Firma eines Kamener Ratsherrn insolvent Was die Abrechnungsaffäre damit zu tun hat

Firma des fraktionslosen Ratsherrn Timon Lütschen meldet Insolvenz an
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Die Priogo West GmbH, ein Energiedienstleister mit Sitz in Kamen, hat Insolvenz angemeldet. Einer von zwei Geschäftsführern ist Timon Lütschen, fraktionsloses Mitglied sowohl im Stadtrat Kamen als auch im Kreistag in Unna – und zudem einer der Hauptfiguren der dortigen Abrechnungsaffäre. Die Firma mit Sitz am Buschweg 7, bei der David Muggli aus Zülpich weiterer Geschäftsführer ist, war im Juni 2020 gegründet worden und hat, wie durch einen Beschluss des Amtsgerichts Dortmund am Mittwoch (19.3.) bekannt wurde, bereits im Oktober 2024 Insolvenz angemeldet.

Schwerpunkt der Tätigkeit: Das Aufladen von Elektroautos – nicht im öffentlichen Raum, sondern im privaten Bereich über Wallbox. Ein Insolvenzverfahren wird es allerdings nicht geben. Das Insolvenzgericht wies mit Beschluss von diesem Mittwoch den Antrag mangels Masse ab. Sprich: Geld ist nicht zu holen.

Lütschen: „Haben alle Aufträge sauber abgeschlossen“

Das sei auch nicht notwendig, wie Timon Lütschen an diesem Freitag (21.3.) auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. „Privatkunden wurden durch die Insolvenz nicht geschädigt. Wir haben alle Aufträge sauber abgeschlossen.“ Vor allem die Insolvenz des Mutterkonzerns, die Priogo AG, habe die örtliche Tochtergesellschaft in die Zahlungsunfähigkeit geführt. Die Entlassung der Mitarbeiter erfolgte zum Jahresende. Zu Spitzenzeiten waren etwa zehn Kräfte bei Lütschen und Muggli angestellt.

Lütschen, seit 15 Jahren im Geschäft mit alternativen Energien, zählt in Kamen zu den Pionieren in Sachen Photovoltaik und Elektromobilität. Priogo West betrieb zeitweise eine Niederlassung im Dortmunder Autohaus Rüschkamp. In dessen Räumen an der Evinger Straße 20-24 hatten Lütschen und Muggli einen sogenannten One-Stop-Shop geführt.

Timon Lütschen (r.) im Rüschkamp-Autohaus nach der Priogo-Eröffnung im Jahr 2020.
Timon Lütschen (r.) im Dortmunder Rüschkamp-Autohaus nach der Priogo-Eröffnung im Jahr 2020. Die Priogo-Mitarbeiter informierten dort über Elektromobilität und Möglichkeiten des Aufladens im eigenen Zuhause. © Privat

Abrechnungsaffäre mit Auswirkung auf die Firma

Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat die seit mehr als zwei Jahren andauernden Ermittlungen gegen Lütschen noch nicht abgeschlossen. Dabei geht es um die nicht korrekte Abrechnung von Verdienstausfall und um daher zu Unrecht erhaltene Entschädigungen aus öffentlichen Kassen. Lütschen trat jedem Zweifel an der Rechtmäßigkeit seiner Abrechnungen entschieden entgegen. Unklar ist, ob es zu einer Anklage kommt. Solange kein Urteil gefällt ist, gilt die Unschuldsvermutung.

Nichtsdestotrotz, so sagt Lütschen, habe die Affäre Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb gehabt. Nach der von der Staatsanwaltschaft angeordneten Untersuchung, von der auch die Priogo-Geschäftsräume betroffen waren, habe er ein Jahr lang auf beschlagnahmte Rechner und Unterlagen verzichten müssen. „In der Zeit war es schwierig, die Arbeit fortzusetzen.“