Hennes Bender hat viele Talente: Er ist Komiker, Podcaster und Schauspieler. Mit dem Deutschen Comedypreis wurde er bereits zweimal ausgezeichnet. Am Freitag (28.3.) stattet das Bochumer Urgestein der ausverkauften Stadtbücherei in Kamen einen Besuch ab, um seine neueste Asterix-Übersetzung „Glück auf, der Gallier kommt!“ vorzustellen – seinen neunten Band im Ruhrdeutschen.
Wir hatten vorab das Vergnügen, Hennes Bender ein paar Fragen zu stellen. Dabei ging es unter anderem um den speziellen Ruhrpott-Humor – und das Kamener Kreuz.
Herr Bender, die Geschichten rund um den kleinen Gallier gibt es seit über 60 Jahren, sie sind Kult. Sie lesen in Kamen vor rund 100 Menschen, Tickets gibt es keine mehr. Warum kommen die Comics nach wie vor so gut an?
Das Erstaunliche ist, dass René Goscinny und Albert Uderzo Geschichten geschrieben haben, welche bei ihrem Erscheinen sehr zeitgemäß waren. Die Gentrifizierung in „Die Trabantenstadt“, die Trennung Deutschlands in „Der große Graben“ oder das Bild des Feminismus, gerade in den späteren Bänden.
Als solche sind sie sowohl Sittengemälde der damaligen Zeit, weisen aber auch auf mögliche Veränderungen hin. Einerseits war das sehr visionär. Aber da wir wissen, dass sich Geschichte leider immer wiederholt, haben die Erzählungen auch heute noch Relevanz und spiegeln unsere Gesellschaft in einem anderen Licht wider als damals.
Ich hoffe, mit meinen Übersetzungen alteingesessene und vielleicht schon vergessene Ruhrdeutsch-Begriffe einzubauen und damit zu „retten“, aber auch den neuen Zeitgeist und auch die sich ständig veränderte Jugendsprache einfangen zu können, ohne dabei das Original übers Knie zu brechen. Asterix war, ist und bleibt etwas für jede Generation. Dieser Verantwortung muss man sich bei der Neubearbeitung stellen.
Von insgesamt 40 Asterix-Abenteuern – welche sind die besten Kandidaten für eine Übersetzung ins Ruhrdeutsche?
Man könnte jeden Band übersetzen, aber bei einigen Reisebänden fehlte mir dann doch der Ruhrgebiets-Bezug. Wo sollte ich beispielsweise „Korsika“ verorten? Im Sauerland? Andererseits gibt es Klassiker wie „Bei den Schweizern“ und natürlich „Kleopatra“ welche hier im Regal stehen und dauernd rufen: „Übersetz mich! Übersetz mich!“. Vielleicht werde ich diesem Ruf irgendwann folgen, aber im Moment habe ich noch genug andere Bände, in welchen sich in meiner Sicht die Mentalität des Ruhrgebiets spiegelt.
Das liegt natürlich an den Konflikten, welche die Gallier nicht nur mit den Römern haben, sondern vor allem mit sich selbst! Daher sind die Streitereien unter Asterix und Obelix selbst besonders dankbar, weil sie sich ja zoffen und gleichzeitig lieben. Und natürlich sind die Frotzeleien zwischen Verleihnix und Automatik jedes Mal ein Fest, wenn es ums Übertragen in das Ruhrdeutsche geht. Die Gallier sind von ihrer Art eben doch eigentlich typische Ruhris.

Hand aufs Herz, Herr Bender: Fand unsere schöne Sesekestadt denn schon Erwähnung in einer Ihrer Arbeiten?
Kamen steht tatsächlich noch auf meiner „To Do“-Liste. Wenn Asterix und Obelix irgendwann einmal wieder unterwegs verkehrstechnisch im Stau steckenbleiben, bau‘ ich Euer Kreuz ein. Versprochen! Das wäre dann das „Crux Camensis“!

Wir freuen uns darauf! In den Comics vermitteln Sie allerdings nicht nur regionale Besonderheiten, sondern auch unseren – sagen wir speziellen – Ruhrpott-Humor. Ihre Übersetzungen werden jedoch in ganz Deutschland gelesen. Gibt’s da manchmal Missverständnisse?
So oft, dass das schon Thema in meinem aktuellen Programm geworden ist. Als meine Eltern in den 60er-Jahren von Hessen ins Ruhrgebiet „emigrierten“, waren sie am Anfang ziemlich schockiert über die unverblümte Direktheit und die damit einhergehende Ehrlichkeit hierzulande.
Dass so viel sprachliche Authentizität für manche zu hart rüberkommt, ist Teil unseres Charmes. Ein mittlerweile befreundeter Veranstalter aus Süddeutschland war damals regelrecht verstört, als ich ihn vor lauter Freude mit: „Na, Du altes Scheißhaus!“ begrüßte.
„Asterix, der Gallier“, „Tour de France“ und „Obelix GmbH & Co. KG“ sind drei der Comics, die Sie bereits übersetzt haben. Haben Sie einen Liebling, der im Bender-Repertoire in Zukunft auf keinen Fall fehlen darf?
„Asterix als Legionär“ war immer mein Lieblingsband, daher hatte ich bei dieser Übersetzung am meisten Respekt. Auch, weil ich mich so sehr mit dem unglücklich verliebten Obelix identifizieren und mitfühlen konnte.
Aber jetzt sind als Nächstes erstmal „Der große Graben“ und „Der Seher“ dran. Auch zwei Klassiker, auf deren „Neusynchronisation“ ich mich sehr freue. Beim Teutates!
Dem bleibt nichts hinzuzufügen.