Matthias Rieger, Geschäftsführer des Ampeltaster-Herstellers RTB, steht auf der Dachterrasse des neuen Hauses im Technopark, das ganz anders ist als andere Bürogebäude. Dabei genießt er den Blick auf den benachbarten Förderturm der früheren Zeche Monopol, der fast zum Anfassen nah ist. Der Chef einer Firma, die digitale Produkte für den Straßenverkehr herstellt – beispielsweise Ampeltaster für Fußgänger und Radfahrer – sagt: „Die Idee bei der Planung war, die Terrasse offen zu lassen mit Blick auf den Förderturm.“
Aus der Idee ist Wirklichkeit geworden. Mit der buchstäblich glanzvollen Perspektive, die das Unternehmen aus Lippspringe nun auch wirtschaftlich am Standort haben möchte. Im Mai soll Einweihung gefeiert werden.

Mehr Möglichkeiten im neuen Technopark-Gebäude
Rieger nimmt den Baufortschritt zusammen mit Stephan Laarmann, Geschäftsführer der Baufirma Althoff, und Projektleiter Timo Lohgeerds in Augenschein. In den Räumen, die gerade gefliest, tapeziert und elektrifiziert werden, sollen einmal bis zu 40 Entwickler und IT-Experten sitzen, die neue Produkte für das Unternehmen entwickeln. Soweit ist aber noch nicht. Zurzeit sind 18 Kräfte in Kamen beschäftigt. Diese haben ihren Standort zurzeit im Gründerzentrum an der Herbert-Wehner-Straße. „Mit dem Umzug im Februar sind es schon 22 Mitarbeiter. Wir haben den Plan, langsam zu wachsen“, so Rieger.
Für ein Wachstum in Kamen bietet das neue Gebäude mehr Möglichkeiten. „Im Gründerzentrum haben wir eine Werkstatt und fünf Büros auf unterschiedlichen Etagen. Die Mitarbeiter sitzen verstreut, der Austausch ist schwierig“, sagt Rieger. Im neuen Gebäude rückt das Team nun zusammen. Mit dem Hauptsitz in Bad Lippspringe beschäftigt RTB insgesamt 140 Mitarbeiter.

Spitzwinklige Bauweise mit einer abgeschrägten Fassaden-Überdachung
Das Gebäude, das der Fertigstellung entgegen strebt, ist aus unterschiedlichen Gründen ungewöhnlich. Da ist einerseits die spitzwinklige Bauweise mit einer abgeschrägten Fassaden-Überdachung, die die Neigung des benachbarten Fördergerüsts aufnimmt. „Wir haben genau nachgemessen. Der Winkel beträgt 68,5 Grad“, sagt Althoff-Geschäftsführer Laarmann. Die Firma mit einem großen Ingenieurbüro in Meschende hat sich auf derlei außergewöhnliche Architektur spezialisiert. „Wir bauen oft für mittelständische Unternehmen, die sich etwas Besonderes wünschen“, so Laarmann.
Außergewöhnlich zudem: Das Haus besteht zu großen Teilen aus Klinkersteinen, die Farbe und Form der benachbarten Fördermaschinenhalle aufnehmen. Große Fassaden-Platten, sogenannte Alu-Verbund-Platten, erhielten durch Digitaldruck die rostrote Farbe des Fördergerüsts. „Eine Fassade, die hundert Jahre hält“, sagt Projektleiter Lohgeerds.

Steiger-Bar, Kuh-Bar und der „Mettwoch“
Und der besonderen Dinge noch nicht genug: Im Staffelgeschoss liegt die sogenannte Steiger-Bar, ein 180 Quadratmeter großer Aufenthaltsraum, der durch den Bar-Charakter mit Bergbau-Elementen ein besonderes Momentum erhält und Herzstück des Gebäudes wird; nicht nur als Pausenraum, sondern auch für Veranstaltungen. „Man muss ich bemühen“, sagt Rieger und verweist auf ähnliche Ideen, die in Bad Lippspringe verwirklicht wurden – die Kuh-Bar und die Piraten-Bar Black Pearl. „Unser Mittwoch heißt Mettwoch“, lacht er. Wer möchte, bekommt dann Mettbrötchen am Mittagstisch.
Rieger hat erlebt, dass diese Konzepte gut ankommen. „Auch deswegen ist es uns gelungen, alle Stellen zu besetzen, die wir besetzen wollten.“

Deutsche Technik wird nach China exportiert
Der Produktionsstandort der Firma, die 1996 gegründet wurde, befindet sich in Bad Lippspringe, in Kamen findet die technische Entwicklung statt, die in dem neuen Gebäude weiter ausgebaut wird.
Der Ampeltaster ist Hauptprodukt der Firma und macht etwa 50 Prozent des Umsatzes aus. Ca. 35.000 Stück werden jährlich gefertigt, die auch ins Ausland gehen. „Wir exportieren in mittlerweile 50 Länder“, so Rieger. Ein Hauptkunde: Die Stadt Hongkong, wo es mittlerweile eine eigene Firmentochter gibt. Allein dorthin sind 14000 Ampeltaster gegangen. „Nahezu jede Ampel läuft dort mit unserer Technik.“