Stehend applaudieren die Hörenden nach Rachmaninows 3. Klavierkonzert, das den ersten Teil des Abends ausfüllt. Joseph Moog, anstelle von Olga Scheps am Steinway, hat im wahrsten Wortsinn alle Hände voll zu tun in diesem wohl anspruchsvollsten und schwersten Stück der Spätromantik, das der 1917 in die USA emigrierte Russe noch in seiner Heimat komponiert hatte und 1909 in den USA zur Aufführung bringen konnte.
Eine üppige Fülle an Klängen und Farben
In den drei Sätzen entfaltet sich nach einem sanft schwingenden schlichten Beginn alsbald eine üppige Fülle an Klängen und Farben, die Moog in etlichen Läufen, Arpeggi und virtuosen Kaskaden neben lyrischen Passagen zu bändigen versucht. Die Dialoge mit einzelnen Orchestersoli gestaltet Moog, 2016 für den Grammy nominiert, hochsensibel und strahlt dabei auch in den schwierigsten Passagen eine geradezu überirdische Ruhe aus, die ihn selbst in der rasanten Kadenz nach dem langsamen Intermezzo nicht verlässt. Das attacca anschließende Finale überschlägt sich in Virtuosität, Tempo und Fulminanz bis zum stürmischen Schluss. Assoziationen zu späteren großen Hollywood-Filmen drängen sich geradezu auf.
Mit einer brillanten Zugabe, dem kunstvoll arrangierten Tango nach einem Thema von Rodriguez, bedankt sich der hochvirtuose Joseph Moog bei dem begeisterten Publikum.
Al 16-Jähriger bereits ein großes Werk komponiert
Mit Erich Wolfgang Korngold kommt 1934 ein österreichisches Genie in die USA, um Filmmusik zu komponieren. Seine „Sinfonietta“, Inhalt des zweiten Konzertteils, ist in der namentlichen Verkleinerung eine schlichte Untertreibung, besteht sie doch aus vier Sätzen mit einer dreiviertelstündigen Spieldauer, einer üppigen Orchesterbesetzung mit Glockenspiel, zwei Harfen, Pianino, Celesta und umfangreichem Schlagwerk. Korngold komponiert dieses Werk als Sechzehnjähriger schon 1912 und nimmt damit seine späteren oscar-gekrönten Filmmusiken bereits vorweg.
Verblüffend, mit welcher Unbekümmertheit sich Korngold seiner Musik widmet! Melodisch kühner Erfindungsreichtum, kompositorische Sicherheit und ein untrügliches Gespür für orchestrale Effekte zeichnen die vier Sätze aus, seien es der fließend heitere erste Satz, das feurige Scherzo, das „träumerische“ Molto Andante oder das pathetische Finale, das mit einer Fuge, einem Choral, bizarren Glockenklängen und brutalen Klangballungen katastrophischen Ausmaßes nahezu jedes Filmgenre bereichert. Und das „sprechende“ Dirigat Rasmus Baumanns tut ein Übriges, die atemlos Hörenden restlos zu beeindrucken!