Kirchenasyl in Lünen Augen verschließen geht nicht mehr: Das europäische Asylrecht krankt

Kirchenasyl in Lünen: Augen verschließen geht nicht mehr
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Kirchenasyl in Lünen: Augen verschließen geht nicht mehr

Als die evangelische Kirchengemeinde ihre Türen öffnete für die Mutter aus Afrika und ihre Tochter, haben die beiden keinen rechtsfreien Raum betreten. Den darf es in einer freiheitlichen Demokratie nicht geben - auch nicht und erst recht nicht hinter Kirchenmauern. Es geht beim Kirchenasyl nicht darum, zu verhindern, dass Recht gesprochen und durchgesetzt wird, sondern darum, inne zu halten, um nachzudenken - auch über Recht und Unrecht. Und über Gerechtigkeit.

Dass die Geburt darüber entscheidet, ob man ein Leben in Wohlstand oder Armut, in Freiheit oder Unterdrückung führt, ist nicht gerecht. Dass Menschen nach einem besseren Leben streben, ist ihr gutes Recht. Genauso wie die Haltung der EU-Staaten, nur solche als Flüchtlinge aufzunehmen, die einen Asylgrund vorweisen können. Ein Zielkonflikt, für den die EU bislang keine Lösung gefunden hat. Schon gar keine gerechte.

Nach der Dublin-Verordnung ist der EU-Staat für einen Flüchtling verantwortlich, der ihn europäischen Boden betreten ließ, in der Regel die Mittelmeeranrainer. Das ist unsolidarisch und motiviert eher zu Abwehr als zu Sorgfalt. Und zu einem Hin- und Herschieben von Menschen. Dass die evangelische Kirche diesen Kreislauf unterbricht, ist gut. Noch besser, dass sie ihn sichtbar macht. Wem es ernst ist mit dem Appell, für Menschen in Not einzutreten: schaut hin.

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