Meilenweit Leerstände in Kamen Statistik spiegelt die Realität nicht wider

Meilenweit Leerstände in Kamen: Quote spiegelt Realität nicht wider
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Nicht nur dort, wo diese Firmen saßen, an vielen Stellen ein tristes Bild schon über Jahre. Leerstände, wohin das Auge blickt. In vielen Schaufenstern gähnende Leere – oder zur Schau gestellte Kunst, die die Tristesse ein wenig aufheitern soll.

Statistisch gesehen hat Kamen eigentlich kein Problem mit leerstehenden Ladenlokalen. Die sogenannte Leerstandsquote, die vermietete und nicht vermietete Flächen ins Verhältnis setzt, liegt bei etwa zehn Prozent. Zuletzt wurde sie im Februar 2021 mit 8,8 Prozent angegeben. Von den 25.000 Quadratmetern innerstädtischer Verkaufsfläche sind in Kamens City lediglich etwa 2500 Quadratmeter nicht vermarktet.

Dort, wo früher Weltbild war und später ein Ein-Euro-Shop, herrscht jetzt gähnende Leere. Im Schaufenster gibt es Kunst zu sehen.
Dort, wo früher Weltbild war und später ein Ein-Euro-Shop, herrscht jetzt gähnende Leere. Im Schaufenster gibt es Kunst zu sehen. © Carsten Janecke

Quote ab 15 Prozent Leerstand gilt als kritisch

Zum Vergleich: Im Mai 2019 lag die Leerstandsquote auf einem Höchststand mit 14,91 Prozent. Ab ca. 15 Prozent Leerstand, so die Einschätzung von Wirtschaftsexperten, ist diese Quote als kritisch zu bewerten. Wie sehr die Quote aber ein realistisches Bild abgibt, ist angesichts von tristen Leerstands-Meilen wie beispielsweise an der Nordstraße durchaus fraglich.

Kamens Leerstandsquote, die sich in den vergangenen fünf Jahren zwischen 8 und 15 Prozent bewegte, ist schon durch kleine Veränderungen zu beeinflussen. Eine große Veränderung gab es mit der Schließung des Edeka-Supermarkts an der Adenauerstraße mit 1.400 Quadratmetern Verkaufsfläche Mitte 2018, als sich die Quote von 8,26 auf 11,60 verschlechterte. Durch die Ansiedlung des Discounters „Tedi“ ist dieser Anteil wieder herausgefallen.

Anstrengungen, die Verödung der Innenstadt zu stoppen

Anstrengungen, die Verödung der Innenstadt zu stoppen, sind vorhanden. Über ein Förderprogramm erhielt Schuhmachermeister Patrick Ungermann die Möglichkeit, zeitweise ein Ladenlokal an der Weststraße 66 günstiger zu pachten. Der Jungunternehmer schreibt nun mit seiner Gehwerkstatt, ein Schuhfachgeschäft mit Schwerpunkt Orthopädietechnik, Erfolgsgeschichte und expandiert.

Die Stadt Kamen mietete selbst leere Ladenlokal an und nutzt sie für ihre Angebote – im Pavillon am Willy-Brandt-Platz, ehemals Reisebüro Mohr, oder in der Treffbar an der Weststraße, ehemals Ernsting‘s Family. Zum Jahreswechsel wird ein weiterer Leerstand am Alten Markt beseitigt, wenn der Ordnungsdienst der Stadt Kamen in den verwaisten Friseursalon Haarkonzept zieht. Das allerdings nicht wegen der Leerstandproblematik, sondern wegen der Sicherheitslage am Alten Markt.

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