Das verfügbare Jahreseinkommen je Einwohnerin und Einwohner in Kamen liegt laut Statistischem Landesamt (IT.NRW) bei durchschnittlich 22.693 Euro. Die Ende 2023 veröffentlichten Daten gelten für das Jahr 2021. Damit rangiert Kamen unter 396 Städten und Gemeinden im hinteren Bereich in ganz NRW – auf Platz 326. Zum Vergleich: Mit 35.712 Euro weist Meerbusch im Rhein-Kreis Neuss im Schnitt das höchste verfügbare Pro-Kopf-Einkommen auf.
Am unteren Ende der Skala befinden sich Gelsenkirchen (17.924 Euro), Kranenburg im Kreis Kleve (18.106 Euro) und Weeze im Kreis Kleve (18.400 Euro). Bergkamen liegt mit 19.415 Euro (Platz 388) nur knapp davor.

Zustimmung für einen neuen Sozialbericht
Der Reichtum in Kamen ist demnach beschränkt, in vielen Familien herrscht sogar das Gegenteil. „Auch in Kamen gibt es Armut, und es wird in vielen Bereich dagegen gearbeitet“, sagt Klaus Dieter Grosch von der Fraktion Linke/GAL. Um noch besser dagegen zu arbeiten, sollen im Rathaus nun Daten gesammelt werden und in einen Sozialbericht gebunden werden.
Dieser Forderung von Groschs Fraktion kam nun der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung nach. „Wir sind in knapper Finanzlage und das Geld, das wir haben, muss zielgerichtet eingesetzt werden“, begründete Ratsfrau Christiane Klanke die Zustimmung der SPD. „Das eine ist, Daten zu sammeln. Das andere ist, das auch umzusetzen“, mahnte Anke Schneider von den Bündnisgrünen.
Verschärfte Armutslage durch Inflation und höhere Energiekosten
Der letzte Sozialbericht der Stadt Kamen wurde vor 15 Jahren vorgelegt. Grosch: „In den letzten Jahren hat die Armut in Deutschland stetig zugenommen. In der Corona-Pandemie verschärfte sich die wirtschaftliche Situation der von Armut betroffenen Menschen.“
Laut aktuellem Paritätischen Armutsbericht habe die Armutsquote in Deutschland mit 16,9 Prozent (rechnerisch 14,1 Millionen Menschen) im Jahr 2021 einen neuen Höchststand erreicht. „Die Armut unter Kindern und Jugendlichen hat mit 21,3 Prozent eine neue traurige Rekordmarke erreicht“, zitiert Grosch. Diese Situation habe sich im vergangenen Jahr durch die Steigerung der Inflationsrate und Preissteigerungen für Energie und Grundnahrungsmittel noch verschärft.
Unterschiede sollen für die jeweiligen Stadtquartiere untersucht werden
Im Rahmen des geplanten Sozialberichts, so die Vorstellung der Linken, soll die soziale Situation in den unterschiedlichen Stadtquartieren dargestellt werden. Ebenso sollen Unterschiede nach Geschlecht, Alter, vorhandenem und nicht vorhandenem Migrationshintergrund sowie dem jeweiligen Bildungsstand dargestellt werden. Auch auf die Auswirkungen von Corona, Krieg in der Ukraine und Energieverteuerung solle eingegangen werden.