Beraterin Iris Halfpap (54) aus Kamen zum Aus der Tupperware „Es hat so einen Spaß gemacht“

Nach Tupperware-Aus: Beraterin Iris Halfpap war „mit Herzblut“ dabei
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Rund, eckig, bunt – aber immer mit Deckel: Die Tupperdosen und -schüsseln sind aus keinem deutschen Haushalt wegzudenken. Generationen haben sie genutzt, unzählige Menschen sind mit ihnen groß geworden.

Jetzt geht eine Ära zu Ende. Der amerikanische Konzern Tupperware hat Insolvenz angemeldet, der Vertrieb in Deutschland ist endgültig eingestellt. Für viele ist das ein Schock gewesen. Insbesondere für Beraterinnen, die jahrelang hinter den Tupperware-Produkten standen – so wie Iris Halfpap aus Kamen.

„Mit Herzblut gemacht“

Elf Jahre lang war Iris Halfpap als Tupperware-Beraterin tätig und hat durchschnittlich etwa 50 Tupper-Partys im Jahr veranstaltet. „Ich habe es mit Herzblut gemacht“, sagt die gelernte Kauffrau für Einzelhandel und erinnert sich noch genau an ihre Anfänge 2013.

Damals startete alles mit dem Wunsch nach eigener Tupperware. „Ich wollte die Produkte haben, aber das Geld war knapp. Ich hätte es mir zwar leisten können, aber als Frau hat man noch weitere Wünsche. Also dachte ich mir: Dann verdiene ich jetzt eben Geld damit“, erzählt sie lachend.

Tupper-Partys waren mehr als bloße Verkaufsveranstaltungen. Sie waren gesellige Abende, bei denen gekocht, gebacken und gelacht wurde. Durchschnittlich waren etwa fünf bis zehn Personen, überwiegend Frauen, dabei.

Iris Halfpap hält mehrere Teigschaber in die Kamera.
Den kleinen Teigschaber nennt Iris Halfpap auch liebevoll „Nutella-Killer“. © Stefan Milk

Selbst an Tagen, an denen sie weniger Lust hatte, kam sie nach der Tupper-Party mit einem Hochgefühl nach Hause. „Es hat einfach so einen Spaß gemacht. Man hat immer nette Menschen getroffen, sich gut unterhalten und sogar Freundschaften geschlossen“, schwärmt die 54-Jährige und kommt aus dem Grinsen nicht raus.

Iris Halfpaps Tupper-Partys waren dabei nie von kurzer Dauer. Durchschnittlich gingen die immer zwei Stunden lang. „Wir sollten eigentlich alles immer in einer Stunde machen. Aber das habe ich nie geschafft“, sagt sie offen. „Ich wollte nie einfach mein Programm herunter rattern. Wenn sich Kundinnen unterhalten haben, dann habe ich sie gelassen. Es sollte ja Spaß machen“, erklärt die ehemalige Tupperware-Beraterin.

Schüsseln, Brotbackformen oder Teigschaber

Die Schüsseln waren bei den Partys die unangefochtenen Verkaufsschlager – in allen erdenklichen Farben und Designs. „Jedes Mal, wenn eine neue Farbe herauskam, riefen die Kundinnen: ‚Oh ja, Schüsseln!‘ Ich dachte mir dann nur: Nicht schon wieder“, erzählt sie lachend und schüttelt mit dem Kopf. Aber auch der Zerkleinerer „Turbo-Chef“ oder die Brotbackform „Ultra“ waren beliebt. Ein Must-have seien auch die Teigschaber gewesen, die Halfpap liebevoll „Nutella-Killer“ nennt.

Dabei waren die Tupper-Partys für Halfpap nie langweilig. So klappte einmal ein Tapeziertisch einer Kundin zusammen, auf dem sowohl alle Tupperware-Produkte als auch Mehl und Wasser standen. Oder der Brotteig lief seitlich aus der „Ultra“-Brotbackform, weil Halfpap zu lebhaft gestikulierte und es nur in einer Hand hielt. „Aber am Ende konnten wir immer über alles lachen“, erinnert sie sich zurück.

Aus Tupperware-Beraterin wurde Tante Iris

Eine ihrer schönsten Erinnerungen an die Tupper-Zeit ist eine hochschwangere Frau, die an einer ihrer Partys teilnahm. Nur kurze Zeit später kam das Kind zur Welt. Über Jahre hinweg sahen sich Halfpap und die Kundin mindestens einmal jährlich bei Tupper-Partys. „Irgendwann sagte die Mutter zu ihrem Kind: ‚Guck mal, da kommt Tante Iris wieder‘“, erinnert sich Halfpap lachend. Das Kind sei inzwischen älter, aber kennt sie immer noch als Tante Iris – auch wenn sie auf privater Ebene keinen Kontakt haben.

Auch abseits der Partys war die Tupper-Welt für Halfpap ein fester Bestandteil ihres Lebens. Sie hatte ein eigenes Tupper-Zimmer mit randvollen Regalen und Schränken, um die Tupper-Produkte zu lagern. Erst im Herbst 2024 renovierte sie das Zimmer – nicht ahnend, dass bald Schluss sein würde. „Ich dachte, ich würde in drei Jahren noch Tupperware verkaufen“, sagte sie.

Einer Halfpaps Lieblingsprodukte ist die Brotbackform „Ultra“. Das hält sie in die Kamera.
Eines von Halfpaps Lieblingsprodukten ist die Brotbackform „Ultra“. Darin kocht sie auch Rouladen oder Aufläufe. © Stefan Milk

Für viele Frauen war die Tätigkeit als Tupperware-Beraterin nicht nur ein Job, sondern eine Leidenschaft. Neben dem Spaß am Verkaufen gab es für Halfpap aber auch andere Vorteile. Besonders erfolgreiche Beraterinnen bekamen nicht nur Tupperware für den privaten Gebrauch, sondern konnten sich für Reisen qualifizieren. Iris Halfpap erinnert sich mit einem Lächeln: „Ich durfte meinen Mann mitnehmen und wir waren mit vielen anderen Beraterinnen beispielsweise in Österreich oder während der Oktoberfestzeit in Bayern.“

Party geht weiter – nur anders

Ihre letzte Tupper-Party machte die 54-Jährige im November 2024. Die letzten Monate waren besonders schwierig. Es gab immer weniger Nachschub, Bestellungen konnten nicht mehr geliefert werden. Als der endgültige Schlussstrich gezogen wurde, fühlte Halfpap Erleichterung, aber auch Trauer. „Ich habe mir ein paar Tage genommen, um das zu verarbeiten. Aber dann musste ich weitermachen.“

Und das tat sie: Schon seit eineinhalb Jahren arbeitet sie als Thermomix-Beraterin. Der Übergang verlief fließend, viele ihrer Tupper-Kundinnen sind ihr gefolgt. Statt Partys gibt es nun ein Erlebniskochen, bei dem der Thermomix im Mittelpunkt steht. Kleine Restbestände von Tupperware-Produkten verkauft Iris Halfpap aber noch. Durch die Insolvenz von Tupperware können allerdings auf auch schon gekaufte Produkte keine Reklamationen eingereicht werden.

Auch wenn das Kapitel Tupperware geschlossen ist, wird ein Teil davon bleiben: Ihre Lieblingsprodukte hat sie auf Vorrat gelagert. „Wenn mein Lieblings-Ultra mal kaputtgeht, habe ich noch einen neuen im Keller.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. März 2025