Für die SG Selm, den SV Herbern U23 und den FC Nordkirchen II könnte es zu einem bitteren Saisonende kommen - wenn alles schiefläuft. Da jeder Kreis freie Hand über die Regelung bei Punktgleichheit zum Saisonende hat, wird im Kreis Münster nicht automatisch die Mannschaft bevorzugt, die das bessere Torverhältnis hat. Auch der direkte Vergleich spielt in diesem Fall keine Rolle. In Münsters Kreisligen gibt es eine ganz individuelle Regelung für so einen Fall.
Entscheidungsspiel bei Punktgleichheit
„Bei Punktgleichheit der Entscheidungsplätze (Meister, Teilnehmer an Entscheidungsrunde oder Absteiger) folgt unmittelbar nach Ende der Saison ein Entscheidungsspiel bzw. eine Entscheidungsrunde. Demnach wird nicht nach der Tordifferenz gewertet“, heißt es in den Durchführungsbestimmungen des FLVW für den Kreis Münster.
Relevant sind also nur die Punkte auf der Haben-Seite, alles andere hat keinen Einfluss. Andere Kreise gehen bei ihren Kreisligen wiederum anders vor. Dort wird üblicherweise zuerst nach Torverhältnis oder dem direkten Vergleich gewertet.
Das prominenteste Gegenbeispiel dürfte hierbei die 1. Fußball-Bundesliga darstellen. Dort zählt bei Punktgleichheit zuerst das Torverhältnis, dann die Anzahl der erzielten Tore und erst dann der direkte Vergleich. Sollte es dann immer noch keinen Sieger geben, werden die Auswärtstore im direkten Vergleich und später die insgesamt erzielten Auswärtstore betrachtet. Erst danach käme es zum Entscheidungsspiel auf neutralem Boden.

Diese ganzen Schritte überspringt der Kreis Münster mit der Begründung, dass man die Kreisliga doch anders betrachten müsse als die überkreislichen Ligen. Zur Erinnerung: Ab der Bezirksliga gibt es für solche Fälle einheitliche Regularien.
Für Norbert Krevert, Kreisvorsitzender des Kreises Münster, gibt es bei dieser Regelung keinen Handlungsbedarf.
„In den Kreisligen kommt es häufiger zum Nicht-Antritt und das verzerrt den Wettbewerb. Wenn ein Team fünf Tore zum Aufstieg oder zum Klassenerhalt braucht und der Gegner tritt nicht an, dann war es das. Aufgrund unserer Erfahrungswerte haben wir uns also direkt für diese Regelung entschieden“, erklärt Krevert.
Auswirkungen auf SG Selm und SV Herbern U23
Diese Regelung könnte weitreichende Folgen für die SG Selm, die U23 des SV Herbern und die Reserve des FC Nordkirchen haben. Die SG spielt derzeit um den Klassenerhalt in der Kreisliga A2. Dort liegen derzeit fünf Teams nur zwei Punkte auseinander, die SG belegt derzeit mit 19 Punkten den vorletzten Platz. Sollte die SG doch noch den Sprung ans rettende Ufer schaffen, so muss sie hoffen, dass kein Abstiegsplatz auf dieselbe Anzahl an Punkten kommt. Andersherum könnte es auch die Rettung für die SG sein.
Ähnlich sieht es auch bei der U23 des SV Herbern aus, die ebenfalls im Tabellenkeller der A-Liga steckt. Zwei Punkte vor der SG Selm sieht die Lage nur marginal besser aus in Herbern. Zwar steht die U23 derzeit nicht auf einem Abstiegsplatz, könnte aber auch hier durch die Entscheidungsspiel-Regelung gefährdet sein.
Sollten gleich mehrere Teams punktgleich abschließen, gibt es eine Entscheidungsrunde. „Dort spielen dann alle Vereine gegeneinander. Jeder soll ein Heimspiel bekommen. Falls das nicht klappt, werden die Spiele auf neutralem Boden stattfinden“, erklärt der Kreisvorsitzende. Die Saison könnte also eine spürbare Verlängerung erhalten.
Aufstiegssorgen beim FC Nordkirchen II?
Auch der Spitzenreiter der Kreisliga B3, FC Nordkirchen II, könnte ins Hintertreffen geraten. Sollte der SC Gremmendorf den aktuellen vier Punkte Rückstand noch aufholen, würde es auch dort ins Entscheidungsspiel um den direkten Aufstieg gehen. Dieses würde dann sofort auf neutralem Boden stattfinden.