An mehreren Stellen meißelten Fachkräfte, die im Auftrag der Stadt Kamen arbeiten, jetzt die Decke des seit dreieinhalb Jahren auf mehreren Ebenen gesperrten Parkhauses auf. Sie schnitten die unter der Decke verbauten Trapezbleche in Größe eines Briefumschlages auf, klopften den Beton mehrere Zentimeter tief weg, um Bewehrungsstahl freizulegen und fügten noch tiefere Bohrlöcher hinzu, die sie mit Ziffern kennzeichneten, um die Proben später eindeutig zuordnen zu können.
Vier Ebenen des am 16. Juli 2010 in Kamen eröffneten Parkhauses sind zurzeit gesperrt. Die obersten beiden Ebenen, die Parkdecks acht und neun, sind seit dreieinhalb Jahren nicht mehr nutzbar. Die Parkdecks sechs und sieben sind seit Jahresbeginn abgeriegelt. Von 423 Parkplätzen sind zurzeit 140 gesperrt. Auf Fragen unserer Redaktion, an welchem Stand die Untersuchungen angekommen sind, will die Stadtverwaltung Anfang kommender Woche Antworten geben, wie Stadtsprecher Rüdiger Büscher an diesem Dienstag (22.4.) in Kamen mitteilte.
Zustand des Stahlbetons auf dem Prüfstand
Fast ebenso lange, wie das Parkhaus gesperrt ist, laufen die Untersuchungen, wie stark die Gebäudesubstanz geschädigt ist und auf welche Art eine Sanierung erfolgen kann. Geprüft wird vor allem der Zustand der Trapezbleche und auch des Bewehrungsstahls. Dieser dient zur Verstärkung der Betonbauteile und zur Erhöhung der Tragfähigkeit. Salzhaltiges Wasser, das im Winter in das Parkhaus getragen wurde und durch feine Haarrisse in die Stahlbetondecks eintrat, beschädigte die Konstruktion aus Stahl und Metall so sehr, dass sie nun kostspielig saniert werden muss.
Erste Kostenschätzungen gingen dabei von ca. 1,8 Millionen Euro aus. Zuletzt wurde eine Summe von ca. 2,3 Millionen Euro genannt, inklusive eines Dachaufbaus mit neuer Photovoltaik-Anlage. Zum Vergleich: Die Baukosten für das Parkhaus, das am 16. Juli 2010 eröffnet wurde, betrugen 3,44 Millionen Euro.

Etwa 220 Stützen auf oberen Parkdecks eingebaut
Die Schäden sind mittlerweile so groß, dass die oberen Ebenen abgestützt werden mussten, bevor die jüngsten Proben genommen werden konnten. Etwa 220 Stützen verbauten Mitarbeiter des Bauunternehmens H&H aus Methler. Die Konstruktion, die aus gelben Holzträgern (sogenannten Doka-Trägern) und Stahlrohrstützen besteht, kann eine große Traglast aufnehmen: jede Stütze für sich bis zu zwei Tonnen.
Die Stadt hat es jüngst nicht für ausgeschlossen gehalten, das Parkhaus im laufenden Betrieb zu sanieren. Ob das möglich ist, steht aber noch nicht fest. Auch ein Teilabriss erscheint im Angesicht des schlechten Zustands nicht mehr ausgeschlossen. Der Start der Sanierung ist für dieses Jahr in Aussicht gestellt worden. Einen festen Zeitpunkt gibt es noch nicht.
Ein Video vom Zustand des Parkhauses sehen Sie auf www.hellwegeranzeiger.de