Schiefes Wahrzeichen und Kamener Kreuz als Ausflugstipp Die Stadt Kamen im KI-Check

KI zu Kamen: Schiefes Wahrzeichen und Kamener Kreuz als Ausflugstipp
Lesezeit

Künstliche Intelligenz (KI) ist mittlerweile aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Besonders ChatGPT, entwickelt vom amerikanischen Unternehmen OpenAI, ist weit verbreitet. Doch auch in Europa gibt es Alternativen: Eine davon ist Le Chat vom französischen Softwareunternehmen Mistral. Doch wie gut kennen diese beiden KIs die Stadt Kamen?

Korrekte Lagebeschreibung

Vor zwei Jahren hatte ChatGPT Kamen noch fälschlicherweise an den Fluss Möhne verlegt. Heute sieht das anders aus: Sowohl ChatGPT als auch Le Chat wissen nun, dass Kamen zum Kreis Unna gehört, sich östlich im Ruhrgebiet befindet und die Seseke durch die Stadt fließt.

Beide KI erwähnen zudem das Kamener Kreuz, einen kurzen geschichtlichen Abriss der Stadt und verschiedene Freizeitmöglichkeiten, darunter Radwege entlang der Seseke. Das zeigt: Die KI-Modelle werden ständig mit neuen Daten gefüttert, lernen dazu und werden dadurch fortlaufend verbessert. So weit, so gut.

Kamener Kreuz als Ausflugstipp

Bei der Frage, was ein Tourist in Kamen unternehmen könnte und was Kamen lebenswert macht, kommen ähnliche Antworten heraus. Allerdings gehen beide KI unterschiedlich vor.

Le Chat listet für eine Tagestour fünf Möglichkeiten auf, darunter ein Spaziergang um Schloss Heeren und die Erkundung der Seseke. ChatGPT bietet hingegen eine detaillierte Tagesplanung mit Vorschlägen für jede Tageszeit.

Allerdings verirrt sich ChatGPT dabei teilweise über die Stadtgrenzen hinaus und empfiehlt Sehenswürdigkeiten, die gar nicht zu Kamen gehören, wie das Zentrum für Lichtkunst in Unna. Fragt man nochmal konkret nach, korrigiert sich ChatGPT immerhin und gibt sogar die richtige Adresse aus.

Das Schloss Heeren von oben fotografiert.
Le Chat schlägt Nutzern für eine Tagestour einen Spaziergang um das Schloss Heeren vor. (Archivbild) © Hans Blossey

Ein skurriles Highlight: Beide künstlichen Intelligenzen empfehlen einen „Ausflug zum Kamener Kreuz“. Le Chat beschreibt es als „ein beeindruckendes Beispiel für moderne Infrastruktur“, während ChatGPT meint, es sei „spannend, den Verkehr zu beobachten“. Ob das wirklich die beste Touristenattraktion ist, sei dahingestellt.

„Das schiefe Wahrzeichen von Kamen“

Diese Touristen-Tipps seien auch das, was die Stadt Kamen lebenswert mache. Durch die verkehrsgünstige Lage direkt an A1 und A2 sei Kamen ein Paradies für Pendler und Unternehmen. Durch die Seseke gebe es, laut Le Chat, „naturnahe Erholung“ und ChatGPT ergänzt noch den Sesekeweg für Spaziergänge und Fahrradtouren.

Auch der „historische Charme“, wie ChatGPT schreibt, sei lebenswert. So gebe es doch die Pauluskirche, die auch als „das schiefe Wahrzeichen von Kamen“ bezeichnet werden würde.

Die Pauluskirche in Kamen von oben fotografiert.
Laut ChatGPT ist die Pauluskirche „das schiefe Wahrzeichen von Kamen“. (Archivbild) © Stefan Milk

Leerstände als Herausforderung

Auf die Frage, mit welchen Herausforderungen Kamen kämpft, bleiben die Antworten von Le Chat eher vage. Themen wie demografischer Wandel oder Anpassungen an den Klimawandel werden angesprochen, jedoch ohne konkrete Beispiele – selbst wenn man danach fragt.

ChatGPT ist detailreicher und nennt konkretere Probleme wie den zunehmenden Verkehrslärm sowie Staus und Umweltbelastungen durch das Kamener Kreuz. Fragt man ChatGPT nach Quellen, bezieht sich die KI „auf allgemein zugängliche Informationen über die Verkehrssituation in Kamen“. Das seien unter anderem lokale Medien und Verkehrsservices, die Staus melden.

Allerdings zeigt sich auch hier, dass nicht alles korrekt sein muss. So geht ChatGPT zum Beispiel davon aus, dass Lärm ausschließlich von den Autobahnen ausgeht – dabei sind auch Bauarbeiten an der Heerener Straße für eine Lärmschutzwand ein aktuelles Thema. Doch: Je aktueller, desto höher die Chance, dass eine KI die Informationen noch nicht kennt.

Einer der größeren Leerstände der Innenstadt Kamen ist das ehemalige Modehaus Kämpgen.
Einer der größeren Leerstände der Innenstadt ist das ehemalige Modehaus Kämpgen. (Archivbild) © Stefan Milk (Archiv)

Auch die Leerstände in der Kamener Innenstadt thematisiert ChatGPT. „Einige Ladenlokale stehen leer, da die Mieten steigen und Einzelhändler Schwierigkeiten haben, Kunden zu gewinnen“, begründet ChatGPT die Lage und stützt sich dabei auf Online-Quellen, wie unter anderem einen Bericht der Stadt Kamen aus dem Jahr 2022.

Ob das allein die Gründe für die Leerstände in Kamen erklärt, ist schwierig zu beantworten. So seien beispielsweise einige „Problem-Immobilien“ gar nicht auf dem Markt, wie der Wirtschaftsförderer Ulrich Schipp 2024 im Gespräch mit der Redaktion verriet.

Gastronomie-Szene zwischen Fiktion und Realität

Möchte man wissen, wie gut Kamen kulinarisch aufgestellt ist, ergeben sich ebenfalls Unterschiede. ChatGPT beschreibt die Gastronomieszene als „angenehm und bodenständig“, jedoch weniger vielfältig als in größeren Städten wie Dortmund.

Auf Nachfrage empfiehlt ChatGPT jedoch zehn Restaurants, von denen acht entweder nicht existieren oder inzwischen geschlossen sind. Erst eine zweite, umformulierte Frage liefert eine korrekte Liste mit existierenden Lokalen, inklusive Verlinkungen der Quellen.

Le Chat hingegen lobt Kamens Gastronomie als „lebendig und vielfältig“, gibt aber nur drei konkrete Restaurantempfehlungen – eine sehr begrenzte Auswahl.

Hilfreich, aber nicht immer verlässlich

Unser Test zeigt: Künstliche Intelligenz kann wertvolle Informationen liefern, muss jedoch stets kritisch hinterfragt werden. ChatGPT gibt oft detailliertere und umfangreichere Antworten, kann aber auch Fehler machen, insbesondere bei lokalen Details. Le Chat ist knapper in ihren Aussagen und oft vorsichtiger in ihren Behauptungen.