Noch dauert es ein paar Tage, bis die Jahreshauptversammlung beim SV Preußen Lünen ansteht. Doch schon jetzt ist allen Beteiligten bewusst: „Das wird wohl die längste, die wir jemals hatten.“ Denn am 30. Oktober stehen Neuwahlen des kompletten Vorstands an und die könnten in Horstmar große Wellen schlagen.
Text erschien bereits am 25. Oktober
Dieser Text erschien bereits am 25. Oktober unter dem Titel „Großer Knall beim SV Preußen Lünen? Neuer Vorstand kandidiert – Das ist schon kriminell“ und wurde im Rahmen unserer Reihe zu den meistgelesenen Texten im Jahr 2024 im Kreis Unna noch einmal veröffentlicht.
Gegen 19.07 Uhr soll es am kommenden Mittwoch im Clubhaus des SVP losgehen. Wenn die Mitglieder und der neue oder alte Vorstand am späten Abend dann auseinander gehen werden, dürfte einiges passiert sein. Zwar stellt sich der alte Vorstand (in etwas anderer Organisation, angeführt vom Vorsitzenden Jürgen Regenitter) wieder zur Wahl, doch es gibt große Konkurrenz.
„Es klappt gar nichts. Die ganze Vereinsführung ist schlecht. Seit es diesen Vorstand gibt, geht es mit dem Verein bergab“, wird Levent Yilmaz ganz deutlich. Der durch sein Unternehmen Taxi Levi bekannte Lüner will einen Umbruch voranführen und den SV Preußen bald als Vorsitzender anführen.
„Wir wollen den alten Vorstand ablösen. Er fügt dem Verein nur Schaden zu“, so der 53-Jährige ganz deutlich. Yilmaz nennt seine Kritik primär auf sportlicher Ebene: „Der Verein hat keine A-Jugend mehr und die erste Mannschaft spielt irgendwo im Niemandsland der Kreisliga B. So kann es mit dem SV Preußen einfach nicht weitergehen. Trotzdem wird immer auf heile Welt gemacht.“
Bei den aktuellen Verantwortlichen in Horstmar hört man diese Worte natürlich nicht gerne. „Diese Vorwürfe sind völlig unberechtigt. Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch, mit 15 Neuzugängen. Was erwartet er denn? Dass wir sofort um den Aufstieg mitspielen?“, fragt sich Stephan Ahland, der als Sportlicher Leiter stellvertretend für den ganzen aktuellen Vorstand spricht.

Und tatsächlich kann man den angesprochenen Umbruch durchaus als gelungen ansehen. Als der SV Preußen Lünen in der Vorbereitung jedes Spiel verlor und dabei kein eigenes Tor schoss, durfte sich große Sorgen um die erste Mannschaft gemacht werden. Nun hat der SVP nach elf Spieltagen elf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze der Kreisliga B3 Dortmund, kassierte nur eine Niederlage (drei Siege) in den vergangenen fünf Partien.
„Die Mannschaft musste sich natürlich erstmal finden. Das ist ja ganz normal. Wir sind aber sehr zufrieden, wie es aktuell läuft. Die Stimmung ist sehr gut im Team. Es hätten sogar noch ein paar mehr Punkte sein können“, sagt Ahland. 13 Spieler, darunter einige Leistungsträger, hatten den B-Ligisten im Sommer verlassen.
Jahreshauptversammlung beim SV Preußen
Das sind für Levent Yilmaz aber nur Ausreden, die Zukunft soll groß werden am Alten Postweg. „Die erste Mannschaft muss zu den guten Teams in der Kreisliga A gehören und wir wollen, dass jede Jugend doppelt besetzt ist“, stellt „Levi“ Yilmaz seine Zukunftspläne vor. Aktuell gibt es in Horstmar elf Jugendmannschaften, aber eben keine A-Junioren. Das alles, weiß auch Yilmaz, geht aber nicht ohne eine gewisse Finanzspritze.
„Wir haben schon jetzt einige kleinere Sponsoren, die unser Vorhaben unterstützen werden. Das alles geht nicht von heute auf morgen, aber wir wollen schon im Winter anfangen. Zum Beispiel habe ich schon einige Zusagen, um mehr Qualität in die erste Mannschaft zu bringen“, so der 53-Jährige.
