Freitagmorgen, 7 Uhr, VKU-Bus-Depot an der Kamener Straße: Die Fenster des Hauses sind erleuchtet, in den Büros sind Mitarbeiter zu sehen. Doch vor dem Gebäude stehen Männer und Frauen und schwenken Verdi-Fahnen.
Die Streikposten sind dem Aufruf der Gewerkschaft zum Warnstreik gefolgt, weil auch die zweite Runde der tarifvertraglichen Verhandlungen Anfang der Woche in Potsdam gescheitert sind. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes fordern von Bund und Kommunen mehr Geld und mehr Freizeit. Am Freitag waren die im sogenannten „Tarifvertrag Versorgungsbetriebe“ Angestellten und Auszubildenden zum Warnstreik aufgerufen.
Schon am Vortag hatte die VKU eine Liste der Busse herausgegeben, die zeigte, welche Buslinien zu welchen Zeiten trotz des Streiks bedient werden – und durch diese Fahrten hielten sich die Folgen des Streiks in Bergkamen und Kamen in Grenzen.
Wer dennoch keinen passenden Schulbus für seinen Unterrichtsbesuch fand, machte sich auf anderen Wegen zur Schule. Dass es dazu auch eine Pflicht gibt, daran hatte die Willy-Brandt-Gesamtschule Bergkamen ihre Schüler schon vor zwei Wochen erinnert: „Wir bereiten die Schülerinnen und Schüler auf das Berufsleben vor und auch da gibt es eine Pflicht, zu erscheinen.“ Ein entsprechender Erlass des Schulministeriums besage, dass Schülerinnen und Schüler auch an Streiktagen pünktlich in der Schule zu erscheinen hätten.

Der Großteil der Bergkamener Gesamtschülerschaft habe das auch geschafft. „Es gibt viele Wege, zur Schule zu kommen, man muss sich dann nur entsprechend organisieren. Und vielen gelingt das auch“, freute sich Schulleiterin Jennifer Lach. Wo der Fußmarsch oder der Schwung aufs Fahrrad nicht gelang, wurden in Nachbarschaften auch Fahrgemeinschaften gebildet. „Es sind wirklich Einzelfälle, die nicht da sind.“
Auch an den beiden großen weiterführenden Schulen in Kamen wurden Schüler nur vereinzelt vom Unterricht abgemeldet, weil sich kein Schulbus fand. Der Schulbetrieb sei aber normal gelaufen, teilte das Städtische Gymnasium Kamen mit.
Dass es mehr Verkehr auf den Straßen gegeben habe, weil viele Busnutzer auf den eigenen Wagen umstiegen, ließ sich ebenfalls nicht belegen. Es gab selbst im Berufsverkehr keine größeren Staus. Weder auf Land- und Bundesstraßen noch auf den Autobahnen.