Warnsignal für E-Scooter von Bolt Großauftrag für Entwickler aus dem Technopark Kamen

Neuartiges Warnsignal für Bolt-E-Scooter von Firma aus Kamen entwickelt
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Herrenlose E-Scooter, die auf Bürgersteigen und Wegen zu gefährliche Stolperfallen werden, wenn sie achtlos abgestellt oder gedankenlos umgeworfen werden. Weil das auf der Straße für Menschen mit Sehbehinderungen zunehmend zur Gefahr wird, hat die Kamener Firma RTB eine Software entwickelt, die nun auf immer mehr Elektroroller des Verleihers Bolt aufgespielt wird.

Die Kamener Software-Entwickler sicherten sich jetzt Aufträge des estnischen Mobilitätsunternehmens in drei Großstädten im europäischen Ausland: Mailand, Oslo und Brüssel. Geschäftsführer Rudolf Broer ist auch mit anderen Verleihern in Kontakt. „Immer mehr Städte machen es zur Auflage, dass die Scooter einen Warnton abgeben müssen, damit niemand über sie stürzt.“

Die mit der Software des Kamener Unternehmens RTB ausgestatteten Roller des Verleihers Bolt geben einen Warnton ab, wenn sich jemand nähert, der eine entsprechende App auf dem Handy hat.
Die mit der Software des Kamener Unternehmens RTB ausgestatteten Roller des Verleihers Bolt geben einen Warnton ab, wenn sich jemand nähert, der eine entsprechende App auf dem Handy hat. © Carsten Janecke

Etwa 25.000 E-Scooter können schon Alarm geben

Bisher stattete die Firma, die digitale Lösungen für den Verkehr erfindet, Bolt-Scooter in Berlin, Hamburg, Bremen, München, Köln und Düsseldorf aus. Etwa 25.000 Fahrzeuge können in diesen Städten im Fall der Fälle Alarm geben, wenn sich ein Mensch mit Erblindung oder Sehbehinderung nähert. Voraussetzung: Er oder sie hat auf dem Smartphone bereits die entsprechende App, die unter dem Namen „LOC.id“ bei RTB in Kamen entwickelt wurde.

Die 20 Ingenieure und Software-Profis haben ihre Büros in dem ungewöhnlichen Bürogebäude am Fördergerüst der früheren Zeche Monopol. Der spitzwinklig geformte Bau mit postmontanem Charme wurde voriges Jahr fertig gestellt. Seitdem ist dort die Entwicklung angesiedelt. Ihren Sitz hat die Firma in Bad Lippspringe, wo auch gefertigt wird. „Unser Hirn ist in Kamen, die Hände und Füße sind in Bad Lippspringe“, zieht Broer einen anschaulichen Vergleich.

Die Fassade des RTB-Bürogebäude nimmt die Neigung des Fördergerüsts auf. In dem Haus mit der interessanten Architektonik sitzt die Entwicklungs-Abteilung der Firma-RTB.
Die Fassade des RTB-Bürogebäudes nimmt die Neigung des Fördergerüsts auf. In dem Haus mit der interessanten Architektur sitzt die Entwicklungs-Abteilung der Firma-RTB. © Stefan Milk

Warnsignal kommt dann vom Roller aus – und nicht vom Handy

Die RTB-App kommuniziert mit den Elektrorollern über Bluetooth. Das Warnsignal kommt dann automatisch vom Roller aus – und nicht vom Handy, weil man sonst schon gestürzt sein könnte, bevor man das Handy herausgeholt hat. Broer zeigt auf den in den Rollern eingebauten Lautsprecher, der unterhalb des Lenkrads sitzt. Die LOC.id, die den Lautsprecher aktiviert, kann über die entsprechenden App-Stores kostenlos aufs Smartphone heruntergeladen werden. „Man muss sich einen Account anlegen und einmal registrieren“, sagt Broer.

Dass einige Städte bereits Kooperationen mit E-Scooter-Verleihern aufgekündigt haben, bereitet Broer keine Sorge. „Einige Anbieter haben den Fehler gemacht, die Städte mit E-Scootern zuzukippen.“ Eine Strategie, die sich nicht bewährt habe. „Es gibt aber einige Anbieter, die sind das ruhiger angegangen – und die stehen jetzt besser da.“

An der Ampel die Grünphase verlängern

Die in Kamen entwickelte App kann allerdings noch viel mehr, als nur vor unerwarteten E-Scooter-Hindernissen zu warnen. Die Anwendung kann auch mit Fußgängerampeln kommunizieren, um Grünphasen zu verlängern, und sie interagiert mit Fahrgast-Informations-Systemen im Öffentlichen Personennahverkehr, beispielsweise in Linienbussen. „Die App informiert mit ihrer Sprachfunktion über die Linie und die entsprechende Richtung“, so Broer. Positive Rückkopplung, wie anwenderfreundlich die App ist, gebe es beispielsweise über Einrichtungen wie die Nikolauspflege in Stuttgart, die blinden und sehbehinderten Menschen Hilfeleistungen anbietet.

RTB entwickelt, produziert und vertreibt auch andere Produkte für den Straßenverkehr, wie Ampeltaster und sogenannte Dialog-Displays, die jenen Autofahrern ein grün leuchtendes Smiley-Lächeln schenken, die sich an das Tempolimit halten.