Stephan Ahland ist Sportlicher Leiter
Generell sind Finanzen ein Thema, das dem Chef des Taxiunternehmens in den vergangenen Jahren übel aufgestoßen ist. „Es gab jetzt seit zwei Jahren keine Kassenprüfung und jetzt wurde kurz vor der Jahreshauptversammlung noch schnell eine durchgeführt. Das ist Taktik, um auf heile Welt zu machen. Da ist überhaupt keine Transparenz. Das ist schon kriminell“, kritisiert Yilmaz, bekommt aber sofort deutlichen Gegenwind von Stephan Ahland.
„Es gab in den letzten Jahren wegen des Umbruchs keine Jahreshauptversammlung und dann muss eine Kassenprüfung von einem Mitglied beantragt werden. Das ist nicht geschehen. Jetzt wurde sie turnusmäßig durchgeführt und wenn alles gepasst hat, wird am Mittwoch der Antrag auf die Entlastung des Vorstands gestellt“, erklärt der Sportliche Leiter.
Außerdem habe man aus seiner Sicht immer mit offenen Karten gespielt. „Wir haben immer klargemacht, dass zuvor die Bauarbeiten am Flutlicht abgeschlossen werden müssen. Daraus haben wir kein Geheimnis gemacht. Die Bauarbeiten sind mittlerweile abgeschlossen“, sagt Stephan Ahland.

Bereits in den vergangenen Wochen gab es dabei zwei Momente, in denen klar wurde, wie verhärtet die Fronten innerhalb des Vereins sind. „Ein ehemaliges Mitglied des Jugendvorstands, der auch Befürworter von Levis Plänen ist, hatte bei einem Heimspieltag die Leute am Platz angesprochen und offen für ihn geworben. So etwas macht man einfach nicht. Ich habe dann gesagt, dass er das bitte unterlassen soll oder sonst die Anlage verlassen möge“, erinnert sich der Sportliche Leiter des SVP.
Wenig überraschend stieß das bei Levent Yilmaz auf wenig Verständnis: „Das ist doch lächerlich, so etwas zu machen und den Mann vom Platz zu werfen. Aber wir bekommen auch auf anderen Wegen genug Leute, die bei der Jahreshauptversammlung für uns stimmen.“
Außerdem regt sich der 53-Jährige darüber auf, dass es kurz vor der Wahl einen Aufnahmestopp für passive Mitglieder bei den Horstmarern gibt. „Wenn die Leute zu uns kommen und in der ersten oder zweiten Mannschaft oder auch in der Jugend spielen wollen, sind sie jederzeit herzlich willkommen“, entgegnet Stephan Ahland. Dieses Mitglied hatte sich aber nur anmelden wollen, um bei der Wahl für den neuen Vorstand zu stimmen.
Sascha Umlandt soll stellvertretender Vorsitzender werden
Dieser neue Vorstand an sich birgt aber an sich auch schon weiteres Konfliktpotenzial. Levent Yilmaz verrät, dass sich neben ihm als Vorsitzender auch Sascha Umlandt als Stellvertreter aufstellen lassen will. Der Offensivmann wechselte erst im Sommer nach langer Verletzung aus Horstmar zum B-Liga-Konkurrenten BV Lünen.
„Wir wollen junge Menschen in den Vorstand holen, die etwas bewegen wollen“, gibt sich der Chef des Unternehmens zuversichtlich. „Sie wollen den Verein mit anpacken und nach vorne bringen.“ Dabei blickt der Altherren-Kicker auch auf andere Vereine in der Lippestadt.
„Wir brauchen uns nicht mit dem Lüner SV, Westfalia Wethmar und BW Alstedde vergleichen. Da kommen wir nicht ran. Aber vielleicht können wir uns dahinter einordnen und in der Jugend sogar zum Vorbild werden.“
Vorstands-Wahl am 30. Oktober
Wie die Wahl des neuen Vorstands am 30. Oktober tatsächlich ausgehen wird, scheint ziemlich offen zu sein. Yilmaz selbst hofft vor allem auf Stimmen der aktiven Fußballer beim SV Preußen.
Stephan Ahland allerdings glaubt, dass die großen Pläne des 53-Jährigen „überhaupt nicht im Interesse des Vereins“ liegen. Sicher ist: Die Jahreshauptversammlung im Clubhaus des SV Preußen Lünen wird ganz sicher eine werden, die die Zukunft der Horstmarer maßgeblich beeinflussen wird.