EC Bergkamen trifft in Frauen-Bundesliga auf Amsterdam Vorsitzende sieht „fatales Zeichen“

EC Bergkamen vor Auftakt in Frauen-Bundesliga
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Die Kufen sind geschärft, die Schläger getapt und das Eis geschliffen – Bühne frei also für die „Bärinnen“ des EC Bergkamen, um am Samstag (30. September) in die neue Bundesliga-Saison zu starten.

Wie immer muss das Bergkamener Team dabei aber einen entscheidenden Nachteil kompensieren. Aufgrund der finanziellen Situation konnte es sich der Verein nicht leisten, in den Sommermonaten auf dem Eis zu trainieren. „Wir haben einfach nicht das Geld, um die Trainingsflächen zu mieten“, erklärt die Vorsitzende Ilona Pollmer, die bereits seit über 40 Jahren im Verein tätig ist.

Um dem entgegenzuwirken, hat sich die ECB-Trainerin Miriam Thimm etwas einfallen lassen. Über den Sommer gab sie ihren Schützlingen ein „Playbook“, indem sämtliche taktische Anweisungen zusammengefasst sind. „Die Theorie kann die Praxis natürlich nie ganz ersetzen, aber damit können wir zumindest ein paar Nachteile ausgleichen“, sagt Thimm.

Trainerin Miriam Thimm will in die Play-offs

Auf dem Eis trainierten die Bärinnen dann zum ersten Mal in der vergangenen Woche. Vorher hatte der ECB bereits an einigen Vorbereitungsspielen teilgenommen. Und die Bergkamenerinnen melden in diesem Jahr Ambitionen an. Während Vorsitzende Pollmer mit dem Abstieg nichts zu tun haben und dann „mal schauen will, was geht“, fasst Trainerin Timm ein Finish in den Top 4 und damit in den Play-off-Plätzen um die Meisterschaft ins Auge. „Das Potenzial dafür haben wir definitiv“, sagt die Trainerin.

Damit spielt Thimm auf den stark verjüngten Kader an, der ihrer Einschätzung nach einen „guten Eindruck“ mache. Außerdem bekommt der ECB Verstärkung aus Übersee: Mit Maliah Gillette spielt in der kommenden Saison wieder eine US-Amerikanerin bei den Bärinnen. „Sie macht einen sehr guten Eindruck. Wir hoffen, dass sie auch eine gewisse Führungsrolle bei uns einnehmen kann“, sagt Trainerin Thimm.

Trotz aller Ambitionen erinnert man sich beim EC Bergkamen aber auch daran, dass der Klassenerhalt in den vergangenen Spieltzeiten teilweise nur sehr knapp geglückt war. Oft belegte der ECB den vorletzten Platz, teils blieb er aber auch im Wettbewerb, obwohl er Tabellenletzter wurde und kein Team den Gang in die zweite Liga antreten musste.

„Oft wird einfach keine Mannschaft gefunden, die freiwillig in die erste Liga hochgeht. Dann bleibt man drin, obwohl man Letzter wird“, erklärt Ilona Pollmer. Der Aufwand und die Reisekosten seien vielen Teams einfach zu hoch, so die Vorsitzende weiter.

Trainerin Miriam Thimm hat ihren Schützlingen ein Taktikbuch mitgegeben, um sich auf die Saison vorzubereiten.
Trainerin Miriam Thimm hat ihren Schützlingen ein Taktikbuch mitgegeben, um sich auf die Saison vorzubereiten. © Palschinski

Da der EC Bergkamen finanziell nicht so gut aufgestellt ist wie seine Ligakonkurrenten, treffen die Aufwandskosten den Verein besonders stark. „Wenn wir zum Beispiel zum Auswärtsspiel nach München fahren, belaufen sich die Bus- und Hotelkosten auf fast 5000 Euro“, erklärt Pollmer.

Auch deswegen gibt es in der Liga seit einiger Zeit die Doppelspieltage. Samstagnachmittags- oder abends tragen zwei Teams ihre erste Begegnung gegeneinander aus, am Sonntagmorgen folgt dann direkt die zweite. Doch auch das ist eine Belastungsprobe. „Du bist teilweise um Mitternacht zu Hause und musst um 7 Uhr morgens schon wieder aufstehen. Das ist schon grenzwertig“, so Pollmer.

Kein deutsches Team rückt in die Bundesliga nach

All diese Gründe tragen augenscheinlich dazu bei, dass aus der zweiten Bundesliga kein Verein in die erste Liga nachrücken kann oder will. Deswegen gibt es in der kommenden Saison ein Novum: Mit den Amsterdam Tigers spielt zum ersten Mal eine ausländische Mannschaft in der Frauen-Bundesliga mit.

„Ich finde, dass das ein fatales Zeichen ist. Das heißt ja, dass kein anderes deutsches Team gefunden werden konnte. Das ist sehr bedenklich“, findet Vorsitzende Pollmer.

Trainerin Thimm sieht das ähnlich, gibt aber zu bedenken: „Wir müssen die Liga stärken und attraktiver machen. Wenn sich dafür kein deutsches Team finden lässt, finde ich es okay, wenn ein Team aus den Niederlanden in die Liga kommt.“

Der EC Bergkamen, hier in Schwarz gegen den ESC Planegg-Würmtal, trifft in der kommenden Saison zum ersten Mal auf die Amsterdam Tigers.
Der EC Bergkamen, hier in Schwarz gegen den ESC Planegg-Würmtal, trifft in der kommenden Saison zum ersten Mal auf die Amsterdam Tigers. © Palschinski

Als einziges Ligateam sind die Amsterdam Tigers für den EC Bergkamen eine Unbekannte – alle anderen Mannschaften kennen die Bärinnen bereits bestens aus den vergangenen Spielzeiten.

Gegen die Niederländerinnen muss der ECB aber ohnehin erst im Oktober ran. Kommenden Samstag (17.30 Uhr) und Sonntag (10 Uhr) geht es zunächst in der Eissporthalle Bergkamen gegen den amtierenden Meister Memmingen. „Das wird eine extrem harte Nuss. Ich hoffe aber, dass wir da zeigen können, dass mit uns zu rechnen ist“, so Miriam Thimm.

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