Mein Jahr 2024 mit Christoph Henke „Der Blick in den Rückspiegel hilft nicht“

Mein Jahr 2024 mit LippeBaskets-Trainer Christoph Henke
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Es hätte alles anders sein können in diesem Jahr 2024. Christoph Henke hätte als Trainer im wahrsten Sinne des Wortes sein Meisterstück vollbringen können und wäre mit den LippeBaskets Werne nun als Aufsteiger in der ersten Regionalliga tätig. Und das wäre völlig verdient – nur ein einziges Ligaspiel verlor Werne im gesamten Kalenderjahr. Doch eben das war eine Niederlage mit Folgen.

Mein Jahr 2024 mit Christoph Henke

Bei der BG Dorsten unterlagen die LippeBaskets dramatisch mit 85:87 und verpassten damit die goldene Gelegenheit, sich an die Tabellenspitze zu setzen. Vor rund 700 Zuschauern und mehreren 100 mitgereisten Fans aus Werne verspielte LBW eine 14-Punkte-Führung und stand am Ende mit leeren Händen da. Eine miserable Freiwurfquote von knapp über 50 Prozent wurde den LippeBaskets im Endeffekt zum Verhängnis.

Doch trotz dieser herzzerreißenden Pleite klingt das Fazit von Christoph Henke verdammt positiv: „2024 war ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr. Wir haben nur ein Ligaspiel verloren. Das ist wirklich außergewöhnlich.“ Wer mit Henke spricht, merkt sofort, dass der langjährige Übungsleiter lieber über das Hier und Jetzt spricht, als in der Vergangenheit zu schwelgen.

Dass ihm diese Pleite trotzdem nahe gegangen ist, merkt man allerdings auch. „Das war eine harte Niederlage. Das war schwer zu verdauen. Gerade bei der Rückfahrt im Fanbus hat man das gemerkt“, resümiert der Trainer.

Anhänger der LippeBaskets verfolgen das Spiel.
Viele Anhänger begleiteten die LippeBaskets Anfang des Jahres nach Dorsten. © Verena Schafflick

Trotzdem fiel seine Mannschaft nach dem verlorenen Spitzenspiel nicht in ein Loch und gewann die restlichen Spiele der Saison. „Wir sind sehr gut aus der Saison rausgekommen, wir haben einfach weitergemacht. Am besten kommt man über Niederlagen hinweg, indem man gewinnt. Die Niederlage gegen Dorsten hat uns nochmal mehr zusammengeschweißt“, weiß Henke.

LippeBaskets Werne verpassen Aufstieg

So wusste die Mannschaft das Spiel durchaus einzuordnen, wie der 41-Jährige berichtet: „Resultat und Leistung sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wir haben Dorsten über drei Viertel als bessere Mannschaft bespielt und das Spiel in deren Halle bestimmt. Von der Ausgangslage her war das mit Sicherheit ein Highlight-Spiel in der Saison.“

Janne Bromisch hat den Ball in der Hand, Christoph Henke beäugt die Situation.
Janne Bromisch und die LippeBaskets zogen in Dorsten den Kürzeren. Im Hintergrund beäugt Christoph Henke die Szene. © Schafflick

Konkret nach seinem sportlichen Highlight des Jahres gefragt, gibt Henke eine ungewöhnliche Antwort. So sei der Gesamtprozess sein Highlight des Jahres gewesen. Der größte Erfolg sei es, eine gewachsene Mannschaft geformt zu haben. Dass Werne als ungemein geschlossene Mannschaft daherkommt, freut Christoph Henke ungemein: „Schön, dass das Gefühl rüberkommt. Das treibt mich als Trainer an.“

Aufstiegskampf in der 2. Regionalliga

Blickt man auf die aktuelle Tabellensituation, können einem als Anhänger der LippeBaskets durchaus die Ohren schlackern. Werne gewann bisher alle zehn Spiele – jedes davon mit einem zweistelligen Vorsprung. Doch wer Christoph Henke kennt, der weiß, dass das für den Coach keine große Rolle spielt. „Die aktuelle Woche steht bei uns immer im Vordergrund. Der Blick in den Rückspiegel hilft uns nicht. Vor uns liegen noch große Herausforderungen“, warnt er vor Übermut.

