Herbert Reuter (85) seit 70 Jahren bei Knümann in Selm „Das erfüllt mich voll und ganz“

Herbert Reuter ist seit 70 Jahren bei Knümann nicht wegzudenken
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Wer in den vergangenen 70 Jahren irgendwann mal im traditionsreichen Selmer Haushalts- und Eisenwarengeschäft Knümann eingekauft hat, kennt ihn: Herbert Reuter, mehr als 40 Jahre lang Leiter des Geschäfts an der Ludgeristraße in der Selmer Altstadt, ist auch heute im Alter von 85 Jahren noch an sechs Tagen in der Woche in dem Laden anzutreffen und fester Bestandteil des Familienbetriebs, den 2019 Sohn Christian Reuter übernommen hat.

Was für manchen Außenstehenden wie eine beachtliche Leistung wirkt, ist für Herbert Reuter selbst eher eine Selbstverständlichkeit. „Man muss ja was zu tun haben. Wenn Sie keine Aufgabe haben, wird es langweilig“, bleibt der 85-Jährige pragmatisch und spricht davon, dass die Arbeit im Geschäft mehr und mehr auch zu einer Art Hobby für ihn werde. Zu einer Feier im kleinen Kreis kamen neben verschiedenen Geschäftspartnern und Geschäftsleuten aus der Selmer Altstadt auch Bürgermeister Thomas Orlowski und Landrat Mario Löhr vorbei, um dem Jubilar und auch dem Betrieb, der gleichzeitig 145. Geburtstag feierte und damit nach eigenen Angaben das älteste Geschäft in Selm ist, zu gratulieren.

Familie Reuter vor dem Geschäft Knümann in Selm
Herbert und Mechthild Reuter (Mitte) haben jahrzehntelang das Haushalts- und Eisenwarengeschäft Knümann an der Ludgeristraße in Selm geführt, 2019 hat Sohn Christian (rechts) mit Frau Nicole (links) den Laden von seinem Vater übernommen. © Bastian Becker

Ehefrau in Selm gefunden

Als der damals 15-jährige Herbert Reuter, der aus Lüdinghausen stammt, im April 1955 seine Lehre bei Knümann in Selm beginnt, ist das mehr oder weniger ein Zufall. „Mein Berufsberater hat mir das damals empfohlen. Ich kannte mich in Selm wirklich nicht aus“, erinnert sich der engagierte Einzelhändler 70 Jahre später. Doch in dem Geschäft an der Ludgeristraße fand er nicht nur eine dauerhafte berufliche Heimat, sondern lernte auch seine spätere Frau Mechthild kennen. Deren Onkel Felix Knümann führte damals den Familienbetrieb, der bereits 1880 als Schmiede auf der Sagkuhl gegründet wurde. Später zog das Geschäft auf die Ludgeristraße um, wo es sein Sortiment erweiterte und neben Schmiedearbeiten auch Haushaltswaren ins Angebot aufnahm.

Nach dem Tod von Felix Knümann 1975 übernahm Herbert Reuter nach 20 Jahren als Lehrling und Mitarbeiter das Geschäft und führte die Modernisierung des Betriebs weiter. Dabei unterstützte ihn seine Frau, mit der Herbert Reuter seit der Hochzeit im Jahr 1969 auch in Selm lebt. „Das eine oder andere ist anders geworden, zum Beispiel hat sich unser Schlüsseldienst vergrößert. An meinem Beruf hat sich aber gar nicht so viel verändert“, meint der erfahrene Verkäufer.

Herbert Reuter bleibt aktiv

Als inmitten der Feierstunde ein Kunde vorbeikommt und nach einem besonderen Schlauch für einen Roller fragt, meint Schwiegertochter Nicole Reuter nur: „Da musst du ran, Herbert.“ Dieser versucht, im konkreten Fall seine Erfahrung einzubringen, und damit will er auch in den nächsten Jahren nicht aufhören.

„Solange es mir gesundheitlich und körperlich noch gut geht, mache ich weiter“, betont der 85-Jährige und schiebt mit einem leichten Schmunzeln nach „und wenn mich mein Sohn hier noch gebrauchen kann“.

Viele langjährige Stammkunden können sich einen Betrieb ohne Herbert Reuter wohl gar nicht mehr vorstellen. „Ich fahre noch ein bisschen Fahrrad und gucke, dass ich fit bleibe“, berichtet der Mann, der ein außergewöhnliches Dienstjubiläum feiert. Sohn und Chef Christian Reuter würdigt ihn mit den Worten: „Er hat die Hauptzeit für den Betrieb leitend geprägt und macht das immer weiter. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben.“ Gerade auch darin zeige sich die Besonderheit eines Familienbetriebs. Für Herbert Reuter ist das Geschäft mehr als nur ein Arbeitsplatz, es ist seine Lebensaufgabe. „Ich bin hier jeden Tag im Laden und das erfüllt mich voll und ganz“, freut sich der Selmer auf viele weitere Kundengespräche in dem Geschäft, das er als Lehrling erstmals vor 70 Jahren betrat.