Telefongespräche mit dem Handy können ihre Tücken haben: Völlig unvermittelt klingt mitunter die Stimme am anderen Ende der Funklinie verzerrt oder die Verbindung reißt sogar ganz ab. Größere „Weiße Flecken“ im Kreis Unna sind der Bundesnetzagentur bekannt. Viel engmaschiger könnte das Mobilfunknetz hingegen mit Hilfe der Müllabfuhr überprüft werden.
Im Kreis Recklinghausen ist dieses Projekt im September gestartet: Die Abfallsammelfahrzeuge werden mit Boxen ausgestattet, die alle 20 Sekunden das Signal der verschiedenen Netzbetreiber messen.
Müllwagen eignen sich für Funkloch-Suche
Die Müllwagen eigneten sich für die Datenerhebung besonders gut, weil sie in fast jede Straße kommen, langsam fahren und immer wieder halten, heißt es aus dem federführenden Rathaus in Marl.
Bei der GWA Kreis Unna ist diese „zusätzliche Dienstleistung der Abfallwirtschaft“, wie Pressesprecher Andreas Hellmich es nennt, schon länger bekannt. Auch in anderen Regionen würden Müllfahrzeuge als Funklochaufspürer genutzt.

Funklöcher melden per App
- Bürgerinnen und Bürger haben auch die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden bei der Suche nach Funklöchern.
- Das funktioniert mit der App „Breitbandmessung/ Funklochapp“ der Bundesnetzagentur, bei der Funklöcher jederzeit gemeldet werden können.
„Vom Grundsatz her wären wir dazu bereit“, sagt Hellmich. Es gebe allerdings im Kreis Unna eine besondere Herausforderung: Die Müllabfuhr wird in den zehn Kommunen von sieben verschiedenen Entsorgungsbetrieben übernommen.
Die GWA Kommunal AÖR, an der auch der Kreis Unna beteiligt ist, sammelt den Abfall lediglich in Kamen, Bönen und Holzwickede ein. In Selm und Werne sind es die Stadtwerke Selm, in Lünen die dortigen Wirtschaftsbetriebe, in Bergkamen der eigene Entsorgungsbetrieb, in Unna die Stadtbetriebe, in Fröndenberg die eigene Kommunalservice AÖR und in Schwerte der städtische Baubetriebshof.
Qualität der Mobilfunknetze im Kreis Unna unterschiedlich
Trotz der vielen Akteure sei ein gemeinsames Projekt durchaus machbar, findet Andreas Hellmich. Denn die Fahrzeuge der Entsorger könnten für einen weiteren sinnvollen Zweck eingesetzt werden. Hellmich: „Es ist schon wichtig, überall Mobilfunk zu haben.“
Ob der Handyempfang überall gut oder stellenweise störanfällig ist oder sogar gar nicht vorhanden, hängt auch von dem genutzten Mobilfunknetz ab. Legt man die Netze aller großen Anbieter wie 1&1, Telefónica, Telekom und Vodafone auf einer Karte übereinander, wird der Kreis Unna beim höchsten Standard 5G-Standalone sehr gut abgedeckt.

Die 5G-Standalone-Qualität bedeutet, dass das 5G-Netz „allein steht“ und nicht auf einer hochgerüsteten LTE/4G-Technologie beruht. Weil das Aufrüsten schneller geht, bauen die Anbieter in vielen Bereichen noch nicht flächendeckend auf ein eigenes 5G-Kernnetz
Das Standalone-Netz bietet höhere Datenarten jenseits der 1.000 Megabit pro Sekunde, ermöglicht Telefonieren über 5G („Voice over 5G“) und sorgt sogar für einen bis zu 20 Prozent geringeren Energieverbrauch beim Smartphone.
„Weiße Flecken“ bei fast allen Mobilfunkanbietern
Die Bundesnetzagentur weist für den Kreis Unna größere Bereiche in Selm und Werne, kleinere in Lünen und Fröndenberg sowie wieder größere in Schwerte als sogenannte „Weiße Flecken“. Dort ermöglicht keiner der Mobilfunkanbieter das Senden und Empfangen über 5G-Standalone.
Betrachtet man die Abdeckung für jeden Anbieter separat, gibt es praktisch in jeder der zehn Kommunen „Weiße Flecken“, so ist zum Beispiel Telefónica in Bergkamen, Holzwickede und Teilen von Unna schwächer vertreten; Vodafone hat viele „Weiße Flecken“ in Selm und Werne. Ein nahezu flächendeckendes 5G-Standalone-Netz hat nur die Deutsche Telekom im Kreis Unna.
Im Kreis Recklinghausen soll das Ergebnis der Aktion Grundlage für Gespräche mit Mobilfunkbetreibern werden, um eine verbesserte Abdeckung anzuregen. „Wir sind gern Partner dafür“, sagt Andreas Hellmich für die GWA, „und helfen dabei, die Kontakte zu knüpfen.“ Angestoßen werden müsste das Thema allerdings sicherlich von Politik und Verwaltung in Kreis und Kommunen.
