EC Bergkamen feiert 40-Jähriges „Konnten immer die Großen ärgern“ – Problemzone Halle

EC Bergkamen feiert 40-Jähriges: „Konnten immer die Großen ärgern“ – Problemzone Halle
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Seit 40 Jahren gibt es Fraueneishockey in Bergkamen. Der ECB gehört damit zu den traditionsreichsten Standorten in Deutschland. An diesem Wochenende feiert der Verein sein 40-jähriges Jubiläum. Unser Redaktion blickt mit Ilona Pollmer, Vorsitzende des EC Bergkamen und von Anfang an dabei, auf die Anfänge, das Jubiläum und die Zukunft des Fraueneishockeys.

Frau Pollmer Sie waren von Anfang an dabei, können Sie glauben, dass das schon 40 Jahre her ist?

Nein (lacht). Ich bereite gerade vor, was ich bei der Feier sagen will und genau diese Frage kam mir auch in den Sinn. Es kommt mirt auf keinen Fall so vor. Wenn ich jetzt zur Eishalle fahre, frage ich mich schon manchmal: „Wie lange willst du das noch machen?“ Ich bin seit 40 Jahren dabei, habe 30 gespielt, das ist eine irre Zeit. Da schleicht sich schon altersmäßig der Gedanke ein, dass man irgendwann aufhören will.

Wenn Sie auf die Anfänge und heute zurückblicken: Was sind die größten Unterschiede?

Das ist recht leicht zu beantworten. Wir hatten kein WhatsApp, um zu fragen, wer zum Training kommt. Da sind einfach alle gekommen. Man hatte einfach eine andere Bindung. Die heutige Generation ist da anders unterwegs. Früher war jeder sehr loyal. Wenn man sich entschieden hat, für Bergkamen zu spielen, dann hat man alles gegeben, nicht nur auf dem Eis, sondern auch daneben. Das ist heute etwas anders. Social Media ist außerdem wichtig geworden. Früher hat man sich mehr miteinander beschäftigt. Wir konnten da ja auch gar nicht sehen, was die anderen machen, da hat man den ganzen Quatsch nicht gehört (lacht). Da muss man aber einfach mit leben.

Was sind Ihre schönsten Erinnerungen aus der ganzen Erinnerungen?

Da habe ich lange drüber nachgedacht und habe das lange getan. Die erste Saison war 1983/84, da sind wir gleich Vizemeister geworden und das mit einem zusammengewürfelten Haufen. Irgendwann habe ich dann nicht mehr in der ersten Mannschaft gespielt. 2005 sind wir Deutscher Meister geworden, da war ich allerdings nicht dabei. Trotzdem ist es ein Mega-Highlight. Davon gibt es aber noch viel mehr, wir waren ja beispielsweise in den beiden Jahren danach Pokalsieger. Das Wichtigste ist aber, dass man viele tolle Leute kennengelernt hat. Das ist das, was man mitnimmt.

Was ist zum Jubiläum geplant?

Von der Stadt Bergkamen bekommen wir ab 17 Uhr drei Stunden Hallenzeit. Zuerst werde ich circa 15 Minuten erzählen, wie alles angefangen hat. Alles wird mit Bildern unterlegt. Wir sprechen natürlich auch über die Erfolge oder darüber, dass wir im Guinness-Buch der Rekorde wegen der 54 Penaltys gegen Memmingen sind. Dann wird ein Team der ersten Generation zwei Mal 20 Minuten gegen die aktuelle Mannschaft antreten. In der Halbzeit wird es ein Puckwerfen geben. Danach können Bilder auf dem Eis gemacht werden und es gibt die Möglichkeit, aufs Tor zu schießen. Wir machen außerdem eine Tombola und bieten Waffeln und Kuchen an.

Ilona Pollmer ist seit der Gründung des EC Bergkamen dabei. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 1984.
Ilona Pollmer ist seit der Gründung des EC Bergkamen dabei. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 1984. © ECB

Fraueneishockey insgesamt hat einen schweren Stand in Deutschland. Wie ist es Ihnen dennoch gelungen, sich in den all den Jahren zu halten?

Ich habe ja praktisch den kompletten Vorstand durchlaufen. 2007 wurde ich dann gefragt, ob ich nicht Vorsitzende werden möchte. Das Ziel war schon immer, dass die Spielerinnen wenigstens nichts bezahlen müssen. Im Augenblick wünschen wir uns, dass die Mädchen nicht noch so viel Geld mitbringen müssen. Vieles wie Spritkosten tragen sie selbst. Teilweise sind das unfassbare Entfernungen. Wir stellen nur Trikots und Stutzen, in dieser Saison werden immerhin Helme und Handschuhe gesponsert. Wir haben es über die ganze Zeit nur geschafft, die Mannschaft am Leben zu erhalten, weil wir ein familiäres Miteinander haben. Jeder macht den letzten Schritt für den anderen. Das ist auch der Grund, warum wir auch immer wieder die vermeintlich Großen ärgern konnten (lacht). Es wird aber zunehmend schwieriger und schwieriger.

Hinzu kommt noch die renovierungsbedürftige Halle. Wie wollen Sie diesen Nachteil ausgleichen?

Wir sind in Gesprächen mit dem DEB (Deutscher Eishockey Bund, Anm. d. Red.), der einen Anforderungskatalog gestellt hat. Der DEB will so nicht weitermachen. Wir brauchen beispielsweise eine neue Bande. Wir sind aber mit der Stadt Bergkamen im Gespräch, dass das im Sommer angegangen wird. Da wird sich etwas bewegen. Wie das aussehen wird, ist noch nicht klar, aber es wird sich einiges tun.

Wenn Sie Wünsche formulieren, welche wären das für die Zukunft?

Zuerst, dass sich etwas an der finanziellen Situation ändert, dass wir endlich besser gestellt werden. Wir wollen den Spielerinnen nichts zahlen, aber die sollen auch nichts zahlen müssen. Das war das Ziel und das wird es bleiben. Zweitens müssen sich die Bedingungen in der Halle ändern. Und drittens hoffe ich, dass sich was am Süd-West-Nord-Gefälle tut. Aus unserer Sicht wäre eine zweigleisige Bundesliga besser. Dann könnten mehr Frauen Eishockey spielen, weil die Fahrerei im Augenblick zu irre, zu teuer und zu zeitaufwendig ist. Dann würden wir auf breiteren Beinen stehen. Einen Deutschen Meister kann man ja auch so ausspielen.

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