
Michael Sacher mit seinem Wahlkampfmobil: Der Unnaer Buchhändler ist immer für ungewöhnliche Ideen gut. Jetzt kann er sie doch im Bundestag anbringen. © KV Bündnis 90/Die Grünen
Michael Sacher darf nun doch den Koffer für Berlin packen
Politik
Für Michael Sacher rückt der nachträgliche Einzug in den Bundestag näher. Grund dafür ist die Regierungsbildung auf Landesebene in NRW. Durch sie wird für den grünen Kandidaten aus Unna ein Platz frei.
Der BVB-Fan Michael Sacher war nach der Bundestagswahl 2021 so etwas wie Schalke als „Meister der Herzen“. Drei Wochen lang stand er schon auf der vorläufigen Mitgliedsliste des Bundestags. Dann kam das amtliche Endergebnis mit der Ernüchterung: Weil ein Mandat der Grünen in Berlin nun doch von der Landesliste aus Bayern zu besetzen war, griff die Liste der NRW-Grünen nur bis Platz 27. Und Sacher stand auf 28.
Nun allerdings dürften sich Sachers Orientierungstage im Bundestag doch als sinnvoll erweisen. Der 58-Jährige steht kurz davor, als Nachrücker ins Parlament einzuziehen. Neben dem damaligen Sieger des Direktmandates, Oliver Kaczmarek (SPD), und Hubert Hüppe (CDU) wäre er dann das dritte Bundestagsmitglied aus dem Wahlkreis Unna I.
Dass für Sacher ein Platz frei werden dürfte, hängt mit der Regierungsbildung auf Landesebene in Nordrhein-Westfalen zusammen. Dort nominieren die Grünen einen grünen Bundestagsabgeordneten aus Nordrhein-Westfalen: Oliver Krischer aus Aachen soll Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr werden. Das hat Krischer am Freitagnachmittag selbst bestätigt.
Dass Krischer sein Mandat im Bundestag behält, ist zwar rechtlich denkbar, aber sehr theoretisch. „Das wäre eine maßlose Selbstüberschätzung und bestimmt nicht das, was er im Sinn hat“, sagt auch Michael Sacher. Die wahrscheinliche Folge der NRW-Regierungsbildung für den Bundestag ist: Wenn Krischer geht, kann Sacher kommen.
Der Buchhändler aus Unna nahm die Entwicklung entsprechend fröhlich auf: Auch wenn sein Reinschnuppern in den Berliner Politikbetrieb zunächst mit Ernüchterung endete, freue er sich nun auf seinen verspäteten Einzug ins Parlament.
Wann dies erfolgt, hängt nun vom weiteren Ablauf der Regierungsbildung in Düsseldorf ab. Nachdem sich CDU und Grüne auf eine Zusammenarbeit verständigt haben, steht für Dienstag die Wahl des Ministerpräsidenten an, die mit einer Wiederwahl von Amtsinhaber Hendrik Wüst (CDU) enden dürfte. Voraussichtlich am Tag darauf ernennt Wüst seine Minister. Legt Krischer danach sein Mandat in Berlin nieder, wäre der Weg frei für Michael Sacher.
Eile empfindet der Grüne aus Unna dabei nicht. „Wenn er seinen Platz nicht sofort aufgibt, hätte das vielleicht auch einen Vorteil. Es würde die Chance bieten für eine gründlichere Übergabe.“
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
