
An der Eissporthalle in Memmingen kam es am Samstagabend zu einem Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Die Polizei spricht von 46 Verletzten und geht davon aus, dass Kohlenmonoxid aus der Eismaschine ausgetreten sein soll. © dpa (Symbolfoto)
Kohlenmonoxid-Vergiftung: EC Bergkamen erlebt Horror-Nacht in Memmingen: „Chaos wurde immer größer“
Eishockey
Beim Auswärtsspiel in Memmingen haben die Bundesliga-Frauen des EC Bergkamen eine schlimme Erfahrung gemacht. Sämtliche Spielerinnen mussten wegen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Der Katastrophenfall wurde ausgelöst.
Das Sportliche rückte schon während des Bundesliga-Spiels in den Hintergrund. Als die erste Spielerin des Eishockey-Clubs Bergkamen beim Auftritt in Memmingen (Bayern) am Samstagabend über Übelkeit und Taubheitsgefühl in den Händen klagte, dachte Trainerin Miriam Thimm zunächst an einen Virus. Spätestens als sich weitere Spielerinnen übergeben mussten, wusste sie: „Hier stimmt etwas nicht.“
In der Eissporthalle Memmingen ist es am Samstag während des Frauen-Bundesliga-Spiels mit Beteiligung der Bergkamenerinnen zum Spielabbruch gekommen. Es kam zu einem Großeinsatz mit Beteiligung von Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr und THW. In der Halle soll die Feuerwehr am Abend einen erhöhten Kohlenmonoxid-Wert gemessen haben. Laut der „Allgäuer Zeitung“ seien acht Menschen ernsthaft verletzt worden sein.
EC Bergkamens Trainerin Miriam Thimm: „Der Katastrophenfall wurde ausgelöst“
Aktuell geht die Polizei davon aus, dass die in der Halle eingesetzte Eismaschine für den Kohlenmonoxid-Austritt verantwortlich sei und will weitere Ermittlungen durchführen.
Miriam Thimm berichtet von chaotischen Szenen am Samstagabend: „Nachdem sich einige unserer Spielerinnen übergeben haben, habe ich erst einmal alle nach draußen geschickt. Wir wussten nicht, was es ist, aber ich hatte das Gefühl, es roch nach Abgasen in der Halle.“ Daraufhin sei Thimm zum Gegner gegangen. „Bei denen bot sich ein ähnliches Bild“, so die ECB-Trainerin.
Die Partie, in der es nach zwei Dritteln 5:0 für den ECDC Memmingen stand, wurde zunächst unterbrochen, schildert Thimm: „Aber als die Symptome immer stärker wurden, haben wir Rücksprache gehalten mit Memmingen und dem DEB. Die haben die weiteren Schritte eingeleitet.“ Danach, sagt Thimm, wurde der Katastrophenfall ausgelöst.
46 Personen müssen im Krankenhaus behandelt werden
Einem Polizeibericht zufolge seien mehr als 70 Einsatzkräfte vor Ort gewesen. „Durch das austretende Kohlenstoffmonoxid wurden nach aktuellem Stand 46 Personen verletzt und in naheliegenden Krankenhäusern behandelt“, teilt die Polizei mit.
Auf beiden Vereinsseiten wurden allen Spielerinnen sowie der komplette Staff ins Krankenhaus gebracht, sagt Thimm. Bis es dazu kam, erlebten die Spielerinnen des EC Bergkamen chaotische Minuten. Thimm: „Alle haben vom Spiel geschwitzt, wir standen draußen. Da waren schon circa 150 Menschen, die für eine öffentliche Laufzeit in der Halle anstanden, die nach unserem Spiel stattfinden sollte. Das Chaos wurde immer größer. Für die Einsatzkräfte war es schwer, da den Durchblick zu behalten, wer alles in der Halle war.“
Alle Spielerinnen des EC Bergkamen haben das Krankenhaus verlassen
Die Betreuung durch die Einsatzkräfte sei aber „optimal“ gewesen, berichtet Thimm. In der Nacht konnten die ersten ECB-Spielerinnen das Krankenhaus in Memmingen bereits wieder verlassen. Die letzten beiden Bergkamenerinnen stießen am Sonntagmorgen wieder zur Mannschaft, die mit der kompletten Besetzung die Heimreise antrat. „Wir spüren alle noch die Nachwehen, einige haben Kopfschmerzen“, berichtet Thimm am Sonntag während der Rückfahrt im Bus am Telefon. Und weiter: „Ich weiß von einer Memmingen-Spielerin, die auf Intensivstation liegt.“
Am Morgen danach sei die Bergkamener Mannschaft vor der Rückreise noch einmal zur Halle gefahren, um die Sachen abzuholen. „Ich hatte den Eindruck, dass es da immer noch roch“, so die ECB-Trainerin. Am Sonntagmittag war die Halle aber bereits wieder freigegeben worden. Das zweite Spiel des EC Bergkamen gegen den ECDC Memmingen, das ursprünglich für Sonntagmorgen geplant war, fand freilich nicht statt. Wie es mit dem Spielbetrieb weitergeht, sei laut Thimm aktuell noch unklar: „Die Gesundheit stand im Vordergrund. Es war so dramatisch. So etwas habe ich in 35 Jahren Eishockey noch nicht erlebt.“
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
