Aufsichtsbeschwerde gegen Kreis-Unna-Konzern Löhr nennt unbeeindruckt neues Gehalt von Janke

Trotz Aufsichtsbeschwerde: Management-Holding VBU geht an den Start
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Der Ausbau der Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft Kreis Unna mbH (VBU) zu einer echten Management-Holding mit hauptamtlichem Personal ist Ende 2024 auf den Weg gebracht worden. In der Sitzung des Kreistages am vergangenen Dienstag (11. Februar) kamen viele Fakten zu dem neuen Konstrukt auf den Tisch.

Bekanntlich wechselt der noch amtierende Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke zum 1. April auf den Posten des Geschäftsführers der VBU. Janke war es auch, der einen mündlichen Bericht u.a. über die Investitionen, das Personal und die Gehälter der aufgerüsteten Kreis-Muttergesellschaft lieferte.

VBU soll beim Steuern sparen helfen

Die VBU soll ein strategischer Überbau mit Managementaufgaben für die Kreisgesellschaften der Daseinsvorsorge und Dienstleistungen wie GWA (Müll), VKU (Verkehr), UKBS (Wohnungsbau) und WFG (Wirtschaftsförderung) werden.

Was bisher zur „neuen“ VBU bekannt gemacht worden war, reichte vor allem der Fraktion GfL/WfU, die von einem „Millionen Euro teuren Personalkarussell“ spricht, nicht aus, aber auch Linke und einige Bündnisgrüne hatten kritisch nachgefragt.

GfL+WfU-Fraktionsvorsitzender Professor Johannes Hofnagel (M.),  Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke (l.) und Landrat Mario Löhr in einer Bildmontage vor dem Kreishaus in Unna.
GfL+WfU-Fraktionsvorsitzender Professor Johannes Hofnagel (M.) fuhr schon Ende 2024 schwere Geschütze vor allem gegen Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke (l.) auf. Wegen der Befangenheit beim VBU-Umbau müsse Landrat Mario Löhr die Planungen übernehmen – der Kreistag folgte dem Antrag damals nicht. © Montage: Marcus Land

Die VBU war bislang rein nebenamtlich vom früheren GWA-Geschäftsführer Andreas Gérard geführt worden, sie war aber strategisch nicht tätig; ein Wirtschaftsprüfer hatte daher darauf hingewiesen, dass die Finanzbehörden für die beabsichtigten Vorteile bei der Kapitalertragssteuer eine solche „stille“ Beteiligungsgesellschaft auf Dauer nicht dulden würden.

Mike-Sebastian Janke sprach am Dienstag von einem Einspareffekt bei diesen Steuern dank der Holding von mehr als 1 Million, der nun durch die Einstellung von hauptamtlichem Personal und die Übernahme von strategischen Aufgaben auch künftig „weiter generiert werden“ könnte.

VBU werde sich „vom Start weg“ selbst tragen

Auch bei der Körperschaftssteuer könnten dank des veränderten Konstrukts 300.000 Euro im Jahr eingespart werden. Er gehe auch davon aus, dass 50.000 Euro für externe Dienstleister künftig pro Jahr entfallen. Allein diese Zahlen zeigten, so Janke, „dass sich die VBU vom Start weg selbst trägt“.

Denn Ausgaben gibt es auch. Janke nimmt quasi ein Team mit aus dem Kreishaus in den neuen Sitz der VBU an der Friedrich-Ebert-Straße im Gebäude, in dem auch die WFG residiert. Die sieben Beschäftigten waren auch bislang schon mit Aufgaben für die VBU betraut. Bei der Kreisverwaltung werde man sicherlich einige dieser Stellen nachbesetzen müssen; z.B. im Vorzimmer von Jankes Nachfolger, dem neuen Kreisdirektor Philipp Reckermann, denn Jankes Assistentin wechselt mit zur VBU.

In der VBU deckt das Team künftig die Bereiche Recht, Betriebswirtschaft, Reporting/Berichtswesen, Arbeit/ New Work und Social Media/PR ab. Keine Expertise mehr von außen einzukaufen, so Janke, werde aber in Gänze sicherlich nicht gelingen. Man habe aber „nicht nur ein schlagkräftiges, sondern deutlich günstigeres Beratungsteam aufgestellt“. Senior Manager von Beratungsfirmen verlangten heutzutage einen Stundensatz von rund 160 Euro.

Geschäftsführer mit Jahresgehalt von 240.000 Euro.

Unterm Strich geht Janke davon aus, dass die VBU für den „Konzern Kreis Unna“ Jahr für Jahr – bereits bis 2028 prognostiziert – ein Plus von 300.000 Euro erwirtschafte. Es war schließlich nicht an Mike-Sebastian Janke, sondern an Landrat Mario Löhr, seinem derzeitigen Dienstvorgesetzten, der das künftige Gehalt des Noch-Kreisdirektors offenbarte – ohne im Kreistag danach gefragt worden zu sein.

Demnach wird Mike-Sebastian Janke als VBU-Geschäftsführer ein Jahreseinkommen von 240.000 Euro haben, hinzu kommen können noch bis zu 20.000 Euro an Boni. Zudem werde ein Dienstwagen gestellt. Zum Vergleich: Der Kreisdirektor erhält seit dem 1. Februar einen Sold nach B5, was einem Grundgehalt von 10.479,30 Euro monatlich entspricht; der Landrat liegt bei B7 oder 11.608,34 Euro im Monat.

Wenn er als Kommunalbeamter bei der Kreisverwaltung ausscheidet, erlöschen auch die Pensionsansprüche Jankes gegen den Kreis Unna; allerdings werden die Rückstellungen bei der VBU wieder aufgebaut.

Während Linken-Fraktionsvorsitzende Katja Wohlgemuth einräumte, dass sie nach diesem Bericht „einige Zweifel losgeworden“ sei, stand wie ein Elefant eine kürzlich eingereichte Kommunalaufsichtsbeschwerde der GfL/WfU im Saal des Kreistages – Fraktionschef Professor Hofnagel will von der Bezirksregierung die Beschlüsse zur VBU wegen Rechtsverletzungen einkassieren lassen.