Baupfusch im Parkhaus am Bahnhof Kamen Stadt erstritt Schadenersatz von Baufirma

Marodes Parkhaus am Bahnhof: Rechtstreit und neue Gutachten
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Nach der Eröffnung des Parkhauses im Jahr 2010 hat sich offenbar die Befürchtung schnell bestätigt, dass die Firma nicht sorgfältig gearbeitet hat. „Es war klar, dass die Beschichtung nicht richtig war.“ Linda Biermann, Leiterin des Baubetriebshofs, berichtete jetzt im jüngsten Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss über den Stand der Dinge.

Resultat des Baupfuschs: Durch feine Risse drang Wasser in die Konstruktion. 73 Parkplätze sind zurzeit gesperrt. Das betrifft die beiden höchsten Ebenen, die Parkdecks 8 und 9. Die Stadt ging juristisch gegen die Baufirma vor. Der Rechtsstreit, so Biermann, sei abgeschlossen.

Das Parkhaus am Bahnhof muss wegen Korrosionsschäden saniert werden. Die Kosten sind hoch.
Das Parkhaus am Bahnhof muss wegen Korrosionsschäden saniert werden. Die Kosten sind hoch. © Stefan Milk

Parkhaus am Bahnhof: Schaden in Millionenhöhe

Hintergründe nannte die Stadt auf Anfrage bisher nicht. Politiker berichten unserer Redaktion davon, dass die Stadt Kamen mit 150.000 Euro entschädigt wurde und dafür auf weitere Ansprüche verzichtete. Offenbar war noch nicht abzusehen, wie groß der Schaden werden würde. Eine Bestätigung seitens der Stadt gibt es bisher nicht.

Die Stadtverwaltung beziffert den finanziellen Aufwand, mit dem die Schäden behoben werden müssen, auf etwa 1,8 Millionen Euro. Die Kostenschätzung beläuft sich auf mehr als die Hälfte der Baukosten von 3,44 Millionen Euro, die das Gebäude damals gekostet hat. „Das Parkhaus ist zwar unser Sorgenkind. Aber es ist kein Totalschaden“, sagte Biermann in dem Ausschuss.

Von innen aufgefressen und nach außen gedrungen: Der Rost setzt der Stahlbetonkonstruktion des Parkhauses sichtbar zu.
Von innen aufgefressen und nach außen gedrungen: Der Rost setzt der Stahlbetonkonstruktion des Parkhauses sichtbar zu. © Stefan Milk

Obere Parkdecks seit zwei Jahren gesperrt

Das Parkhaus mit eigentlich 423 Parkplätzen ist noch nicht alt. Es wurde am 16. Juli 2010, also vor etwas über 13 Jahren, eröffnet. Die Stadt lässt nun untersuchen, ob es noch ein anderes Sanierungsverfahren gibt, als das bisher vorgeschlagene, das auf jene ca. 1,8 Millionen beziffert wird. „Wir holen eine zweite Meinung ein und wollen noch einmal anders herangehen, dass es vielleicht wirtschaftlicher wird“, so Biermann. Die Dauer der Untersuchungen ist offenbar ein Grund dafür, warum die oberen Ebenen schon so lange gesperrt sind: Seit zwei Jahren sind fest Absperrbaken vor der Auffahrt zur den oberen Parkdecks montiert. Seitdem ist die Stahlbetonkonstruktion mehr und mehr von Rost betroffen.

Verfahren führte auch in anderen Parkhäusern zu Problemen

Ein Gutachter, der die Schäden im Parkhaus am Bahnhof untersucht, wertet zurzeit die Proben aus, die aus den beschädigten Betondecken gebohrt wurden. Dabei handelt es sich um 50 sogenannte Bohrmehlproben und sechs Bohrkerne. Zudem wird der Zustand mehrerer im Dach verbauter Trapezbleche untersucht.

Der Erste Beigeordnete Uwe Liedtke erinnerte daran, dass das Bauverfahren mit einer sogenannten Hoesch-Additiv-Decke auch in vielen anderen Parkhäusern zu Problemen geführt habe. „Die Schäden sind nicht wegen mangelnder Überwachung entstanden, sondern durch einen Konstruktionsmangel, den man nicht erkennen konnte.“