Neue Firma am Alten Markt in Kamen Vom „Nein“ zur Atomenergie zum „Ja“ für Windkraft

Neue Firma am Markt: Vom „Nein“ zur Atomenergie zum „Ja“ für Windkraft
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Jochen Bals engagierte sich in den 80er-Jahren in der Anti-Atomkraft-Bewegung. Schon damals interessierte er sich brennend für alternative Energien. „Ich war schwer begeistert.“ Heute plant und entwickelt der 56-jährige Kamener große Windenergie- und Solarprojekte. „Jetzt kann ich an der Energiewende selbst mitwirken“, sagt der studierte Biologe. Er gründete ein Unternehmen, das sich ganz auf Großprojekte in der Energiebranche spezialisiert hat, 2005 in Methler.

Etwa 60 Windräder hat er seitdem mit seiner Firma „Energiedienstleistungen Bals“ zum Drehen gebracht. Weil der Platz in den Büros an Methlers Schimmelstraße nicht mehr reichte, zog das Team nun um – in die Stadtvilla in Kamens City auf der Nordseite des Alten Markts mit der Adresse Markt 18.

Jochen Bals in seinem neuen Büro am Alten Markt in Kamen. Die alte Stadtvilla ist für ihn ideal, weil sie viel Platz zur Expansion bietet und für seine Mitarbeiter gut zu erreichen ist.
Jochen Bals (56) in seinem neuen Büro am Alten Markt in Kamen. Die alte Stadtvilla ist für ihn ideal, weil sie viel Platz zur Expansion bietet und für seine Mitarbeiter gut zu erreichen ist. © Stefan Milk

Strombedarf von ca. 80.000 Drei-Personen-Haushalten gedeckt

Etwa zehn Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit beschäftigt Bals in seiner Gesellschaft. Drei oder vier weitere Kräfte sucht er noch, um das Team zu komplettieren. Die Anlagen, die er mit seinen Mitarbeitern plante und ans Laufen brachte, sind in Kamen nicht zu finden. Sondern beispielsweise in Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Darunter die ca. 60 Windräder, die mit einer Leistung von 110 Megawatt (MW) ein Kraftwerk ersetzen könnten. „Diese Leistung“, so Bals, „entspricht dem Strombedarf von ca. 80.000 Drei-Personen-Haushalten.“ In Dipbach bei Würzburg ist auf einer Fläche von ca. fünf Hektar ein Solarpark entstanden, der etwa 1.500 Vier-Personen-Haushalte mit dem Jahresbedarf an Strom versorgen kann.

Die Flügel aktueller Windkraftanlagen sind bis zu 90 Meter lang. Ihr Transport ist mit vielen Herausforderungen verbunden.
Die Flügel aktueller Windkraftanlagen sind bis zu 90 Meter lang. Ihr Transport ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Dieser Flügel wird auf eine Anlage montiert, die Jochen Bals plante. © privat

Projekte für Energiegesellschaften in Bürgerhand

Bals hat seine Karriere nicht sofort als Unternehmer gestartet. Nach dem Studium fertigte er in seiner Eigenschaft als Biologe Umweltverträglichkeitsstudien für den Bau von Windkraftanlagen an. „Es ging darum, die Genehmigungen zu kriegen“, sagt er. Was bekanntlich nicht einfach war. „Man musste verstehen, wie die Abläufe sind.“

Bals hatte verstanden – und brachte damit ein Pfund ins neue Unternehmen ein, das nun selbst auf derlei Gutachten zurückgreifen konnte, um große Solar- und Windenergieprojekte zu realisieren. Zum Teil in Eigenregie, oftmals aber als Dienstleister für andere Unternehmen wie Bürgerenergiegenossenschaften. „Das machen wir von der Projektentwicklung bis zur schlüsselfertigen Anlage. Die anderen können dann das Geld einsammeln“, sagt Bals schmunzelnd.

Windkraftanlagen, die Jochen Bals mit seinem Team in Süddeutschland realisierte. Die Kamener Firma hat etwa 60 Windräder ans Laufen gebracht.
Windkraftanlagen, die Jochen Bals mit seinem Team in Süddeutschland realisierte. Die Kamener Firma hat etwa 60 Windräder ans Laufen gebracht. © privat

Windräder werden immer größer

Die Windräder, die die Kamener Energiedienstleister an den Start bringen, werden im Übrigen immer größer – und auch teurer. Früher waren sie 80 Meter hoch, jetzt bis zu 250. Früher waren die Flügel 20 Meter lang, jetzt sind es annähernd 90. Früher kostete ein Windrad eine Million Mark – jetzt bis zu zehn Millionen. „Die Leistung ist auch deutlich stärker – statt früher 600 KW nun bis zu 6000“, so Bals.

Die Größe der Anlage wird bei der Anlieferung zum Standort zuweilen zum Problem, wie Bals aus Erfahrung weiß. „Wenn der Transporter hundert Meter lang ist, kommt der nicht um jede Ecke. Dann muss der Flügel schon einmal hochkant gestellt werden“, berichtet er. Gute Planung ist dabei alles.

Immer größer werden nicht nur die Windräder. Auf Wachstumskurs befindet sich auch der Kamener Energiedienstleister, der nun statt auf 90 Quadratmeter in Methler auf ca. 250 Quadratmeter am Alten Markt zurückgreifen kann.

Umweltfreundlich auch außerhalb des Büros

Bals, der auch in Methler lebt, fährt die Strecke zur Arbeit überwiegend mit dem Fahrrad – und legt längere Strecken mit dem E-Auto zurück. Damit lebt er die Philosophie des Unternehmens auch privat und ist froh, dass er mit dem Vorantreiben alternativer Energien das machen kann, was ihn bewegt. „Ich kann jetzt mitgestalten.“ Atomkraft ist für ihn nach wie vor keine Alternative. „Das ist zu teuer, unsicher und hat keine Vorteile außer einer Großtechnologie.“