeln das eine oder andere Kleinod, das dem Autofahrer verborgen bleibt. Trifft dieses auch auf Castrop-Rauxel zu? Welche Möglichkeiten bietet unsere Stadt den Radtouristen? Gibt es genug Fahrradrouten, die interessante Blicke auf Castrop-Rauxel ermöglichen? Wie ist ihre Beschaffenheit und Beschilderung? Welche interessanten Orte und Sehenswürdigkeiten kann man ansteuern? Gibt es gastronomische Angebote am Wegesrand? Ist die Routenbeschreibung mit Hilfe von Kartenmaterial oder Internet hilfreich?
Wir haben die Fahrradroute „Grüne Acht“, die fast ausschließlich durch das Castrop-Rauxeler Stadtgebiet verläuft, getestet und geben Hinweise auf weitere Touren, die das Stadtgebiet durchqueren oder streifen.
Zunächst einige Fakten und Daten zur „Grünen Acht“. Sie ist ein etwa 42 km langer Radweg, der sich in einen nördlichen und südlichen Teil von je ca. 24 km Länge gliedert. Es gibt eine Querverbindung von ca. 6 km Länge zwischen Bladenhorst und Deininghausen, die die beiden Teile zu einer Acht zusammenschließt - daher der Name der Tour. Ein großer Teil der „Grünen Acht“ entstand im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscherpark.
Bei unserer Testfahrt, die wir am Europaplatz in östliche Richtung starteten, erkundeten wir zunächst die „Grüne Acht Nord“. Die nördliche Schleife kann mit einem Abstecher zum Schiffshebewerk auf 27 km erweitert werden. Sie verläuft zumeist flach und ist somit für Familien mit Kindern geeignet. Erst gegen Ende der Route, im Castroper Holz, muss man leichte Steigungen bewältigen - eine kleiner Ausblick auf das, was den Radler auf die hügeligere Südschleife der Grünen Acht erwartet.
Um es gleich vorwegzunehmen: die gesamte Streckenführung ist äußerst attraktiv. Man radelt meistens durch die Natur und muss nur selten Straßen queren oder befahren. Die Nordschleife zeigt eindrucksvoll die landschaftlichen Reize unserer Stadt. Fahrradfahrer treffen sehr gute Wegstrecken an, teils Asphaltwege, teils wassergebundene Decken oder auch gut zu befahrene Waldwege. Diesbezüglich gibt es leider einen kleinen Wermutstropfen: der relativ kurze Abschnitt zwischen dem Bahnübergang am Deininghauser Weg und dem Brunosee im Beerenbruch entlang der Bahnstrecke gleicht einer ‚Marterstrecke‘. Hier verderben Schlaglöcher und Unebenheiten kurzzeitig den Radlern das Vergnügen.
Das ist die "Grüne Acht". © Dieter Düwel
Orientierungshilfen bieten die Fahrradkarte der Stadt „fahrRad“ sowie die Beschilderung entlang der Route. Auf den Richtungsschildern und auf den Karten, die an der Wegstrecke zu finden sind, ist der Weg nummeriert und mit Hinweisen auf die Sehenswürdigkeiten versehen. Die zugegebenermaßen recht kleinen Richtungspfeile der Grünen Acht zeigen aber auch Ortsunkundigen, wo es lang geht. Langfristig ist es allerdings wünschenswert, die Beschilderung der Grünen Acht in die amtliche rot-weiße Beschilderung der Fahrradwege zu integrieren, da diese Hinweisschilder größer und übersichtlicher sind.
Bei unserer Testfahrt im Norden der Stadt hatten wir zwischen Ickern und Bladenhorst bisweilen Orientierungsschwierigkeiten, die durch die Bauarbeiten an der Emscher bedingt sind. Sobald die Arbeiten völlig abgeschlossen sind, sollte dieser Abschnitt der nördlichen Schleife der Grünen Acht wieder komplett beschildert werden. Darüber hinaus gibt es leichte Verwirrungen im Kartenmaterial: während die „fahrRad“-Karte den Abschnitt zwischen Wartburginsel und Bladenhorst entlang des Rhein-Herne-Kanals ausweist, verläuft dieser Streckenabschnitt im Online-Kartenmaterial, wie z.B. bei Bikemap entlang der Emscher.
