Es herrsche gerade viel Verwirrung im Markt, sagt Ralf Hoof, Leiter E-Business bei der Dortmunder Volksbank, zu der auch die Volksbank Unna gehört. Verwirrung in Bezug auf elektronische Zahlungsmittel. Der Grund: Immer mehr Medien berichteten zuletzt davon, dass die Girocard „vor dem Aus“ stehe oder die EC-Karte „abgeschafft“ würde. Einige Banken wiederum haben ihren Kunden zuletzt zusätzlich zur Girocard eine Debitkarte zugeschickt, etwa die Commerzbank-Tochter comdirect. Und die Kunden fragen sich freilich, wofür sie eine neue, zusätzliche Karte überhaupt brauchen.
Unsere Redaktion hat mit der Sparkasse Unna-Kamen und der Volksbank Unna die beiden Banken mit den meisten Kunden im Kreis Unna zu dem Thema befragt. Eine wichtige Erkenntnis: Grund zur Panik besteht keineswegs. „Unsere Kunden müssen nichts unternehmen und nichts befürchten, sie bekommen bei jedem Karten-Austausch ohnehin einen Info-Flyer zu den neuen Funktionen mit dazu“, erklärt Sparkassen-Sprecher Andreas Schlüter.
Die Girocard, landläufig auch als EC-Karte bekannt, sei grundsätzlich nichts anderes als eine Debitkarte, sagt Ralf Hoof für die Volksbank. Debit ist nur ein anderes Wort für Lastschrift. Das bedeutet, dass das Girokonto unmittelbar nach dem Karteneinsatz mit dem getätigten Umsatz belastet wird. Im Unterschied zur Kreditkarte, bei der die Bank dem Kunden einen Verfügungsrahmen von beispielsweise 1000 Euro einräumt und das Geld erst zeitversetzt zum Monatsende einzieht.
Mastercard stellt die Maestro-Funktion im Sommer 2023 ein
Die Neuerung, die von manchen Medien offenbar falsch verstanden oder aufgebauscht wurde, betrifft lediglich die Maestro-Funktion des Anbieters Mastercard zum Bezahlen im Ausland. Diese Funktion geht laut eigener Aussage des Unternehmens zum 1. Juli 2023 „in den verdienten Ruhestand“.
Bis Ende Juni 2023 gibt die Sparkasse Unna-Kamen noch Karten mit dem Maestro-Logo aus (erkennbar an dem roten und blauen Punkt). Diese Karten sind noch bis Ende 2027 gültig. Ab dem 1. Juli 2023 werden dann laut Andreas Schlüter Debitkarten mit dem neuen, sogenannten „Co-Badge“ von Mastercard ausgegeben. Dieses ermöglicht auch Verfügungen im Ausland, analog zur Funktion „V-Pay“ des Mastercard-Konkurrenten Visa.
„V-Pay gibt es weiterhin, die Änderung betrifft nur das Maestro-Verfahren“, so Ralf Hoof. Die Debitkarten der neuen Generation ermöglichen laut Aussagen beider heimischen Banken mehr Zahlungsmöglichkeiten als die herkömmliche Girocard – im Ausland, aber auch im Internet, etwa bei der Buchung von Hotels oder Reisen, für die bislang eine Kreditkarte nötig war.
Akzeptanz für neue Debitkarten fehlt im Handel vielerorts noch
Wie genau die Karten aussehen, die Volksbank-Kunden künftig erhalten, steht laut Auskunft von E-Business-Leiter Ralf Hoof aber noch nicht fest. „Wir werden wohl unsere Girocards mit Mastercard-Debit und Visa-Debit ausstatten. Ob und wie sich das auf unsere Kontomodelle auswirkt, müssen wir noch schauen“, so Hoof. „Abgeschafft“ würde aber definitiv nichts, es gehe vielmehr um zusätzliche Leistungen für die Kunden.
Realistisch scheint freilich, dass es für Kunden noch eine ganze Weile zu verwirrenden Situationen kommen wird – und zwar beim Bezahlen im Einzelhandel. „Die Akzeptanz ist nicht überall da“, sagt Ralf Hoof vor allem mit Blick auf kleinere Geschäfte wie Blumenläden oder Friseursalons. Wenn überhaupt, wird dort häufig nur die herkömmliche Girocard akzeptiert, weil die Händler für andere Bezahlmodelle entweder höhere Gebühren bezahlen müssen oder ihre Kartenlesegeräte mit den neuen Karten nicht zurecht kommen.
- Das Kürzel „EC“ steht für „Electronic Cash“.
- Die EC-Karte wurde im Jahr 2007 durch das Nachfolgemodell „Girocard“ ersetzt.
- Trotz der Umbenennung hält sich der Begriff „EC-Karte“ in Deutschland freilich hartnäckig als Synonym für die Bankkarte.
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