Der Teamgedanke steht bei Henke zu jeder Zeit im Vordergrund. Zusammen mit seinem Co-Trainer Marc Schwanemeier stellte er sein Team vor allem unter diesen Gesichtspunkten zusammen. In einem von Henke trainierten Team muss man sich selbst zurücknehmen müssen. Das ist ihm in dieser Saison besonders gut gelungen.

„Jeder bei uns hat seine Rolle gefunden. Wir gewinnen aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung heraus. Wir gehen da einen anderen Weg als zum Beispiel Olpe, die mit vier Imports spielen“, setzt Henke auf den Zusammenhalt des Teams. Neuzugänge wie Max Fuest, der seine Stärke im Rebounding habe und Felix Blome, der durch seine Leichtigkeit selbst Würfe kreieren könne, seien Beispiele für die unterschiedlichen Rollen bei den LippeBaskets.

Olpe ist dabei der größte Konkurrent der LippeBaskets in dieser Saison. Das Hinspiel gewann Werne in eigener Halle famos mit 104:82, mit Sicherheit der bisher wichtigste Sieg gegen den direkten Rivalen. Das Spiel gegen Olpe habe gezeigt, wo es hingehen könne, sagt Henke.

LippeBaskets Werne zeigen starke Entwicklung

Nach oben geht es auch für die LippeBaskets im Allgemeinen. Zusätzlich zu seinem Traineramt ist Christoph Henke auch stellvertretender Vorsitzender des Werner Basketballvereins. Mittlerweile habe der Klub über 300 Mitglieder zu verzeichnen und stelle sehr erfolgreiche Jugendteams. Auf einen Umstand legt Henke ein besonderes Augenmerk.

„Bei uns hat sich so ein bisschen der Kreis geschlossen. Spieler der ersten Mannschaft wie Nils Brinkmann oder Lukas Wiedey trainieren mittlerweile Jugendmannschaften. Dadurch wird auch das Publikum angesprochen. Bei anderen Vereinen fahren die Spieler und Eltern nach ihren Spielen nach Hause. Aber bei uns kommen die zu unseren Spielen wieder, weil sie sehen wollen, wie ihre Trainer abends spielen“, schwärmt Henke.

Christoph Henke und seine Mannschaft klatschen.
Grund zur Freude hat Christoph Henke in diesem Jahr einigen gehabt. © Schafflick

Alles in allem hat Christoph Henke sportlich ein fast makelloses Jahr erlebt. Die Niederlagen in Dorsten und auch unlängst im Pokal in Aachen taten zwar weh, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die LippeBaskets Werne auch in diesem Jahr 2024 eine durchweg positive Entwicklung genommen haben.

Christoph Henke blickt nach vorne

Eine klare Kampfansage in Bezug auf die Meisterschaft lässt sich Henke gemäß seiner Natur für 2025 nicht entlocken. Sein sportlicher Wunsch für das nächste Jahr lässt seinen Titelwunsch zumindest durchblicken: „ Es ist schön, dass wir oben sind. Jede Niederlage kann wichtig sein. Ich wünsche mir, dass die Mannschaft genau da weitermacht, wo wir aktuell stehen. Das Ziel ist es, sich am Ende dafür zu belohnen. Das wünsche ich mir und den Spielern, die neben der Arbeit, dem Studium und der Freizeit viel investieren.“

Nachdem die Meisterschaft den LippeBaskets schon in diesem Jahr durch die Finger glitt, wäre es Christoph Henke und seiner Mannschaft im Jahr 2025 auf jeden Fall zu gönnen. Denn Henke richtet den Blick immer nur in eine Richtung – nach vorne.