Da der Fahrradweg entlang des Rhein-Herne-Kanals immer noch gesperrt ist, ist man auf dem Emscherradweg auf der sicheren Seite. Außerdem kann man in Höhe der Mülldeponie auf den Radweg des Kanals wechseln.
Auf den Karten, die an der Wegstrecke teilweise zu finden sind, und auf den Richtungsschildern ist der Weg nummeriert und mit örtlichen Hinweisen bezeichnet wie z.B. entlang der Nordschleife der Grünen Acht auf das Schiffshebewerk, das Emschertal, das Naturschutzgebiet Beerenbruch, den Deininghauser Bach, den Landschaftspark Bladenhorst, das Schloss Bladenhorst, den Emscherradweg oder den Burgplatz Henrichenburg.
Auf ihrer Tour durch die reizvolle Landschaft des Castrop-Rauxeler Nordens haben Fahrradfahrer auch Möglichkeiten, sich zu stärken. Einkehrmöglichkeiten bieten das Café „Hof Emschertal“ am Regenrückhaltebecken in Ickern. Das Café ist allerdings nur in den Monaten von April bis Oktober geöffnet und dann auch nur am Wochenende. Dafür hat man aber von der Terrasse aus einen wunderschönen Blick über das gesamte Areal des Beckens.
Weitere kulinarische Stopps bieten die Gastronomie am Ruderverein Rauxel auf der Wartburginsel mit italienischen Spezialitäten und Biergarten sowie an der größeren Nordschleife die verschiedenen Einkehrmöglichkeiten rund um das Schiffshebewerk.
Die südliche Schleife der „Grünen Acht“ ist durch ein recht hügeliges Gelände geprägt. Auf der gesamten Wegstrecke wechseln sich Waldwege, Wiesen und Felder sowie Wege entlang idyllischer Bäche ab, was den Charme dieser Route ausmacht. Gelegentlich muss man sich den Genuss der landwirtschaftlichen Reize allerdings durch körperliche Anstrengungen erst verdienen. Der Streckenabschnitt durch das Langeloh ähnelt eher einem Mountainbike-Parcours und beim Aufstieg zur Halde Schwerin muss man ebenfalls kräftig in die Pedalen treten. Dafür wird man aber auch mit einer herrlichen Aussicht über die Umgebung belohnt.
Die Beschilderung ist im allgemeinen so vorgenommen worden, dass der Radfahrer die Orientierung nie verliert, abgesehen von geringfügigen Ausnahmen, wie z.B. auf dem Weg von Schwerin nach Merklinde. Hier zeigen aber die roten Pfeile dem Radler, wo es lang geht.
Reizvoll ist die Südschleife nicht nur für sportliche Radler und Naturgenießer. An einigen Stellen begegnet man Zeugnissen der industriellen Vergangenheit Castrop-Rauxels und seiner Nachbarstädte, die man im Verlauf der Südschleife anschneidet, wie z.B. dem Hammerkopfturm, dem Industriemuseum Zollern, oder dem ehemaligen Förderturm im Erinpark.
Gelegenheiten, sich durch einen Snack für weitere Anstrengungen zu stärken, gibt es, ebenso wie entlang der Nordschleife, auch im Süden. Auf dem Weg von Schwerin nach Merklinde kann man einen kurzen Abstecher zur Gastronomie des Golfclubs machen oder kurz vor der Tour durch das Langeloh den Biergarten bzw. das Restaurant des Hotels Daun aufsuchen. Die Bäckereien am Westring bieten weitere Einkehrmöglichkeiten.
Eine abschließende Einschätzung der „Grünen Acht“ fällt auf jeden Fall sehr positiv aus. Die Reize der landschaftlichen Vielfalt entlang der Strecke als auch die Möglichkeit, Zeugnisse der industriellen Vergangenheit der Europastadt zu besuchen, machen die Tour zu einem eindrucksvollen Beweis, wie schön Fahrradfahren mitten im Ruhrgebiet sein kann.
