
Der Radweg endet hier, wie auch die ungezügelt wuchernden Wildkräuter anzeigen. Statt abgeschirmt vom Verkehr zu radeln, muss Klaus Holzer jetzt hinein in den viel befahrenen Kreisverkehr. Oder schieben. © Stefan Milk
Verkorkster Kreisel bei Ikea: Mehr Durcheinander für Radler geht nicht
Radfahren in Kamen
Dieser Kreisverkehr in bester Verkehrslage ist für Radfahrer ziemlich ungeeignet. Wer hier versucht, den richtigen Weg zu finden, muss schon Freund schwerer Rätselaufgaben sein.
Dieser Kreisverkehr ist für Radfahrer das reinste Chaos. Er liegt in bester Verkehrslage im Gewerbegebiet Kamen-Karree an der Stadtgrenze zu Unna. Seine Äste führen zum Möbelriesen Ikea und zum Gartencenter Dehner auf der einen Seite, auf der anderen Seite geht es zur L‘Osteria, KFC, Pizza Hut und zum neuen Schnellladepark des Energieversorgers EnBW. Ast Nummer drei führt zur Unnaer Straße, der vierte zum Verwaltungsgebäude des Discounters Woolworth.
Doch obwohl nur wenige Jahre alt: Dass Radfahrer hier einmal lang fahren könnten und nicht nur Autofahrer, daran haben Verkehrsplaner vermutlich eher weniger gedacht, wie eine Testfahrt der Redaktion zusammen dem Radfahr-Experten Klaus Holzer, der als Gästeführer auch Radfahrgruppen leitet, ergab. „Was soll der Radfahrer hier für Rückschlüsse ziehen?“, sagt Holzer ratlos mit Blick auf die unzusammenhängende Verkehrsführung.

Aus Mönnighofs Feld wird der Radfahrer, obwohl daneben ein sicherer Weg verläuft, über diese Spur in den Kreisel zusammen mit Autos und Lastern geführt. Bremspuren auf dem Radweg-Übergang zeigen, wie eng es werden kann. © Stefan Milk
Das ist das größte Fragezeichen für Radfahrer
Die Ratlosigkeit setzt sich aus verschiedenen Fragezeichen zusammen. Größtes Fragezeichen für Radfahrer ist: Wie geht es nach der Einkaufstour im Kamen-Karree zurück nach Unna, wenn nicht der lange Umweg über die Felder – vorbei an Woolworth über die neue Straße Mönnighoffs Feld – genommen werden soll? Der direkte Weg zur Unnaer Straße ist verbaut. Dort steht ein deutliches Radfahren-Verboten-Schild. Es geht also im Kreisel weiter, vorbei an der McDonald´s-Zu- und Ausfahrt wieder zurück ins Kamen-Karree – nur auf der anderen Straßenseite. Der Radfahrer wird dann über den Bürgersteig zum Fachmarkt „Mäx“ geführt – und danach, rechts ab, über die Hinterhof-Lösung zur Ampelanlage Unnaer Straße. Dort kann man dann queren – und auf der linken Straßenseite, dem Verkehr entgegen, nach Unna radeln. Für Radfahrer, die nach Kamen wollen, ist die Wegeführung zwar auch kompliziert – aber immerhin kein Umweg.

Gestrichelte Linien, unübersichtliche Wegweiser: Der Ikea-Kreisel im Kamen-Karree ist für Radfahrer schwierig zu befahren. © Stefan Milk
Jeder Ast hat eine andere Logik
Egal, welche Straße in diesen Kreisverkehr führt – jeder Ast hat eine andere Logik bzw. andere Wegeführung. Besonders seltsam ist jene Zuführung aus der Straße Mönnighoffs Feld. Der benutzungspflichtige Radweg endet vor dem Kreisverkehr. Der Radfahrer muss also auf die Straße fahren, weil er den Hochbordweg des Kreisverkehrs nicht nutzen darf. Der Radfahrer muss sich, obwohl eine sichere Alternative vorhanden wäre, plötzlich den Platz mit Autos und Lastern teilen. Statt auf dem abgetrennten Weg, der vorhanden ist zu fahren, geht es über eine Verengung mitten in den hektischen Kreisel, der bekanntlich durch die Anziehungskraft Ikeas stets sehr belebt ist. Das ist gefährlich! Klaus Holzer sagt dazu: „Hier hat offenbar niemand geplant, der schon mal auf dem Rad gesessen hat.“ Wer sich im Übrigen darüber hinwegsetzt, diese Route zu fahren, wird darauf schnell aufmerksam: Durch eine Radweg-Ende-Schild und durch den dahinter von Wildkräutern dicht zugewachsenen Weg entlang des Kreisverkehrs, den man nutzen könnte, aber nicht soll.

Dem Kreisverkehr bei Ikea fehlt ein durchgehend ausgebauter Radweg. © Carsten Fischer
So bringt man den Radverkehr nicht nach vorn
Auch die anderen Zuführungen sind seltsam gekennzeichnet – sie bestehen einerseits aus einem Gewirr aus Radfahrstreifen, die in den Kreisverkehr hineinführen, und anderseits aus Wegweisern, die außen herum leiten. Es gibt einen gestrichelten Weg über den Ast, der zur L‘Osteria, KFC, Pizza Hut und zum neuen Schnellladepark des Energieversorger EnBW führt. Den kann der Radfahrer aber gar nicht erreichen, weil vorher der Radweg endet. „Ortsunkundige sind hier verloren“, so Holzer.
Er weiß natürlich, dass es im Kamen-Karree wenig Fahrradfahrer gibt. „Die meisten kommen mit dem Auto.“ Enttäuschend sei es trotzdem, dass kaum an Radfahrer gedacht worden ist „Denn der Kreisverkehr ist ja noch gar nicht so alt.“ Auf diese Art und Weise, so lautet das Tagesergebnis dieser Tour, bringt man den Radverkehr nicht nach vorn.
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
