
Komfortableres Radfahren: Die wassergebundene Decke des Eilater Wegs wird asphaltiert. © Stefan Milk
Kamen bekommt inoffiziellen Radschnellweg quer durch die City
Radfahren in Kamen (+Video)
Das Radfahren auf der alten Zechenbahntrasse könnte sich künftig so anfühlen, wie man sich den Radschnellweg Ruhr vorstellt. Der Eilater Weg wird durch eine Asphaltdecke aufgewertet.
Der Ausbau der Klöcknerbahntrasse östlich der Kamener Innenstadt zum Radschnellweg Ruhr (RS1) lässt seit Jahren auf sich warten. Die Pläne des Landes NRW und der Kommunen sehen eine durchgehend asphaltierte, mindestens vier Meter breite Strecke vor, damit Radler schneller und sicherer vorankommen. Bislang bewegen sich Freizeitradler und Berufspendler auf der Klöcknerbahn auf unbefestigtem Untergrund, der sich zumindest bei trockenem Wetter anfühlt wie festgebackener Sand.
Verkehrsministerin bei Ortstermin auf Eilater Weg
In diesem Erscheinungsbild kennen Radler auch den Eilater Weg. Das ist jene ehemalige Zechenbahntrasse, die westlich der Kamener Innenstadt vom ehemaligen Monopol-Gelände an der Seseke bis zur Kupferbergsiedlung an der Fritz-Erler-Straße führt und weiter nach Bergkamen. Anders als beim RS1 wird der Ausbau des Eilater Wegs nun konkret. Wie NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) jetzt bei einem Ortstermin in Kamen im Beisein von Bürgermeisterin Elke Kappen (SPD) und Stadtplaner Uwe Liedtke ankündigte, ist die Finanzierung des Ausbaus durch Landes- und Bundesmittel in einer Gesamthöhe von 599.800 Euro gesichert.
Kamen profitiert dabei vom „Nahmobilitätsförderprogramm 2022“, das NRW-weit insgesamt 250 Projekte von der Fußgängerbrücke bis zur Fahrradabstellanlage umfasst. Der Löwenanteil speist sich aus dem Sonderprogramm „Stadt und Land“ des Bundes, für das Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) verantwortlich ist.
Baustart für Spätsommer geplant
Die Stadt Kamen hat in Erwartung der Fördermittel bereits mit den Vorbereitungen für die Auftragsvergabe begonnen. Die Ausschreibung werde aktuell vorbereitet. „Vorbehaltlich des Ergebnisses rechnen wir damit, im Spätsommer mit den Arbeiten beginnen zu können“, sagte Stadtsprecher Peter Büttner auf Anfrage. In der jüngsten Sitzung des Mobilitäts- und Verkehrsausschusses wurde bereits ein Plan mit einzelnen Bauabschnitten präsentiert. Die Bauarbeiten erfordern abschnittsweise eine Vollsperrung. Umleitungen werden ausgeschildert.
Welche Punkte der Ausbau der rund 1,6 Kilometer langen Strecke umfasst, geht aus einer Mitteilung des NRW-Verkehrsministeriums hervor:
- Der Radweg soll mit einer Breite von drei bis zu 3,50 Meter komfortabler und sicherer werden.
- Die Beleuchtung des Radwegs wird verbessert, „sodass er jederzeit verkehrssicher befahrbar ist.“
- Die Oberfläche bekommt eine Asphaltdecke.
Asphaltdecke ökologisch „kein gravierender Nachteil“
Nicht nur Bürgermeisterin Kappen begrüßt das Projekt. „Der Optimierung des Eilater Weges unter anderem mit einer alltagstauglichen Fahrbahnoberfläche ist ein bedeutsamer Schritt, die Menschen vor Ort zum Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf das Rad zu bewegen“, lässt sich Kappen in der Mitteilung des Ministeriums zitieren.
Planungsausschussvorsitzender und Radverkehrsexperte Heinrich Kissing (CDU) hebt den Nutzen der Asphaltdecke hervor. Diese werde auch für weitere Radwege kommen, beispielsweise an der Seseke. „Letztlich setzt sich hier die Erkenntnis durch, dass ein asphaltierter Radweg der bessere Radweg ist.“
Der Unterhalt ist laut dem Politiker, der bis Anfang Mai auch Sprecher des Fahrradclubs ADFC Kamen war, auf Dauer preiswerter als bei einer wassergebundenen Decke. „Diese bedarf der Nachbearbeitung, weil es kleine Senken gibt, sich Pfützen bilden und immer wieder Ausspülungen der Fahrbahndecke zu verzeichnen sind“, so Kissing.

Knapp 600.000 Euro an Bundes- und Landesmitteln werden in den Ausbau des Eilater Wegs fließen, hier die Zufahrt an der Lünener Straße. © Carsten Fischer
Aus ökologischen Sicht sei Asphalt kein gravierender Nachteil. „Das Hauptargument war, dass der Regen nicht in den Untergrund eindringen kann. Das ist aber bei Radwegen gegeben, weil sie nicht in die Kanalisation entwässern, sondern der Niederschlag rechts und links an die Seite läuft“, so Kissing.
Der Eilater Weg wird künftig durch die Asphaltdecke gewisse Radschnellweg-Eigenschaften bekommen, wenngleich die Strecke weiterhin kein reiner Radweg ist, sondern Radler und Fußgänger gleichberechtigt bleiben. Mit dem künftigen Radschnellweg Ruhr über die Klöcknerbahntrasse will Kissing ihn auch nicht vergleichen. „Ich würde ihn nicht als parallelen oder ersatzweisen Radschnellweg sehen“, sagt er. „Allerdings ist der Eilater Weg eine gute Verbindung zu dem künftigen RS1. Wenn der RS1 gebaut wird, müssen die Zu- und Abfahrten gut funktionieren. Leider liegt der Bau des RS1 wegen langatmiger Planungsprozesse noch in weiter Ferne.“
Jahrgang 1973, aufgewachsen im Sauerland, wohnt in Holzwickede. Als Redakteur seit 2010 rund ums Kamener Kreuz unterwegs, seit 2001 beim Hellweger Anzeiger. Ab 1994 Journalistik- und Politik-Studium in Dortmund mit Auslandsstation in Tours/Frankreich und Volontariat bei den Ruhr Nachrichten in Dortmund, Lünen, Selm und Witten. Recherchiert gern investigativ, zum Beispiel beim Thema Schrottimmobilien. Lieblingssatz: Der beste Schutz für die liberale Demokratie ist die Pressefreiheit.