Natürlich steht nicht nur die „Grüne Acht“ Radtouristen zur Verfügung. Es gibt weitere Fahrradtouren in und um Castrop-Rauxel, die landschaftlich attraktiv sind und Radlern die schönen Seiten unserer Stadt näher bringen. Hier ein kurzer Überblick über diese Touren:
Von der Quelle der Emscher in Holzwickede führt der rund 100 km lange Emscher-Weg durch vielfältige Landschaftsformen bis nach Dinslaken an die Mündung des Flusses in den Rhein. Die Emschergenossenschaft macht hierfür ihre Betriebswege entlang der Emscher in vielen Bereichen zugänglich, so dass sie von Spaziergängern wie Radfahrern genutzt werden können. Der Abschnitt, der über Castrop-Rauxeler Stadtgebiet führt erstreckt sich von Pöppinghausen bis zum Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Mengede/Ickern.
Die roten Schilder zeigen den Radfahrern den Weg. © Dieter Düwel
Allerdings ist der Weg gegenwärtig noch aufgrund von Kanalbauarbeiten und Renaturisierungsmaßnahmen in den Bereichen Dünnebank/Borghagener Straße und Steinauer Straße/Horststraße unterbrochen. „Sobald diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird die Emscher abwasserfrei sein und das Fahrradfahren entlang des Emscher-Radwegs noch attraktiver sein“, teilt Pressesprecher Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft mit. In der Zwischenzeit kann man auf jeden Fall das Radeln um das HRB genießen, das mit einer Größe von 33 Hektar auf den Überflutungsflächen und an den Uferbereichen zahlreichen Tieren und Pflanzen als Lebensraum dient.
Der Fahrradweg entlang des Rhein-Herne-Kanals ist insgesamt 51,4 km lang und führt einmal komplett durch das Ruhrgebiet, vom Duisburger Hafen bis zum Schiffshebewerk Henrichenburg. Man kann, bis auf wenige Stellen, direkt am Kanal entlangfahren. Der Abschnitt auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet verläuft vom Schiffshebewerk bis zum Yachthafen in Pöppinghausen, ist aber momentan aufgrund der Erweiterungsarbeiten am Kanal in Höhe der Wartburginsel nicht durchgängig befahrbar.
Nach Aussage von Günther Diekel vom Wasserstraßen-Neubauamt Datteln wird der Fahrradweg (Betriebsweg) im Bereich der Ausbaumaßnahmen voraussichtlich im Spätsommer wieder für den Fahrradverkehr geöffnet werden, falls keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten.
Dieser Radweg verläuft auf den alten Schienenwegen der Zechenbahn zwischen der ehemaligen Zeche König Ludwig, benannt nach dem bayerischen König Ludwig II., und dem Verladehafen am Rhein-Herne-Kanal. Die bestehende Trasse wurde in Abschnitten zu einem Radweg ausgebaut, der gegenwärtig etwa neun Kilometer lang ist und durch das Radverkehrsnetz NRW ausgeschildert wurde – rostige Stahlschilder mit der Abkürzung KLT trifft man hier und dort an, oft im Zusammenhang mit Informationstafeln. Die Trassenabschnitte auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet führen von Pöppinghausen (Nähe Yachthafen) über Suderwich bis Henrichenburg-Becklem.
Besonders angenehm mit dem Rad zu befahren, ist der im Jahr 2018 eingeweihte Teil zwischen Recklinghausen und Becklem. Die asphaltierte und sehr breite Fahrbahn machen das Radeln zum Vergnügen. Im geplanten Endausbau ist eine Verbindung bis zur Halde General Blumenthal VIII geplant.
Auf einer rund 30 km langen Strecke vom alten Schiffshebewerk Henrichenburg bis zum Kemnader See kann man entspannt Fahrrad fahren und zugleich die Natur genießen sowie verschiedene Sehenswürdigkeiten bewundern, wie z.B. die Siedlung Teutoburgia in Herne oder Schloss Bladenhorst. Die asphaltierten Radwege sind 3,50 Meter breit und haben im Abstand von 500 Metern einen Kilometerblock, der Orientierung bietet. Insgesamt gibt es wenig Steigungen. Der Abschnitt auf Castrop-Rauxeler Gebiet verläuft vom Schiffshebewerk Henrichenburg durch die Brandheide, über Schloss Bladenhorst, durch das Castroper Holz, über Behringhausen und Obercastrop bis ins Langeloh.
