Feuerwehrmann rettet alten Mann aus brennendem Haus So wurde Philipp Fischer (32) zum Helden

Feuerwehrmann Philipp Fischer rettet Mann aus brennendem Haus
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Der Feuerwehrmann Philipp Fischer ist nicht im Dienst: Er hat also keine Schutzkleidung an und ist alleine mit seiner jüngeren Schwester unterwegs, als er an einem brennenden Haus vorbeikommt und drinnen einen alten Mann mit Rollator entdeckt. Vor ihm der Rauch, hinter ihm die Flammen. Um den alten Mann aus seiner brennenden Küche zu retten, muss der 32-Jährige, der bei der Feuerwehr in Castrop-Rauxel arbeitet, eine gefährliche Entscheidung treffen – und zwar in Sekunden.

Philipp Fischer beschließt: „Ich mache es.“ Dabei sprach genau das gegen vieles, was der 32-Jährige in seiner täglichen Arbeit als Berufsfeuerwehrmann eigentlich beherzigt. „Mit das Erste, was ein Feuermann in der Ausbildung lernt, ist, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen“, sagt er. Doch er begibt sich am Donnerstag (20.7) in Gefahr, um dem 62-Jährigen das Leben zu retten. Und mit etwas Abstand sagt er: „Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe.“

Warten ist keine Option

Gegen 9.20 Uhr wollte Philipp Fischer, der nur zu Besuch bei seiner Familie im baden-württembergischen Weinheim war, seine Schwester Elena zur Schule bringen. Für die Mottowoche trug die 18-Jährige ein Dirndl und wollte damit nicht wie sonst immer mit dem Roller durch den Regen fahren. Doch der Regen ist nicht der einzige Zufall, der dem 62-Jährigen wenige Minuten später das Leben rettet. Nur weil eine andere, kürzere Route am Morgen blockiert war, fuhren die Geschwister überhaupt an dem Haus vorbei, aus dem schon dichter Rauch aufstieg. „Ich habe mir relativ schnell gedacht, das sieht nicht aus, als wäre das irgendwie so gewollt“, sagt Philipp Fischer.

Der Castrop-Rauxeler Feuerwehrmann Philipp Fischer (32) zusammen mit seiner 18 Jahre alten Schwester Elena, die er eigentlich nur zur Schule bringen wollte.
Der Castrop-Rauxeler Feuerwehrmann Philipp Fischer (32) zusammen mit seiner 18 Jahre alten Schwester Elena, die er eigentlich nur zur Schule bringen wollte. © Privat

Die Tür des Hauses steht offen und der Feuerwehrmann kann hineinsehen. „Die ganze Eckbank, die ganze Küche stand schon im Flammen“, erinnert er sich. Und das Entscheidende: Er sieht den 62-Jährigen mit seinem Rollator: „Er stand vor einem flammenden Hintergrund, vor ihm eine Menge Rauch“. Er kennt den Mann und weiß um dessen Pflegebedürftigkeit – und dass er ohne ihn wohl keine Chance hat. Warten ist keine Option: „Ich habe ihm keine Minute mehr gegeben, dann wäre er bewusstlos geworden und wäre am Boden gelegen und wäre leider verbrannt.“

„Ich habe ihn von hinten gepackt“

Was nun passiert, habe nur etwa zehn Sekunden gedauert, so genau könne Philipp Fischer das jetzt im Nachhinein gar nicht mehr sagen. Er fällt die Entscheidung, ins brennende Haus zu gehen. Der Plan: die acht Meter bis zum Mann hinein, ihn packen und dann zusammen wieder raus. Am besten, ohne dabei die giftigen Rauchgase zu atmen.

Der Feuerwehrmann drückt sich die Jacke vor den Mund und rennt rein. Schnell ist er bei dem 62-Jährigen. „Ich habe ihn von hinten gepackt.“ Doch der alte Mann will seinen Rollator nicht loslassen. „Ich habe gesagt: ‚Lass los, wir müssen hier so schnell wie möglich raus.‘ Irgendwann hat er ihn dann doch losgelassen“, erzählt der Feuerwehrmann. Auf dem Weg ins Freie bleiben die zwei noch im Türrahmen hängen. „Ich will hier auch so schnell wie möglich raus, einfach nur noch rausziehen, rausziehen, rausziehen“, denkt er in diesem Moment: „Irgendwann waren wir dann, Gott sei Dank aus der Tür raus.“ Auch vor dem Haus ist schon alles verraucht. Philipp Fischer bringt den Mann deshalb gleich bis zur Straße und untersucht ihn auf Verbrennungen, die es wie durch ein Wunder nicht gibt.

Philipp Fischers Schwester Elena steht vor dem noch rauchenden Haus.
Der Castrop-Rauxeler Feuerwehrmann Philipp Fischer (32) rettete in seiner Heimat Weinheim einen alten Mann aus einem brennenden Haus. © Privat

Wenige Minuten später treffen die Weinheimer Kollegen des Castrop-Rauxeler Feuerwehrmanns ein, die Schwester Elena alarmiert hatte. Sie löschten den Brand. Der Sachschaden wird auf circa 100.000 Euro geschätzt. „Durch den Brand und die Wärmestrahlung kam es auch zu mehreren kleineren Explosionen, da kleinere Druckbehälter wie Spraydosen und Gaskartuschen zerborsten“, schreibt die Feuerwehr Weinheim. Die Rettungsaktion gelang also gerade im richtigen Moment. Dennoch ging es für den 62-Jährigen und seinen Retter ins Krankenhaus. Denn bei all der Anstrengung im brennenden Haus hatte er, entgegen des Plans, auch Rauch eingeatmet. „Meine Lunge hat gebrannt. Das war so ein Zusammenspiel aus allem, Adrenalin und Anstrengung und dem Rauchgas.“

Am Mittwoch (26.6) besuchte Philipp Fischer den 62-Jährigen im Krankenhaus. Dem gehe es körperlich schon wieder ganz gut. Nur seinem Haus trauere er hinterher.