Festtagsstimmung über den Jahreswechsel kommt bei Rentner Peter Rath nicht auf, wenn er seine Einkäufe an der Lünener Straße erledigt. Der 74-Jährige, der an Kamens zentraler Verkehrsachse wohnt, benötigt zu Fuß nur wenige Minuten, um das eigentlich beliebte und gut gelegene Nahversorgungsgebiet zu erreichen.
Was der Kamener dort jetzt sieht, ärgert ihn maßlos. Überquellende Müllbehälter und leere Glasflaschen, die ihren Stellplatz auf den für Autos vorgesehenen Parkflächen gefunden haben. Dazu große Kanister, in denen einst Olivenöl war, an den das Grundstück begrenzenden Doppelstabmatten. „Ich verstehe die Leute nicht“, sagt Rath und schüttelt den Kopf.

Das Supermarkt-Areal verkommt mehr und mehr
Der Senior, der mit seinem Regenschirm demonstrativ eine leere Flasche anstupst, wohnt seit fünf Jahren an der Lünener Straße und sucht die Supermärkte regelmäßig auf, um sich dort mit Lebensmitteln einzudecken.
Seitdem Rewe in Erwartung des Baustarts im September geschlossen hatte, es dann aber bei der von Aldi federführend geplanten Neuentwicklung keine Bewegung gab, verkommt das Areal mehr und mehr. „Das lockt doch Ratten und Ungeziefer an“, sagt er. Für die Reinigung der Flächen sind die jeweiligen Grundstückspächter verantwortlich; falls Umweltgefahren entstünden, müsste sich die Umweltbehörde des Kreises Unna kümmern. Der Baustart soll unmittelbar bevorstehen, genaue Aussagen von Aldi Nord, das das Projekt federführend betreut, gibt es aber nicht. Der Discounter wolle das Geschäft über die Feiertage zu Weihnachten und zum Jahreswechsel noch mitnehmen, hieß es zuletzt.

Rentner erbost: „Das ist kein Zustand.“
Rath hat früher in der Gastronomie beim Tennisverein Dortmund-Sölde gearbeitet und weiß, wie sorgsam darauf geachtet werden musste, dass alles gepflegt und sauber wirkt. „Da haben wir selbst die Aschenbecher der Außengastronomie regelmäßig geleert, damit keine Asche herumfliegt.“
Bei den Nahversorgern am Technopark fliegt viel mehr herum als nur Asche. Rath kann nicht verstehen, dass niemand hinschaut, wenn ein so zentrales Areal plötzlich vor die Hunde geht. „Für mich ist das kein Zustand.“
Die ehrgeizigen Pläne der Supermärkte
Das Nahversorgungsgebiet am Technopark in Kamen hat mit der Lüner Höhe und Teilen der Innenstadt eigentlich ein großes Einzugsgebiet und viele Kundinnen und Kunden. Eigentlich sollte bereits im März der Startschuss fallen, um das Areal zu modernisieren mit attraktiven Märkten, mehr Stellplätzen für Radfahrer und futuristischen Solardach-Parkplätzen.
Die Verkaufsfläche des nachgefragten Nahversorgungsstandorts an der Lünener Straße, direkt neben Kamens markantem Förderturm, soll sich um nahezu tausend Quadratmeter vergrößern – von 1940 Quadratmetern auf 2865 Quadratmeter. Den größten Sprung dabei macht Aldi, dessen Fläche von derzeit etwa 680 auf 1265 Quadratmeter anwächst und sich damit nahezu verdoppelt. Rewe soll von 1260 auf 1600 Quadratmeter wachsen.
Die Gebäude stehen dann nicht mehr nebeneinander, sondern im rechten Winkel zueinander, sodass sie die Parkfläche halb umrahmen. Interessant: Etwa 20 der rund 100 Parkplätze stehen unter einem sogenannten Solardach. Einkaufen und aufladen – das soll dort gleichzeitig möglich sein. Nur ab wann – das wüssten wohl viele Kunden gerne.
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