Kamener Arzt wird zum Lebensretter in 12.000 Metern Höhe „Das kann jeder“

Chefarzt des Krankenhauses wird zum Lebensretter in 12.000 Metern Höhe
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Den Flug von Düsseldorf nach Neapel, den Dr. Christos Erifopoulos vor einiger Zeit mit seiner Familie absolviert hat, wird er nie vergessen. Und sein Sitznachbar vermutlich auch nicht. Dem hat der Chefarzt der Anästhesie am Krankenhaus in Kamen das Leben gerettet.

Irgendwann während des Urlaubsfluges in mehr als 12 Kilometer Höhe bemerkte Erifopoulos, dass das Gesicht des scheinbar schlafenden Mannes in seiner Sitzreihe blau angelaufen war. Für den Mediziner ein eindeutiges Anzeichen akuter Lebensgefahr, weil das Herz ausgesetzt hat. Der Arzt reagierte sofort.

Er zog den bewusstlosen Mann aus seinem Sitz, legte ihn in den Mittelgang und begann mit der Herzmassage. Unter nicht ganz einfachen Bedingungen: „In so einem Flugzeug ist es ziemlich eng“, sagt Christos Erifopoulos. Gleichwohl gibt es schlechtere Orte, um einen Herzstillstand zu erleiden. In der Maschine befand sich eine professionelle Erste-Hilfe-Ausstattung, berichtet der Anästhesist, auch die Flugbegleiter seien entsprechend ausgebildet.

„Er hat Glück gehabt“

In diesem Fall mussten die nicht eingreifen, außer Erifopoulos war noch ein zweiter Arzt an Bord. Gemeinsam gelang es ihnen, den Mann ins Leben zurückzuholen und ihn soweit zu stabilisieren, dass er nach der Landung in Neapel in ein Krankenhaus gebracht werden konnte. „Er hat Glück gehabt“, sagt Erifopoulos.

Aber man muss nicht Medizin studiert haben, um einen anderen Menschen das Leben zu retten. „Jeder und jede kann im Ernstfall helfen“, sagt Erifopoulos. Der Arzt fasst das, worauf es bei der Reanimation ankommt, knapp zusammen: „Drücken, drücken, drücken!“

Eine Person übt Herz-Lungen-Wiederbelebung an einer Reanimationspuppe.
An einer Puppe lernen, die Besucher des „Tages der Reanimation“, worauf es ankommt: „Drücken, drücken, drücken.“ © picture alliance / dpa

Diese Botschaft wollen Erifopoulos und seine Kollegen beim „Tag der Wiederbelebung“ am Mittwoch (7.5.) um 18 Uhr im Kamener Krankenhaus verbreiten (siehe Infokasten). Erifopoulos wird dort von der Lebensrettung im Flugzeug berichten. Außerdem können die Besucher an Reanimationspuppen und mit einem Defibrillator die Wiederbelebung praktisch ausprobieren.

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Tag der Wiederbelebung

  • Der Mitmachabend im Kamener Krankenhaus beginnt am Mittwoch, 7. Mai, um 18 Uhr im Hellmigium, dem Vortragssaal des Severinshauses an der Nordenmauer 18.
  • Die Veranstaltung richtet sich an Menschen jedes Alters. Ziel ist es, Hemmschwellen abzubauen und Mut zur Reanimation zu machen.
  • Die Chefärzte Dr. Christos Erifopoulos und Dr. Marcus Rottmann berichten über Reanimation. Außerdem kann ein Rettungswagen der Feuerwehr besichtigt werden.

„Es geht darum, Hemmschwellen abzubauen“, sagt Christos Erifopoulos. Deshalb rät er dazu, bei der Wiederbelebung auf die Mund-zu-Mund-Bearbeitung zu verzichten: Das koste die meisten Menschen zu viel Überwindung. Viel wichtiger sei eine kraftvolle Herzmassage: „Sie müssen fünf bis sechs Zentimeter tief drücken. Und das nach Möglichkeit 100 Mal in der Minute.“ So etwas kostet Kraft. Und deshalb sollte man sich wenn möglich bei der Reanimation abwechseln – so wie Erifopoulos es mit dem anderen Arzt im Flugzeug getan hat.

Dr. Christos Erifopoulos auf dem Flur der Intensivstation.
Im Ernstfall könne jeder Leben retten, meint Dr. Christos Erifopoulos. © Johannes Brüne

Auf jeden Fall sollte man drücken, bis der Notarzt kommt. „Schaden können Sie dabei nicht anrichten“, sagt der Mediziner. Das Schlimmste, was passieren kann, sind gebrochene Rippen: für ein gerettetes Leben kein allzu hoher Preis. Und wenn das Herz noch schlägt und der Patient lebt, werde man das ziemlich schnell merken, meint der Arzt.

Es sei ein wirklich schönes Gefühl, ein Leben gerettet zu haben, sagt Erifopoulos. Auch wenn man nicht unbedingt mit Dankbarkeit rechnen kann. Er habe nach der Reanimation im Flugzeug seine Telefonnummer hinterlassen: „Der Mann hat sich nie gemeldet.“