Ralf Plogmann (Bildmitte) vom Caritasverband im Kreis Unna und Vertreter weiterer Wohlfahrtsverbände kämpften im Gespräch mit den Bundestagsabgeordneten für die Migrationsberatung – mit Erfolg.

Ralf Plogmann (Bildmitte) vom Caritasverband im Kreis Unna und Vertreter weiterer Wohlfahrtsverbände kämpften im Gespräch mit den Bundestagsabgeordneten für die Migrationsberatung – mit Erfolg. © Henryk Brock

Rekordsumme statt Kürzung: Migrationsberatung im Kreis Unna ist gerettet

dzGeflüchtete im Kreis Unna

„Unverschämt“ fanden die Wohlfahrtsverbände die geplanten Kürzungen bei der Migrationsberatung. Ihr Appell und die Gespräche mit heimischen Abgeordneten zeigen nun: Es gibt viel mehr Geld als vorher.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 29.09.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan oder einem anderen Krisenherd dieser Welt nach Deutschland kommt, braucht anfangs viel Hilfe. Umso wichtiger sind für diese Menschen Angebote wie die Migrationsberatung des Caritasverbandes im Kreis Unna. Nach den Plänen der Bundesregierung für den Haushalt 2023 stand vieles davon auf der Kippe, sollten die Mittel um ein Drittel gekürzt werden.

Auch andere Träger wie das Multikulturelle Forum oder das Deutsche Rote Kreuz aus Lünen haben Beratungsangebote für erwachsene Zuwanderer. Wer die Sprache nicht beherrscht, ist im Antrags- und Behörden-Dschungel schließlich völlig verloren. Die Verbände sahen die Arbeit, die letztlich auch der Integration in den Arbeitsmarkt und damit dem Kampf gegen den Fachkräftemangel dient, in Gefahr – und schlugen Alarm.

Ampelkoalition korrigiert eigene Pläne bei der Migrationsberatung

„Echt unverschämt“ finde er die Pläne, sagte etwa Caritas-Vorstand Ralf Plogmann bei einem Gespräch, an dem die drei heimischen Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek (SPD), Hubert Hüppe (CDU) und Michael Sacher (Grüne) teilnahmen.

Das Erfreuliche aus Sicht der Caritas und ihrer Mitstreiter: Ihr Appell und ihre Argumente kamen bei den Zuhörern nicht nur an, sondern haben ganz offensichtlich etwas bewegt. Wie Oliver Kaczmarek nun mitteilte, habe die Ampelkoalition beschlossen, die Finanzierung der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) um 24 Millionen Euro zu verstärken. Damit stehe für das kommende Jahr die Rekordsumme von 81,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Oliver Kaczmarek (SPD) ist Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Unna I.

Oliver Kaczmarek (SPD) ist Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Unna I. © Stefan Milk

„Das sind gute Nachrichten“, lässt sich Kaczmarek zitieren. Die Migrationsberatung könne jetzt ihre wichtige Arbeit auch im Kreis Unna auf hohem Niveau fortsetzen und Menschen bei der Ankunft und Orientierung in Deutschland unterstützen.

Der Regierungsentwurf für den Haushalt 2023 hatte zunächst eine Absenkung der Mittel vorgesehen. Stattdessen werde nun auf Initiative der SPD-Bundestagsfraktion, wie Kaczmarek freilich betont, gemeinsam mit den Ampelfraktionen von Grünen und FDP die finanzielle Ausstattung für die Migrationsberatung im Vergleich zu diesem Jahr sogar erhöht.

„Ich bin froh, dass wir dies nun im Haushaltsausschuss korrigiert haben.“
Oliver Kaczmarek

Zusätzliche Mittel kommen auch Geflüchteten Menschen aus der Ukraine zu gute

Viele Träger, so Kaczmarek, seien in den letzten Tagen und Wochen auf ihn zugegangen und hätten auf die sich abzeichnende Problematik hingewiesen. Kaczmarek weiter: „Ich bin froh, dass wir dies nun im Haushaltsausschuss korrigiert haben. Das Beratungsaufkommen wird in diesem und im nächsten Jahr höher ausfallen, auch weil viele Menschen vor dem Krieg in der Ukraine zu uns geflüchtet sind. Ihnen kann die MBE dabei helfen, sich schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ein eigenständiges Leben aufzubauen. Daher sind die zusätzlichen Mittel für die MBE auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels absolut sinnvoll investiertes Geld.“

Das sieht freilich auch die Caritas so, deren Vorstand Ralf Plogmann sich in einer ersten Stellungnahme erfreut zeigte: „Wenn das so durchkommt, dann bleiben alle Stellen erhalten.“ Es sei ein tolles Gefühl, dass sich die hiesigen Bundestagsabgeordneten sich mit dem Problem wirklich auseinandergesetzt hätten. „Da kam aus vielen Ecken Druck und so erkläre ich mir auch, dass das jetzt so schnell zum Erfolg geführt hat.“