Bau des neuen Produktionswerks in Lünen SIBA verschiebt Zukunftspläne um ein Jahr

Neues Produktionswerk: SIBA verschiebt Zukunftspläne um ein Jahr
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Langfristig geht das familiengeführte Unternehmen SIBA in Lünen von Wachstum aus, momentan sei jedoch eine Delle spürbar. Das hat Folgen für ein Projekt, mit dem SIBA ursprünglich seine Kapazitäten ausbauen wollte. Weil es am Stammsitz an der Borker Straße keine Erweiterungsmöglichkeiten gibt, hat der Sicherungen-Spezialist ein neues Produktionswerk geplant. Ein passendes Grundstück gibt es an der Frydagstraße. Bis Ende 2026 sollte hier gebaut werden. Davon ist die Geschäftsleitung momentan abgerückt. Das Projekt ist in die Zukunft verschoben worden.

Dabei sind die Bauanträge bereits eingereicht. „Wir warten auf die Genehmigung“, sagt SIBA-Geschäftsführer Werner Barz. Geplant ist ein 7500 Quadratmeter großes Gebäude für Produktion, Lager und Wareneingang. Dazu ein Verwaltungsgebäude mit fünf Etagen, das 2300 Quadratmeter umfasst. Laut Geschäftsführer Michael Schröer geht es um die Investition eines mittleren, zweistelligen Millionenbetrags. Laut Beschluss des Aufsichtsrates soll die Standorterweiterung nun erst Ende 2027 erfolgen.

Luftbild mit der Firma SIBA in Lünen
Das Luftbild zeigt in der Mitte die Firma SIBA an der Borker Straße. Links ist der neue, befestigte Parkplatz für 100 Autos zu sehen. © Hans Blossey

Unsicherheiten im Markt

Denn weltweit schwächelt die Konjunktur. Es gibt Unsicherheiten im Markt. Hierzulande wurde die Förderung für E-Mobilität ausgesetzt, der Einbau von Wärmepumpen geht zurück, das Wachstum der Elektroindustrie verläuft gebremst. Obwohl der Bereich Hochspannung stabil bleibt, ist bei erneuerbaren Energien und Industrieausrüstung Zurückhaltung zu spüren. Das trifft auch die Firma SIBA, die ein Sortiment von mehr als 10.000 verschiedenen Sicherungen bietet. Sie reichen von der neun Kilogramm schweren Hochspannungssicherung bis hin zu winzig kleinen für Elektrogeräte.

Was der Regierungswechsel in den USA bedeutet, sei für das exportorientierte Unternehmen ebenfalls nicht klar. Die komplexe Gemengelage bleibt nicht ohne Folgen: SIBA fehlen Aufträge. „Wenn weniger gebaut wird, verkaufen wir weniger Sicherungen“, erläutert Michael Schröer. Auch die Corona-Pandemie wirke noch nach. Weil damals Lieferketten zusammengebrochen sind, haben viele Unternehmen ihre Lager aufgefüllt. Jetzt greifen sie zunächst darauf zurück, bevor sie neu investieren. Daher werden momentan erweiterte Kapazitäten eines neuen Produktionswerkes nicht gebraucht. Der Aufsichtsrat hat allerdings eine Einschränkung gemacht: Sollte sich der Markt drehen, könne jederzeit mit dem Bau des neuen Werkes begonnen werden.

Tarif-Abschluss „akzeptabel“

500 Beschäftigte zählt SIBA in Lünen. Erst im vergangenen Jahr hat das Unternehmen erweitert und auf dem Westfalia-Campus in Wethmar eine 3600 Quadratmeter große Halle angemietet. Dort werden seitdem in drei Schichten Geräteschutzsicherungen gefertigt. Auch Büros sind dort eingerichtet. Etwa 90 Mitarbeitende arbeiten auf dem ehemaligen Caterpillar-Areal für die Firma SIBA. Einige Büros hat das Unternehmen bei der benachbarten Volksbank an der Konrad-Adenauer-Straße angemietet.

Als die IG Metall für höhere Löhne in der Lüner Fußgängerzone demonstrierte, waren auch Beschäftigte von SIBA dabei. Den Tarifabschluss mit einer Einmalzahlung von 600 Euro bis Februar 2025, Lohnsteigerung um 2 Prozent ab April 2025 und um weitere 3,1 Prozent ab 1. April 2026 werten Werner Barz und Michael Schröer positiv. Das ausgehandelte Ergebnis sei „akzeptabel“ und besser, als in eine unendliche Streikwelle geraten zu sein. Dennoch bliebe der Tarifabschluss eine Herausforderung. Er schlage sich am Ende im Preis für Sicherungen nieder. Der Wettbewerb, gerade im asiatischen Bereich, werde zunehmend härter. Für den Produktionsstandort Lünen könne das auf Dauer zu einem Wettbewerbsnachteil führen.