Kampf um neuen Weg an Fluss in Kamen Nach sechs Jahren fällt die Entscheidung

Gesperrter Betriebsweg am Mühlbach soll nicht geöffnet werden
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Wird der Betriebsweg am Ufer des Mühlbachs geöffnet oder nicht? Seit sechs Jahren spaltet die Diskussion Heeren-Werve in zwei Lager. Auf der einen Seite jene, die das Radfahren innerhalb des Ortes attraktiver machen wollen und Unterstützung finden beim ADFC. Auf der anderen Seite jene, die als Anwohner Lärm und Verschmutzung fürchten und in ihrer Kritik Beistand erhalten von Naturschützern wie dem Nabu und den Naturfreunden. Diese sehen bei einer Öffnung Gefahr für das kleine Biotop.

Nun steht die Entscheidung bevor. Sie soll fallen im Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss am Donnerstag, 27. März. Beginn ist um 18 Uhr im Sitzungssaal I des Rathauses Kamen. Die Tendenz ist eindeutig. Die Stadtverwaltung hat sich festgelegt.

Auf etwa halbem Weg zwischen Bergstraße und Westfälischer Straße führt eine schmale Brücke aus Stein über den Mühlbach.
Idylle am Fluss: Auf etwa halbem Weg zwischen Bergstraße und Westfälischer Straße führt eine schmale Brücke aus Stein über den Mühlbach. © Carsten Janecke

Entscheidung gegen die Öffnung des Mühlbachs empfohlen

Die Empfehlung der Stadtverwaltung an die Mitglieder des Ausschusses lautet: „Der Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss entscheidet sich gegen die Öffnung und gegen den Ausbau des Betriebsweges entlang des Heerener Mühlbachs als Fuß- und Radweg.“ Ökologische und wirtschaftliche Gründe, Erhalt der Biodiversität sowie die Ausbauanforderungen und der Nachbarschaftsschutz würden im Wesentlichen gegen eine Öffnung sprechen.

Die Formulierung in dem Beschlussvorschlag, der jetzt im Ratsportal der Stadt Kamen veröffentlicht wurde, ist als Vorentscheidung zu werten. Der Vorschlag, den Betriebsweg nicht zu öffnen, werde „vom Lippeverband ausdrücklich und von der Verwaltung nach einem intensiven Prüfungs- und Abwägungsprozess sowie aus der Diskussion mit der Kommunalpolitik empfohlen“. Die Abstimmung erfolgt in dem Ausschuss am Donnerstag.

Unterschriften gegen die Öffnung eines Weges am Mühlbach in Kamen.
Über einhundert Unterschriften fasst die Liste, die sich gegen die Öffnung des Betriebswegs richtet. © Stefan Milk

Zwischen Befürwortung und Ablehnung

1,1 Kilometer lang ist der Weg, der zwischen der Westfälischen Straße und der Bergstraße liegt – und zeitlich ziemlich lang ist die Debatte um eine mögliche Öffnung oder nicht. Der Weg am Mühlbach hätte nach Vorbild des Sesekewegs, der sich zwischen Lünen und Bönen erstreckt, auch in Heeren-Werve zum großen Erfolg werden können, wie Befürworter argumentieren: Die Öffnung würde eine hervorragende Ergänzung des Radwegenetzes in Kamen-Heeren von der Max-von-der-Grün-Radtrasse bis zum Seseke-Radweg nach Bönen und in Richtung Kamen darstellen.

Doch zahlreiche Anwohner befürchten, dass sie dann Lärm und Schmutz des neuen Freizeit-Betriebes, der direkt hinter ihren Gärten stattfindet, ausgesetzt sind. Anwohner formulierten ihre Sorgen sogar direkt in einem Planungs- und Straßenverkehrsausschuss, nachdem sie zuvor ihre Befürchtungen in einem Schreiben in Worte gekleidet hatten. Für sie stelle ein neuer Radweg „einen erheblichen Einschnitt der Wohnqualität dar“, hieß es.

Abwägung von Pro und Contra

Am Ende erfolgt nun die Abwägung, nachdem in den vergangenen Jahren mehrere Gutachten und Untersuchungen durchgeführt wurden. Eine maßgebliche Rolle bei der Entscheidungsfindung spielt das Ergebnis eines Landschaftsarchitekten, der ermittelt hat, dass eine mögliche Wegeöffnung nur mit einem hohen finanziellen Aufwand möglich sein würde. Es würde nur ein schmales Pättken zwischen zwei hohen Zaunreihen entstehen können. „Die Kosten für einen sicheren und qualifizierten Ausbau des Betriebsweges als Fuß- und Radweg seien sehr hoch und wären allein von der Stadt Kamen zu tragen“, so heißt es in der Beschlussvorlage.

Zwischenzeitlich hatten es Gutachter für möglich gehalten, den Weg unter ökologischen Aspekten zu öffnen – allerdings ebenso nur unter bestimmten Voraussetzungen, um eine hohe Belastung der Tier- und Pflanzenwelt zu vermeiden.