Sorge um die Ausbildung: Arbeitsminister Hubertus Heil in Unna

© Marcel Drawe

Sorge um die Ausbildung: Arbeitsminister Hubertus Heil in Unna

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Ausbildungen sind für viele Jugendliche unattraktiv. Und da wo sie gesucht werden, fehlen Stellen. Die Corona-Pandemie hat diese Probleme noch verstärkt.

Kreis Unna

, 10.08.2021, 19:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Ausbildung steckt in einer Krise – eigentlich nicht erst seit gestern und auch nicht nur im Kreis Unna. Die Corona-Zeit hat diesen Trend noch verstärkt. Hoffnung gibt es auf der anderen Seite aber auch. All diese Erkenntnisse standen am Ende eines Besuchs von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in der Werkstatt im Kreis Unna. Mit dabei waren der SPD-Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek, Werkstatt-Geschäftsführer Herbert Dörmann, Azubis sowie Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Kreishandwerkerschaft, IHK, HWK, Jobcenter und Arbeitsagentur.

Eine Faust zur Begrüßung und schon war man beim Du – obwohl bestimmt nicht alle im Hause Genossen waren. Hubertus Heil gab sich kumpelhaft, blieb sitzen beim Reden, war fast ein wenig leise, aber zu berichten hatte er eine Menge. Mit Blick auf die Arbeitslosenzahlen während der Pandemie insgesamt sogar Positives. So sprach er tatsächlich von einer „nicht schlechten Situation am Arbeitsmarkt“ und dankte den Arbeitsagenturen, die während der Pandemie eine „stabile Brücke über das Tal“ gebaut hätten.

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„Richtige Sorgen mache ich mir aber um die Ausbildung“, führte der Minister fort. Durch Corona fehle es den jungen Menschen noch mehr an Berufsorientierung. Praktika fallen inzwischen im zweiten Jahr aus. Berufsmessen mussten abgesagt werden. Und die Betriebe, die durch die Pandemie wirtschaftlich geschwächt sind, überlegen sich nun dreimal, ob sie Ausbildungsplätze anbieten.

Ausbildungsprämien als Anreiz für Unternehmen

Anreize für Unternehmen schaffe die Regierung etwa mit Ausbildungsprämien, oder Programmen, die Kurzarbeit vermeiden sollen. Denn dass der Auszubildende im Betrieb lernt, ist elementarer Bestandteil der Ausbildung. Deutschland könne es sich auch mit Blick auf den demografischen Wandel nicht leisten, dass viel zu viele Jugendliche „in der Ecke hängen“, nannte Hubertus Heil das Kind schonungslos beim Namen. Gemeint waren die jungen Menschen, die langjährige Studiengänge abbrechen, oder am Berufskolleg aufgeben.

Hubertus Heil (l.) und Herbert Dörmann (2.v.l.) sowie Oliver Kaczmarek (r.) ließen sich von Ina Conrad und Astrid Henke die Küche zeigen.

Hubertus Heil (l.) und Herbert Dörmann (2.v.l.) sowie Oliver Kaczmarek (r.) ließen sich von Ina Conrad und Astrid Henke die Küche zeigen. © Marcel Drawe

In der Werkstatt entwickelte sich eine dynamische Gesprächsrunde, während der alle Beteiligten in vielen Punkten übereinstimmten. Dass zu wenige Jugendliche eine Ausbildung ergreifen, zu viele Lehrstellen unbesetzt bleiben, und so langfristig die Fachkräfte von morgen fehlen, sei ein Problem, für das es je nach Branche und Region zwei Ursachen geben kann: mangelndes Angebot oder mangelndes Interesse.

Lehrstellenoffensive vom Landrat

Beide Probleme – auch das machte der Arbeitsminister deutlich – könne eine Bundesregierung nicht alleine lösen. Vielfach gelobt wurde in diesem Zusammenhang die frisch ins Leben gerufene Lehrstellenoffensive von Landrat Mario Löhr, der ein breites Bündnis auf das Thema ansetzen möchte.

Zum Besuch des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil in der Werkstatt Unna waren Azubis sowie Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Kreishandwerkerschaft, IHK, HWK, Jobcenter und Arbeitsagentur eingeladen.

Zum Besuch des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil in der Werkstatt Unna waren Azubis sowie Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Kreishandwerkerschaft, IHK, HWK, Jobcenter und Arbeitsagentur eingeladen. © Marcel Drawe

Vor allem das Ansehen von Ausbildungsberufen müsse besser werden, brachte in Andree Haut unter anderem der Jugend- und Auszubildendenvertreter bei Bayer in Bergkamen in die Runde ein. Von seinen Freunden, mit denen er Abitur machte, hat so gut wie niemand eine Ausbildung begonnen. Aber auch etwa nach der 10. Klasse entscheiden sich nur rund zehn Prozent der Schüler für eine Ausbildung.

Viele unbesetzte Ausbildungsplätze im Kreis

Thomas Helm, Vorsitzender der Agentur für Arbeit Hamm, konnte gen Ende ein wenig Hoffnung machen. Denn für den Kreis Unna zähle die Arbeitsagentur aktuell tatsächlich mehr offene Lehrstellen als Bewerber. So könne zwar nicht jeder Jugendliche an seinen Traumarbeitsplatz vermittelt werden, aber dass noch viele Lehrstellen zu haben sind, und dass eine Ausbildung eine solide Basis für die Zukunft ist, müsse jetzt umso mehr vermittelt werden.

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Ein Punkt, in dem auch die Eltern verstärkt mitgenommen werden sollten. Oft seien sie es, die ihre Kinder in ein Studium drängen, betonten mehrere Teilnehmer der Gesprächsrunde.

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