Castrop-Rauxel war lange Zeit vom Bergbau geprägt. Die letzte der vier Zechen wurde 1983 geschlossen. Dieser Rundkurs mit einer Länge von 23 km führt zu den alten Stätten des Bergbaus, wie z.B. zur ehemaligen Zeche Erin, zum Hammerkopfturm, oder zur Berghalde Schwerin. Aber auch die ehemaligen Zechen Ickern I/II und Victor III/IV im Norden der Stadt liegen an der Route. Interessant zu sehen, wie die Gelände der alten Stätten des Bergbaus heute genutzt werden.
"Alte Zechen - Neue Wege": Diese Strecke führt zum Hammerkopfturm. © Dieter Düwel
Orientierungspunkte dieser Tour (rund 30 km Länge) sind Wasserläufe, Gewässer und Wasserbauwerke unserer Stadt, wie beispielsweise der Rhein-Herne-Kanal, das Schiffshebewerk, der Emscherdüker oder auch der Deininghauser Bach. Man radelt hier überwiegend durchs Grüne und lernt vielleicht neue Seiten von Castrop-Rauxel kennen. Oder wussten Sie, dass es sich bei dem Brunosee im Beerenbruch um ein Bergsenkungsgebiet handelt, das sich im Laufe der Zeit zu einem ökologisch hochwertigen Lebensraum entwickelt hat? Heute bietet der See Brut- und Nahrungsraum für verschiedene Wasservögel.
Der Start- und Endpunkt dieser Tour ist der Bahnhof Bövinghausen und liegt somit außerhalb von Castrop-Rauxel, aber die meisten Wege liegen auf Castroper Stadtgebiet und führen zu wichtigen Zeugen der 150jährigen industriellen Vergangenheit des Ruhrgebiets und unserer Europastadt. Die familienfreundlichen Wegeführungen sind auf einer Detailkarte genau eingetragen.
Die aktuelle Castrop-Rauxeler Fahrradkarte „fahrRad“ zeigt sechs Radwege durch und um die Stadt herum. Neben vier Rundwegen sind die Verläufe des Emscherradweges und des Parkway Emscher Ruhr eingezeichnet. Die Karte kann im Rathaus am Europaplatz bei der Stadtkasse (Zimmer 453) oder bei der VHS (Widumer Straße 26) gegen ein Gebühr von 2 Euro gekauft werden.
Interessant für Radfahrende, die die gesamte Metropole Ruhr erschließen wollen, ist das Knotenpunktsystem, das eine wichtige Säule des neuen radrevier.ruhr bildet und das der Regionalverband Ruhr (RVR) und die Ruhr Tourismus GmbH (RTG) entwickelt haben. Dabei handelt es sich um ein dichtes Radwegenetz von über 1.200 km, das das Ruhrgebiet durchzieht. Bestens ausgebaute ehemalige Bahntrassen und landschaftlich schöne Kanaluferwege verbinden viele Industriedenkmäler und weitere Sehenswürdigkeiten.
Neben landesweit einheitlichen Fahrradwegweisungen gibt es fast 300 Knotenpunkte nach niederländischem Vorbild, die die Hauptrouten miteinander verbinden. Im Regelfall steht an jedem Wegweiser der Knotenpunkte eine Orientierungstafel mit einer Karte des Netzsystems, den Nummerierungen, einem Notrufsystem sowie weiteren touristischen Informationen. Auf Castrop-Rauxeler Stadtgebiet liegen gleich drei dieser Knotenpunkte, und zwar an der Halde Schwerin (Nr. 76), am Schloss Bladenhorst (Nr. 36) und am König-Ludwig-Hafen (Nr. 38). Somit bietet dieses System Castrop-Rauxeler Radlern den Vorteil, von den guten Verbindungen zu unseren Nachbarstädten profitieren zu können.
In Castrop-Rauxel geboren und in der Heimatstadt geblieben. Schätzt die ehrliche und direkte Art der Menschen im Ruhrgebiet. Besonders interessiert am Sport und den tollen Radwegen im Revier.