Schon als Kind war Alex Rabe aktiv bei ihren Großeltern im Haus Rullmann, um in dem Traditions-Restaurant an der Schlenke in Bergkamen-Oberaden zu helfen. Seitdem gibt es für die jetzt 54-Jährige nur eines: die Gastronomie und ihre Gäste. „Ich liebe meine Arbeit – und aus vielen Gästen sind Freunde geworden“, sagt sie.
Doch jetzt hat sie Tränen in den Augen. Weil sie sich als Wirtin aus der Gastronomie verabschiedet. Und weil sie damit das 82West, das sie seit 2018 führt, für immer schließt. Die Kneipe an der Weststraße 82 in Kamen macht zu Heiligabend, 24. Dezember, dicht. Am 23. Dezember ist letzter Öffnungstag. Rabe: „Es tut mir wahnsinnig leid für meine Gäste.“

82West: Das Zuhause für viele Gruppen
Das 82West entwickelte sich unter Alex Rabe zur Kamener Kult-Kneipe. Der beliebten Gastronomin, die zuvor das Haus Kemper in Methler führte, gelang es, zahlreiche ihrer Gäste von dort nach Kamen zu ziehen. Beispielsweise von „ihrem Verein“, wie sie sagt, dem SuS Kaiserau.
Auch Sportlerinnen und Sportler aus anderen Vereinen sind Stammgäste in der urigen Kneipe, in der auf rund 90 Quadratmetern maximal ca. 60 Gäste bewirtet werden. Von der SG Kamen, von TuRa Bergkamen. Skatrunden, Knobelgruppen und Doppelkopf-Gesellschaften haben zudem dort ihr Zuhause. Und Feierbiester jedweder Art. „Ja, wir sind eine richtige Feierbude“, so Alex über viele vergnügliche Abende rund um den hufeisenförmigen Tresen. Nun ist Schluss damit. „Ich schaffe das einfach nicht mehr.“
Feierabendmarkt scheiterte an hohen Auflagen
Das hat unterschiedliche Gründe. Seit der Corona-Zeit, so Alex, sei es einerseits nicht gelungen, wieder ausreichend Personal zu motivieren. Wo früher acht Kräfte wirbelten, ging sie zuletzt sozusagen als Eine-Frau-Betrieb zu Werke. „Mit Unterstützung von Freudinnen und Kegelschwestern“, sagt sie. Andererseits verzeichnete sie immer weniger Laufkundschaft. „Das Publikum, das es früher gab, ist nicht mehr da.“ Alex erinnert sich gern an Zeiten, wo Kamens viele Kneipen, egal ob Krümel, Unikum oder Kümpers, abends immer proppenvoll waren. „Im Opera, da war es so voll, dass an den Scheiben das Wasser herunterlief.“
Am Ende fehlte zudem die Unterstützung der Behörden, wie sie sagt. Als sie jüngst mit anderen Gastronomen einen Feierabendmarkt, alle zwei Wochen von 17 bis 21 Uhr, auf die Beine stellen wollte, sei das an zu hohen Auflagen gescheitert. „Da brauchen wir mehr Unterstützung“, sagt sie auch für ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Gastronomie, die Kamen mit ihren Angeboten lebenswert(er) machen.

Party-Wochenende am 20., 21. und 22. November
Lebenswert und liebenswert – das wird es in den nächsten Tagen noch einmal in Kamens kultiger Kneipe, vor allem für Feierbiester, wenn am 20., 21. und 22. November letztmalig ein Party-Wochenende steigt. Am 23. November wuchtet Alex zum letzten Mal die Barhocker vom Tresen, bevor sie dann noch einmal öffnet. Wie geht es dann weiter? „Ich werde mir einen Vollzeit-Job suchen“, sagt sie. Und hin und wieder einige der Stammgäste, die sie nun ins En Place am Alten Markt lotst, versorgen. „Ich will den Kontakt nicht verlieren und werde dort ab und an helfen.“
Noch fällt es ihr schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, das 82West für immer abzuschließen. „Die Entscheidung ist mir schwergefallen. Und ich habe schon einige Nächte durchgeheult“, sagt sie und hat wieder Tränen in den Augen. „Ich liebe meinen Job, ich liebe meine Gäste.“ Dieser Abschied, man sieht es der Herzblut-Gastronomin an, könnte nicht schwerer sein.