Eigentlich wollte Younes Sakali nur ein bisschen Geld verdienen, als er sich als Schüler für einen Ferienjob bei Ikea in Kamen bewarb. „Als Betreuungskraft in Småland“, erinnert sich der Holzwickeder zurück. Daraus wurde aber nichts, weil er gleich ein besseres Angebot erhielt: an der Kasse zu arbeiten.
Für Sakali der Einstieg in eine Karriere, die nahezu fantastische Züge trägt: 13 Jahre später ist er Leiter des Kamener Ikea-Hauses mit 350 Mitarbeitern. Ein Möbelhaus mit 30.000 Kunden – pro Woche. Der 30-Jährige, der in Unna geboren wurde, sagt: „Das ist einfach magisch. Und irgendwie filmreif.“

In Ikea-Häusern in ganz Deutschland aktiv
Vom Kassierer zum Chef. Das kam nicht zufällig. In den vergangenen zehn Jahren nahm Sakali, der sein Abi auf dem Clara-Schumann-Gymnasium in Holzwickede baute, eine Stufe nach der anderen – nicht immer gleich nach oben. Nachdem er sein Informatik-Studium in Dortmund „erfolgreich abbrach“, wie er schmunzelnd sagt, erkannte er, welch Möglichkeiten ihm der schwedische Möbelriese bietet.
Er ließ sich zum Handelsfachwirt ausbilden, wurde erst Teamassistent, dann Teamleiter. Zehn Jahre lang durchlief er Stationen in Ikea-Häusern fern von der Heimat. Beispielsweise in den Ikea-Häusern Berlin-Tempelhof, Hamburg-Altona, München-Eching, Ludwigsburg und Hamburg-Moorfleet. Dann der entscheidende Schritt, als Ikea Schulungen zum Market-Manager anbot. „Weltweit nur hundert Plätze“, so Sakali. Und tatsächlich: Er erhielt einen der raren Karriere-Booster.

Der Moment der Rückkehr als Leiter des Hauses
Als plötzlich die Position in Kamen frei wurde, weil Kamens langjährige Ikea-Leiterin Jutta Iskalla nach Essen wechselte, erschien ihm das, wie er sagt, als „Once-In-A-Lifetime-Option“. Sprich: Eine Möglichkeit, die sich nur einmal im Leben ergibt. Und als er dann auch noch den Zuschlag für die Leitung des Hauses erhielt, „war das unglaublich!“
Ebenso unglaublich erschienen ihm die Momente bei der Rückkehr an den Ort, an dem er als Schüler an der Kasse saß. Das Wiedersehen mit zahlreichen Kollegen, die von Kamen aus seinen Werdegang verfolgten. „Es war, als würde ich nach Hause kommen“, sagt er. „Und nach jetzt drei Monaten fühle ich mich tatsächlich wie zu Hause.“

Hotdogs ausgeteilt und Köttbullar abgezählt
Sakali kann sich erinnern, wie ihn Ikea schon als Arbeitgeber begeisterte, als er noch jobbte. „Im Vergleich zu meinen Freunden, die woanders arbeiteten, war das ein Traum – es gab Arbeitskleidung, die Kantine, Urlaubstage und ein Zeitkonto für Überstunden.“ Die einheitliche Arbeitskleidung habe er schon damals gut gefunden, weil sie den Zusammenhalt stärke.
Auch jetzt als Führungskraft trägt Sakali wie alle anderen Kräfte die leuchtend gelbe Jacke mit dem freundlichen Schriftzug „Hej!“ auf dem Rücken. Vor 13 Jahren, als er anfing, sei das nicht anders gewesen. „Ich saß an der Kasse, und wer kassierte neben mir? Die damalige Leiterin des Hauses, Dinah Rudack.“ Mitarbeiten in der Logistik, Warenannahme oder im Verkauf – laut Sakali auch für Führungskräfte selbstverständlich. „Ich habe wirklich schon alles gemacht“, sagt er lachend. Es gefiel ihm, meterlange Pax-Schrank-Konstruktionen auszutüfteln. „Und klar, ich habe auch Hotdogs ausgeteilt und Köttbullar abgezählt.“
Wie andere Chefs zuvor auch an der Kasse im Einsatz
Mit seinem Team will er nun die Herausforderung eines neuen Einzelhandels-Zeitalters mit zunehmender Digitalisierung meistern. „Früher hat man den Kunden vom Eingang bis zum Ausgang betreut. Heute geht der Einkauf schon auf dem Sofa zu Hause los – und endet dort wieder“, sagt er.
Ein Ende bei Ikea ist für ihn erst einmal nicht in Sicht, steht er doch als Chef dort erst ganz am Anfang. „Ja, und man wird mich auch, wie andere Führungskräfte zuvor, an der Kasse sitzen sehen.“ So wie vor 13 Jahren, als er bei Ikea nur einen Ferienjob wollte.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24.3.2025.