Der letzte Sommer mit Second-Hand Andrea Otto schließt ihr Geschäft am Cavaplatz in Schwerte

Der letzte Sommer mit Second-Hand: Andrea Otto schließt Retour Moden
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Die Kleiderständer und Regale sind noch gut gefüllt. Ständig kommen Kundinnen und Kunden herein auf der Suche nach Einmaligem, das man so nur bei Retour Moden finden kann. Lange sollten sie nicht mehr zögern, wenn sie zugreifen wollen. Denn das beliebte Second-Hand-Geschäft an der Ostenstraße 3 wird keinen weiteren Sommer mehr erleben. „Am 21. September ist unser letzter Tag“, verkündet Inhaberin Andrea Otto. Was bis dahin nicht verkauft sei, gehe als Spende an den Malteser-Hilfsdienst.

Nachhaltiges Angebotskonzept

Noch ein Stückchen trostloser wird es dann – zumindest vorerst – am Cavaplatz am Ende der Fußgängerzone, wo Retour Moden einen bunten Farbklecks neben die triste Baubrache der abgerissenen Häuserzeile setzte. Erst vor drei Jahren war das Geschäft dort in das frühere Ladenlokal der Drogerie Grasekamp eingezogen. Zuvor war es zehn Jahre lang in einem Teil des Künstlerhauses am Bahnhof zu finden gewesen, das mittlerweile auch vom Abbruchbagger beseitigt worden ist. Auf einen Schlag vergrößerte sich die Verkaufsfläche von 70 auf 120 Quadratmeter mit einer breiten Schaufensterfront, die Andrea Otto immer als Hingucker zu dekorieren verstand.

Inhaberin Andrea Otto steht vor ihrem Laden Retour Moden in Schwerte.
Am 1. Oktober hätte Andrea Otto mit ihrem Geschäft Retour-Moden das „Dreijährige“ am Standort Ostenstraße 3 feiern können. Zuvor hatte sie das Geschäft schon zehn Jahre lang in einem kleineren Laden an der Bahnhofstraße geführt, der mittlerweile abgerissen ist. © Reinhard Schmitz

Mit dem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit lag dieses Angebot eigentlich voll im Trend. „Wir haben ganz viel Stammkundschaft“, sagt Andrea Otto. Sie schätzt das ständig wechselnde Sortiment, das ausschließlich aus Kommissionsware besteht. „Modisch, tragbar und gewaschen“ ist die Voraussetzung für die Annahme. Kleidung der 30er-, 40er- und 50er-Jahre passt nicht zu diesem Konzept. Dann habe sie Kunden eher zum Sozialkaufhaus geschickt.

„Ich möchte mal was Neues“

Private Gründe gaben jetzt für die 53-Jährige den Ausschlag, das Kapitel Retour Moden in ihrem Leben zu beenden. Nach dem Tode ihres Mannes habe sie einen neuen Lebensgefährten kennengelernt. „Da ist mir aufgefallen, dass man ziemlich wenig Zeit hat, wenn man selbstständig ist“, erklärt sie ganz offen: „Ich möchte noch leben. Ich möchte einfach mal was Neues.“

Ein reichhaltiges Angebot von Damen-, Herren- und Kinderkleidung samt Accessoires hält Andrea Otto für die Kunden von Retour-Moden bereit. Was bis zur Schließung des Geschäfts nicht verkauft sein sollte, geht als Spende an den Malteser-Hilfsdienst.
Ein reichhaltiges Angebot von Damen-, Herren- und Kinderkleidung samt Accessoires hält Andrea Otto für die Kunden von Retour-Moden bereit. Was bis zur Schließung des Geschäfts nicht verkauft sein sollte, geht als Spende an den Malteser-Hilfsdienst. © Reinhard Schmitz

Wer genau hinschaut, entdeckt neben der Eingangstür einen Hinweis, was das Neue ist. Dort wirbt bereits ein kleines Plakat für A S Events, dessen Buchstabenkreuz die Vornamen von Andrea Otto und Sascha Blumenstein bilden. Gemeinsam betreiben die Beiden künftig die neue Event-Agentur, die beispielsweise Hochzeiten, Geburtstage, Firmenjubiläen und sogar Schützenfeste organisiert. „Alles, was gebraucht wird“, sagt Andrea Otto: „Und wenn einer nur Bedienung braucht, geht das auch.“ Anfragen seien schon möglich (0176/74879134).

Eltern waren Gastronomen

Die Schwerterin kennt sich bestens aus in der Branche. „Ich gehe schon immer kellnern, seit ich 15 bin“, verrät sie. Das Gastronomen-Gen war ihr quasi von den Eltern in die Wiege gelegt worden, die viele Jahre lang das Heim des Kanuvereins betrieben haben: „Ich war schon in Kneipen kellnern, die gibt's gar nicht mehr.“ Und das sind viele in der Stadt.

Büro im Friseursalon

Mit ihrer Firma A S Events bleibt Andrea Otto ihrer Heimat treu. Das Büro will sie in Schwerte beziehen. Bis das neue Unternehmen sich etabliert hat, solle es als Nebenerwerb betrieben werden. Das zweite berufliche Standbein wird voraussichtlich ein Vollzeitjob in einer Dortmunder Fahrschule.

Nachnutzung noch offen

Die Fahrschule mit mehreren Filialen soll sogar schon einmal ein Auge auf das frei werdende Ladenlokal von Retour Moden geworfen haben. Doch diese Ideen haben sich offensichtlich in der Zwischenzeit zerschlagen, wie auch der Vermieter bestätigt. Was für ein Geschäft die Schwerter künftig an dieser markanten Stelle am unteren Eingang der Fußgängerzone erwarten dürfen, scheint derzeit noch offen.